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Ansprache des Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse zur Übernahme des Paul-Löbe Hauses

Es gilt das gesprochene Wort

"Sie werden verstehen, dass ich mich über die Anwesenheit des Sohnes von Paul Löbe besonders freue. Sie ehren damit Ihren Vater und Sie unterstützen die Entscheidung des Deutschen Bundestages, diesem herausragenden Gebäude den Namen seines ersten Alterspräsidenten und langjährigen Reichstagspräsidenten gegeben zu haben. Paul Löbe war und ist ein Vorbild für Demokraten.

Was lange währt, wird endlich gut – diese tröstende Spruchweisheit muss wohl herangezogen werden, wenn wir nun endlich das Paul Löbe Haus in vollem Umfang nutzen können.
Es ist Ihnen, verehrter Herr Braunfels, etwas gelungen, was nun überhaupt nicht selbstverständlich ist: einen sehr großen Bau elegant und überschaubar zu gestalten; einen nüchternen Zweckbau so zu schaffen, dass er repräsentativ und – so empfinde ich es – sehr schön geworden ist. Um diese kreative, künstlerische Leistung zu loben, bin ich besonders gerne hier.
Vor allem hier in dieser großen Halle erschließt sich das wunderbare ästhetische Erlebnis, das dieses Haus zu verschaffen vermag, unmittelbar und eindrücklich.
Die hier in Berlin besonders zahlreichen Gäste und Besucher des Bundestages werden mit diesem ersten Eindruck empfangen werden – und sie werden hoffentlich am Ende ihres Besuches die Gewissheit mitnehmen, dass die Arbeit des Deutschen Bundestages so transparent ist, wie dieses Haus.

Natürlich können wir Parlamentarier selbst, wenn wir es nun beginnen, mit Leben zu erfüllen, am meisten zur Transparenz beitragen. Die runden Sitzungssäle der Ausschüsse sind architektonische Voraussetzungen für den einander zugewandten Dialog. Wir wissen, Demokratie ist ständiger Streit, weil ja niemand die irdische Wahrheit gepachtet hat. Aber Konsens und Kompromiss sind genauso notwendig. Sie nehmen ihren Anfang oft genug in den Ausschussberatungen. Seit einigen Jahren bietet unsere Geschäftsordnung die Möglichkeit, die Öffentlichkeit an diesem Teil der parlamentarischen Arbeit teilhaben zu lassen. Die Sitzungssäle von Herrn Braunfels bieten nun auch die baulichen Möglichkeiten dazu. Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, die den Bundestagsausschüssen vorsitzen, sollten davon fortan beherzter als bisher Gebrauch machen!
Ich danke allen, die dieses Haus gebaut haben, vom Hilfsarbeiter bis zum Handwerksmeister, der Bauleitung, dem Bauherren, der Baukommission des Ältestenrates, Herr Kansy, Frau Iwersen, und noch einmal und ganz besonders dem Architekten. Was Sie hier geplant und entworfen haben, kann sich sehen lassen. Sie können stolz sein auf dieses Werk und wir, die Mitglieder des deutschen Bundestages werden stolz sein auf so einen Arbeitsplatz der Demokratie."

Quelle: http://www.bundestag.de/parlament/praesidium/reden/2001/020
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