"Flüchtlingssituation in Afghanistan nicht so dramatisch wie befürchtet"
Berlin: (hib/BOB) Nach Einschätzung der Bundesregierung hat sich die Flüchtlingssituation in Afghanistan "glücklicherweise" bislang nicht so dramatisch entwickelt wie zunächst befürchtet. Auch wenn man berücksichtige, dass schon vor dem September dieses Jahres die Gefahr einer Hungerkatastrophe bei 3,5 Millionen Flüchtlingen in dem westasiatischen Land und seinen Nachbarstaaten bestanden habe, seien dennoch weitere Anstrengungen erforderlich, erklärte die Regierung am Mittwochnachmittag im Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe. Dies gelte vor allem mit Blick auf den herannahenden Winter. Nach Regierungsangaben gibt es seit Beginn der US-Angriffe auf Afghanistan etwa 135.000 neue Flüchtlinge in Pakistan. Rund 7.000 Menschen befänden sich an der Grenze zum Iran. Die weitere Entwicklung sei schwer vorherzusagen. Das World Food Program (WFP) der Vereinten Nationen liefere über sechs Routen Nahrungsmittel nach Afghanistan. Dabei seien 49 Partner-Nichtregierungsorganisationen behilflich. Die Bundesregierung habe mittlerweile 72 Millionen DM an zusätzlicher humanitärer Hilfe zugesagt.
Auf Nachfrage aus dem Ausschuss räumte die Bundesregierung zudem ein, keinen vollständigen Überblick darüber zu haben, was mit den gelieferten Nahrungsmitteln geschieht, sobald sie die afghanische Grenze passiert haben. Neben zahlreichen anderen Faktoren werde die Verteilung der Hilfsgüter auch durch den von den Taliban erzwungenen Abzug des internationalen Hilfspersonals erschwert. Vertretern des WFP zufolge sei die Zusammenarbeit mit den Taliban "schwierig, aber nicht unmöglich". Sollte die engere Führung der Taliban ausgeschaltet werden, so hieße dies nicht, dass dann auch die humanitäre Versorgung zusammenbräche, so die Regierung weiter. Da Afghanistan ein dezentral organisiertes Land sei, bestünden genügend Möglichkeiten, die weitere Versorgung der Menschen in Angriff zu nehmen. Dazu seien mit Blick auf den Winter auch Luftabwürfe in Vorbereitung.