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Enquete-Kommission "Globalisierung der Weltwirtschaft Herausforderungen und Antworten" des 14. Deutschen Bundestages

AU 14/4 und 4a, Kurzfassung

"Charakter und Ursachen der Globalisierung"
Sachverständiges Mitglied Prof. Dr. Brigitte Young
vorgestellt in der 3. Sitzung am 3. April 2000

Sie erläutert die Ursachen und Wirkungen der Globalisierung aus US-amerikanischer Sicht. Die Globalisierung sei die Antwort auf die ökonomischen Probleme (Stagflation) im angloamerikanischen Wirtschaftsmodell Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre. Die "amerikanische Malaise" hat mit dem Vietnam Krieg und der dadurch ausgelösten Inflation begonnen, die dann mit anderen Faktoren zum Zusammenbruch des Bretton Woods Systems führten. Somit beginnt Anfang der 70er Jahre die erste Welle der Liberalisierung der Finanzmärkte. Die zweite Krise wurde dann durch die OPEC-Preiserhöhungen in den 70er Jahren ausgelöst, die zur "Stagflation" führten. Präsident Carters Antwort auf die Stagflation war die Deregulierung, besonders die Deregulierung der Fluggesellschaften. Politisch war die Schwäche der USA durch die Geiselnahme im Iran 1979 gekennzeichnet. Präsident Reagan kam 1980 mit dem Mandat an die macht, einen Systemwechsel herbeizuführen. Im Zentrum der Reaganpolitik stand die Ideologisierung der Keynesianischen nachfrageorientierten Wirtschaftsordnung und der Angriff auf den Sozialstaat. Die Chicago-School, gestützt auf die Theorien von Friedrich v. Hayek, lieferte die ideologische Alternative, die durch die neugegründeten konservativen think-tanks medial in den Talk-Shows als Rettungsanker der amerikanischen Wirtschaft propagiert wurde. Dieser ökonomische Systemwandel war vorerst eine innenpolitische Auseinandersetzung zwischen Anhängern des angebotsorientierten Wirtschaftsmodells und den Neoklassikern. Erst der Zusammenbruch des Sowjetimperiums und die rasante digitale Technologie- und Kommunikationsentwicklung ermöglichte die globale Diffusion dieses neoliberalen Modells. Die Globalisierung - interpretiert als "american way of life" - wurde einerseits als außenpolitischer Sieg gegen das sowjetische Modell gefeiert und andererseits als innenpolitischer Sieg gegen die "amerikanische Malaise" der 70er Jahre. Dies erklärte die mehrheitlich positive Reaktion auf die Globalisierung in den USA. Der wissenschaftliche Diskurs über die Globalisierung sei hingegen differenzierter. In einem Überblick stellt Frau Prof. Dr. Brigitte Young dann die Kritiker der Globalisierung und des neoliberalen Wirtschaftsmodells dar, und hebt besonders die Argumentation von Barry Bluestone hervor, der zeigt, dass das neoklassische Wachstumsmodell (Haushaltskonsolidierung, freie Kapital- und Handelsmärkte, Flexibilisierung der Arbeitsmärkte, Anti-Inflationskurs) nicht den Wachstumsschub in den USA auslöste, vielmehr ist der Wachstumsschub durch die hohen Konsumausgaben der US-amerikanischen Haushalte sowie durch die hohen Renditeerwartungen der Investoren auf den Aktienmärkten zu erklären. Das sachverständige Mitglied moniert, dass die Kritiker einzelne Aspekte der Globalisierung aufgreifen, aber das System als ganzes, als "american way of life" nicht in Frage stellen

Quelle: http://www.bundestag.de/parlament/kommissionen/archiv14/welt/weltto/weltto103_au1404kurz
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