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März 02/1999
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Ausgewählt aus der Sammlung des Bundestages

Berlin Mitte II,1991, Aquarell
Ulrich Baehr, Berlin Mitte II,1991, Aquarell

Besucher des Parlamentes in Bonn werden sich sicherlich an die leuchtend rote Stahlskulptur am Rheinufer vor dem Plenargebäude erinnern. Diese gehört zu den rund 3.000 Kunstwerken, die der Deutsche Bundestag in den vergangenen drei Jahrzehnten angekauft hat. Vor dem Umzug nach Berlin und als Dankeschön an Bonn stellt der Deutsche Bundestag seit dem 19. Februar bis zum 16. Mai 1999 den Bürgerinnen und Bürgern rund 100 Stücke seiner Kunstsammlung - allerdings nur die Arbeiten auf Papier - in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn vor. Zum ersten Mal haben auf diese Weise die Besucher die Gelegenheit, Kunstwerke aus dem Parlamentsbesitz zu besichtigen, die ansonsten über zahlreiche, der Öffentlichkeit nicht zugängliche Parlamentsräumlichkeiten verteilt sind.

Kunstaustellung

ARBEITEN AUF PAPIER

Für die Abgeordneten gibt es die sogenannte Artothek. Das heißt, sie können sich aus der Sammlung eine Arbeit für ihr Büro ausleihen, die ihnen besonders gut gefällt. Meist wird allerdings nach hellen und freundlichen Bildern gefragt, doch stellt oft auch ihre politische Relevanz ein Auswahlkriterium dar", berichtet Dr. Andreas Kaernbach vom Sekretariat des Kunstbeirates des Deutschen Bundestages, einem aus elf Abgeordneten aller Fraktionen bestehenden Gremium, welches über den Zukauf neuer Werke entscheidet.

Daß die Kunst für den Alltag politischer Mandatsträger von großem Nutzen ist, machte Bundestagsvizepräsident Hermann Otto Solms (F.D.P.) anläßlich der Eröffnung der Ausstellung deutlich.

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Günther Uecker
Farbfächer, 1966, Farbserigraphie

Bei Interviews, die er in seiner Funktion als Fraktionsvorsitzender gegeben habe, sei hinter ihm ein Bild von Norbert Prangenberger zu sehen gewesen. Die Leute hätten dann häufig hinterher begeistert angerufen. "Da sehen sie, daß der schlechte Eindruck, den ich vielleicht vorher gemacht habe, durch das schöne Bild wieder wettgemacht wurde", so Solms.

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Jürgen Partenheimer,
Ohne Titel,
1992,
Mischtechnik u. Papiercollage auf Bütten

Seit dem Ende der sechziger Jahre wurde die Kunstsammlung des Deutschen Bundestages kontinuierlich aufgebaut. Den Grundstock der Sammlung legte der frühere Bundestagsabgeordnete und Professor an der Akademie Düsseldorf Gustav Stein. Seit 1976 wurden die Entscheidungen über Neuankäufe für die Sammlung von den Abgeordneten der Kunstkommission bzw. später des Kunstbeirats des Deutschen Bundestages getroffen.

Im Verlaufe der Ankaufs- und Sammeltätigkeit bildeten sich Schwerpunkte heraus, die in der Ausstellung in vier Abteilungen veranschaulicht werden: In einem Prolog werden Werke jener Künstler vorgestellt, die den Neubeginn deutschen Kulturlebens in der unmittelbaren Nachkriegszeit durch den Brückenschlag zu den in der Zeit des Nationalsozialismus verfemten Künstlern des Expressionismus eingeleitet haben.

Daran schließen sich die Arbeiten des Tachismus bzw. Informel aus den fünfziger Jahren an. Sie machten die Orientierung der westdeutschen Künstler an Kunsttendenzen bei ihren westlichen Nachbarn in Frankreich, Italien sowie in den Vereinigten Staaten deutlich. Abstrakte Kunst wurde zum Sinnbild demokratischer Freiheit. Die sechziger Jahre setzten die Hauptlinie in der ungegenständlichen Kunst fort, es herrschten jedoch geometrisch-konstruktive Bildfindungen vor, wie sie für Op Art und Konkrete Kunst kennzeichnend sind.

Die drei den vierziger, fünfziger und sechziger Jahren gewidmeten Abschnitte reflektieren die Sammeltätigkeit Gustav Steins und seine zusammenfassende Rückschau auf die Kunstentwicklung der Nachkriegszeit aus dem Blickwinkel des Jahres 1969. Neben prominenten Künstlern wie Josef Albers, Willi Baumeister, Ernst Wilhelm Nay oder Emil Schuhmacher sind auch weniger bekannte Künstler präsent, deren Werke der Besucher in der Ausstellung entdecken kann.

In der anschließenden Abteilung werden Papierarbeiten der achtziger und neunziger Jahre, zum Beispiel von Georg Baselitz, Michael Morgner, Strawalde oder Bernd Zimmer präsentiert. Seit der Wiedervereinigung hat das Interesse des Kunstbeirats des Deutschen Bundestages besonders Künstlern aus den neuen Bundesländern gegolten, so daß Arbeiten dieser Künstler neben den bekannten Namen aus der westdeutschen Kunstszene im Vordergrund stehen. Dieser besondere Akzent in der abschließenden Abteilung verweist bereits auf den Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin und stellt damit einen Bezug zum Thema dieser "Abschiedsausstellung" her.

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Henning Kürscher
Blaue Halbfiguren, 1989,
Papiercollage u. Mischtechnik auf Packpapier
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Katalog zur Ausstellung
Arbeiten auf Papier aus der Sammlung des Deutschen Bundestags

Gustav Stein gehört zu den bedeutenden Persönlichkeiten der Kulturförderung in der Bundesrepublik Deutschland. Er selbst war ein ausgewiesener Kunstsammler und Kunstkenner und hatte eine reichhaltige Kunstsammlung aufgebaut, die von Handzeichnungen der Romantiker über Werke deutscher Expressionisten bis zur Gegenwartskunst reichte. Besonders eindrucksvoll war seine Skulpturensammlung mit Werken von Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Hans Arp, Marino Marini, Max Ernst, Ewald Mataré und Emil Cimiotti, um nur einige der bedeutendsten dort vertretenen Künstler der internationalen Bildhauerkunst nach 1945 zu nennen. Mit vielen dieser Künstler verband Gustav Stein persönliche Bekanntschaft. Darüber hinaus nahm er einen Lehrauftrag für Soziologie der Kunst an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf wahr.

Der Förderung der Künste durch die Wirtschaft verlieh Gustav Stein einen bis heute hohen Stellenwert, indem er beispielsweise zusammen mit Theodor Heuss 1951 den Kulturkreis der Deutschen Industrie begründete. Eine ebenso bedeutende Rolle spielt er in der institutionellen Geschichte des Designs in der Bundesrepublik Deutschland, u.a. durch sein Mitwirken im "Gestaltkreis im Bundesverband der Deutschen Indu-strie", im "Rat der Formgebung" oder bei der Gründung des Internationalen Design Zentrums in Berlin. Zeitweise war er Vorsitzender der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft.

G. Stein CDU/CSU

PROFESSOR GUSTV STEIN wurde am 19. April 1903 in Duisburg geboren. Während der Weimarer Republik engagierte er sich in der liberalen Deutschen Staatspartei. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er im Auftrag der Engländer den Verband der Chemischen Industrie von Nord-rhein-Westfalen und wurde 1957 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Von 1961 bis 1972 gehörte er dem Deutschen Bundestag als Abgeordneter der CDU/CSU an. Er starb am 21. Oktober 1979 in Lüneburg.

KUNST- UND AUSSTELLUNGSHALLE DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND

Museumsmeile Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 4
53113 Bonn
Tel.: 0228-9171-200
Internet: www.kah-bonn.de
Öffnungszeiten
Dienstag und Mittwoch 10-21 Uhr
Donnerstag bis Sonntag
10-19 Uhr
Freitag für Schulklassen ab 9 Uhr geöffnet

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1999/bp9902/9902079
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