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Das Parlament
Nr. 07 / 14.02.2005

 
Bundeszentrale für politische Bildung
 

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O. Ulrich Weidner

Aufgekehrt...

Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist, lautet ein bekanntes deutsches Sprichwort. Dies gilt allerdings nicht für Berlin, denn hier wird am liebsten – heftig assistiert von der scharf konkurrierenden Lokalpresse – über ungelegte Eier spekuliert. Da geht es einmal um den Zeitpunkt, wann der erste transkontinentale Jet in Schönefeld abhebt (gerade ist das Planungsverfahren eingeleitet worden), um elf Hochhäuser rund um den Alex (Büroflächen stehen in Fußballfeld-Größe leer und auch Donald Trump ist längst ausgestiegen), um die Kanzler- U-Bahn (die jetzt als Torso zwischen Lehrter Bahnhof und Brandenburger Tor gebaut wird, aber nur, weil das vom Bund vorgeschossene Geld längst anderweitig verbraten wurde und nun Rückzahlung drohte). Der kurioseste Streit tobt aber zurzeit in den Leserbriefspalten der Zeitungen. Worüber? Über den Namen des fusionierten Bundeslandes, das aus Berlin und Brandenburg bestehen soll. Man erinnere sich: Es ist gerade einmal ein paar Jahre her, da haben die Brandenburger Bürger den Zusammenschluss abgelehnt, während die Berliner dafür waren. Die Regierungen in Berlin und Potsdam haben jetzt einen neuen Anlauf beschlossen, der aber frühestens 2013 Wirklichkeit werden könnte, wenn denn diesmal nicht gerade die Berliner Njet sagen...

Die Stimmung zwischen den Brautleuten ist ohnehin nicht die beste, wollen die Brandenburger erst einmal die Berliner entschuldet sehen, und hat Berlins Finanzsenator mit dem Hinweis, es gebe ohnehin nur ein Land Berlin "mit angeschlossener Landschaftspflege" die Brandenburger in Rage gebracht. Und alle beteiligen sich an der verfrühten Diskussion, wie das Land denn nun heißen sollte. Berlin, Berlin-Brandenburg, Brandenburg-Berlin? Oder, da Brandenburg mehr umfasst als die alte Mark, vielleicht sogar Brandenburg-Preußen? Jedenfalls ist die Mehrzahl der Berliner gegen den Wegfall "ihres" Berlins. Berlin soll aus 97 ehemaligen Dörfern bestehen, wobei solche wohlhabenden Städtchen wie Charlottenburg oder Spandau die Eingemeindung zum Teil bis heute nicht verkraftet haben. So heißt es richtig: Spandau bei Berlin. Und auch der Streit bei der Zusammenlegung der Berliner Bezirke sorgte monatelang für rhetorisches Geplänkel. So sollte der Prenzlauer Berg künftig Pankow genannt werden – eigentlich undenkbar!

Das alles hat sich inzwischen etwas gelegt. Und auch diese Kolumne soll mit einem konstruktiven Vorschlag enden: Es geht uns um das künftige Wappentier. Bekanntlich hat Berlin den schreitenden Bären (in schwarz) und Brandenburg den märkischen Adler (in rot). Als neues Wappentier bietet sich also der adlergeflügelte Bär an. Nur in welcher Farbe? Rot, schwarz oder schwarz-rot? Darüber kann jetzt noch ein paar Jahre trefflich diskutiert werden – jede veröffentlichte Meinung zählt. Falls man nicht einig wird, kann ja das Volk auch hierüber befinden. Wenn die Berliner überhaupt noch heiraten wollen.

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