"Schiller ist jede Woche ein anderer"
Schiller in der heutigen Zeit: Ein Gespräch
mit dem Literaturwissenschaftler und Schillerbiografen
Peter-André Alt
An Werkausgaben Schillers und an Büchern
über den Dichter herrscht kein Mangel. Gerade in jüngster
Zeit sind wieder mehrere große Biografien erschienen, die
bestätigen, dass jede Epoche erneut über ihre großen
Dichter und Denker nachdenkt. Zu den herausragenden Büchern
über Schiller gehört die zweibändige Biografie von
Peter-André Alt. Professor Alt, Jahrgang 1960, lehrt an der
Universität Würzburg, wohnt aber in Berlin. So war es ein
kurzer Weg zu ihm und zu einem anregenden Gespräch über
den Dichter. Für den hochgewachsenen, ungemein jugendlich
wirkenden Wissenschaftler steht die Bedeutung Schillers außer
Frage; als ständige Aufgabe sieht er die Vermittlung und
"Übersetzung" Schillers.
Das Parlament: Sie haben eine eine
große, sehr wohlwollend aufgenommene und preisgekrönte
Biografie über Friedrich Schiller geschrieben. Welche
Eigenschaften an Schiller, welche seiner Werke schätzen -
lieben - Sie in besonderem Maße?
Peter-André Alt: Was mich immer
wieder neu fasziniert, ist die intellektuelle Dynamik Schillers und
die Tatsache, dass er sich permanent verändert. Goethe hat
einmal gesagt: "Schiller ist jede Woche ein anderer gewesen", und
das bezieht sich auf die Fähigkeit, sich ständig neue
Denkhorizonte zu erschließen. Wenn man sich lange mit Schiller
beschäftigt, gewinnt man die Chance, an dieser Erweiterung der
Denkhorizonte teilzuhaben.
Sollte ich die Texte seines ¼uvres
anführen, die mich am meisten fesseln, so ist das fraglos eine
subjektive Auswahl. Im Bereich der Dramen schätze ich
besonders "Die Verschwörung des Fiesko zu Genua", ein Drama im
Film-Stil, eine große Haupt- und Staatsaktion mit
mächtigem Pathos, wunderbaren Intrigen und ungeheurem Schwung;
es ist schade, dass die Bühnen dieses Stück so selten
aufführen.
Im Bereich der Lyrik nenne ich die Elegie
"Das Glück" - ein Text, der das traditionelle Vorurteil,
Schiller sei ein Pathetiker, dessen Verse klappern, Lügen
straft. Im Bereich der Erzählkunst schätze ich
vornehmlich "Der Verbrecher aus verlorener Ehre". Mir scheint aber,
dass Schiller seine wahren Qualitäten als Erzähler auf
dem Feld der Geschichtsschreibung und der Kulturphilosophie
entfaltet hat.
Das Parlament: Was ist heute
eigentlich ein Klassiker? Ist er ein abgehobener
Säulenheiliger, oder muss er uns ganz besonders etwas angehen?
Worin ist Schillers ein Klassiker?
Peter-André Alt: Etwas paradox
formuliert, könnte man sagen: Ein Klassiker ist ein Autor,
dessen Namen jeder kennt, ohne dass sein Werk gelesen wird.
Andererseits zeichnet es einen Klassiker aus, dass man ihn immer
wieder neu lesen und seinen Texten immer wieder neue Bedeutungen
zuschreiben kann. Das gilt für Schiller ähnlich wie
für andere bedeutende Autoren der deutschen Literatur. Das
Vergessen in dem Sinne, dass es keine Auseinandersetzung mehr mit
einem Autor gibt, bedeutet zugleich eine Chance für eine
Wiederentdeckung. In der aktuellen Schiller-Renaissance sind
zumindest die Spuren solcher Wiederentdeckung
auszumachen.
Das Parlament: Und was entdeckt man
dabei an Schiller besonders?
Peter-André Alt: Ich glaube, dass
man den Politiker Schiller - den politischen Kopf, müsste man
besser sagen - entdeckt, den Autor, der Politik und Psychologie
zusammenführt. Schiller inszeniert seine Figuren in
geschichtlichen Entscheidungskonstellationen, die sie in
Grenzsituationen zwingen. Er zeigt uns nicht nur die
Mächtigen, sondern er demonstriert auch, was in ihren
Köpfen vorgeht. Hier wird das Wechselspiel von Macht und
Ohnmacht, zugleich aber das Zerbrechen der Ideale an der
politischen Wirklichkeit sichtbar. Das sind Perspektiven, die
Schiller gerade als Dramatiker eminent modern und gegenwärtig
machen.
Das Parlament: An welchen Figuren
könnten Sie das besonders deutlich machen?
Peter-André Alt: Man muss zuerst
an den Marquis Posa aus dem "Don Carlos" (1787) denken, der zwei
Jahre vor dem Ausbruch der Französischen Revolution schon
Glanz und Elend dieser Revolution vorweg nimmt. Posa zeigt die
Höhenflüge des politischen Idealdenkens, aber auch dessen
Umschlag in den Despotismus der Manipulation. Schillers Marquis
Posa ist ein europäischer Aufklärer, der in dem
Augenblick, da er in den Bannkreis der Macht gerät, seine
Ideale an eine Politik der Taktik und der Strategien verrät.
Man muss gar keine zeitgenössischen Beispiele anführen;
jedem wird da das eine oder andere als aktueller Bezugspunkt selbst
einfallen.
Ebenso könnte man an Wallenstein denken,
den Realpolitiker, der unter dem Diktat seiner eigenen Intrigen das
Lager wechselt, undurchsichtig bleibt, das Register der Diplomatie,
der Verstellungskunst und des Machiavellismus durchspielt - der
"Homo politicus" schlecht hin. Er ist ein Mann der Taktik, keiner,
mit dem man idealistischen Staat machen kann. Wallenstein bildet
das Musterbeispiel für die Handlungszwänge und die
Zweckrationalitäten, denen die Welt der Mächtigen
gehorcht - auch unter heutigen Bedingungen.
Das Parlament: Sind es auch Schillers
Ideale von Menschenrechten und Freiheit, die noch heute -
vielleicht auch wegen seines Pathos - so sehr ansprechen, oder ist
es eher etwas Überholtes, das in die moderne Zeit gar nicht
mehr so recht passt?
Peter-André Alt: Man muss
zunächst einmal sehen, dass Idealismus bei Schiller nicht
heißt, dass die Erwartung besteht, die Welt werde sich auf
einen Schlag verbessern. Idealismus entspringt vielmehr dem
Unbehagen an den herrschenden Verhältnissen; das ist etwas
fundamental anderes. Schillers Unbehagen entzündet sich an der
Unzufriedenheit mit dem Ancien Regime, mit dem europäischen
Absolutismus.
Was Schiller als Zeitkritiker interessant
macht, das ist sein europäischen Denken. Schiller ist weder
Patriot noch Nationalist - wobei der Begriff für das
frühe 19. Jahrhundert ohnehin kaum in Anschlag kommen kann. Er
lässt sich vor keinen nationalistischen Karren spannen, aber
er ist postum ,gespannt' worden! Die Schiller-Rezeption hat das bis
in die 50er-Jahre immer wieder versucht. Nationale Aneignungen
gehen jedoch vollkommen am Geist und Buchstaben von Schillers
¼uvre vorbei, weil er in allen politischen und geschichtlichen
Zusammenhängen europäisch dachte, - als Historiker in
seinen großen Abhandlungen über die niederländische
Revolution und die Geschichte des Dreißigjährigen
Krieges; als Geschichtsdramatiker, der europäische Stoffe aus
der französischen, der englischen, russischen und der
Schweizer Geschichte verarbeitet. Nicht zuletzt ist er
Europäer durch seine persönliche Bildungsgeschichte, die
ihn mit der französischen und englischen Aufklärung in
Kontakt gebracht hat.
Das Parlament: Wie kommt es dann, dass
ein Autor, der so international dachte, im 19. Jahrhundert derart
für nationalistische Bestrebungen eingespannt wurde und sich
dafür auch zu eignen schien?
Peter-André Alt: Es sind die
Zeiten der bürgerlichen Revolution in der Mitte des 19.
Jahrhunderts, die in Schiller einen Autor sehen, der für
Umwälzungen eintritt und mit den politischen
Verhältnissen unzufrieden ist. Das war der erste Schritt zur
Instrumentalisierung. Sie bestand darin, Schiller verfügbar zu
machen für eine bürgerliche Idee, obgleich fraglich ist,
ob er, der von einer ,Monarchie der Vernunft' träumte,
wirklich ein geschworener Demokrat geworden wäre. Später
ist Schiller dann dasselbe wie anderen Autoren der deutschen
Literaturgeschichte - Lessing zum Beispiel - widerfahren. Er wurde
nationalistisch eingemeindet, weil es zur zeitgenössischen
Kulturpolitik passte, ohne dass sein Werk jedoch
Anknüpfungspunkte für solche Usurpationsakte bot. Im
Zeitalter des europäischen Imperialismus, der sich
ausbildenden großen Nationalstaaten, gehörte es
offensichtlich zur Klassiker-Rezeption, dass man sie zur
Unterstützung nationaler Ideen benutzte. Das hat es
ähnlich auch in Frankreich oder in Großbritannien
gegeben.
Das Parlament: An welche Autoren
würden Sie da denken?
Peter-André Alt: Die
Shakespeareverehrung in England war geraume Zeit auch von
nationalen Interessen geprägt, ebenso in Frankreich die
Rezeption des Klassizismus eines Corneille oder Racine. Damit will
ich nicht verteidigen, was in Deutschland geschehen ist. Man muss
das aber - zumindest was das 19. Jahrhundert angeht - in eine
unheilvolle europäische Tradition des Umgangs mit nationalen
Klassikern einbetten.
Das Parlament: Briefmarkensammler
wissen, dass auf den Marken des deutschen Kaiserreiches der
Schillerspruch aus dem Rütlischwur "Seid einig, einig, einig"
stand. Das ist vielleicht ein markantes Beispiel?
Peter-André Alt: Ja, aber es
zeigt zugleich, wie missbräuchlich solche Zitatanwendungen
sind. Der Rütli-Schwur bezieht sich bei Schiller auf eine
Revolution, in der konservative und progressive Elemente
zusammenwirken. Diese Revolution will etwas Altes - das
Selbstverwaltungsrecht der Kantone - wiederherstellen und zugleich
neue soziale Freiheit gewinnen, indem sie den Adel programmatisch
ausschließt. Für eine tragende Staatsidee war diese
idealtypische Revolution schwerlich zu bemühen. Im
übrigen liefert Schillers "Wilhelm Tell" ein historisches
Beispiel, das für das Wilhelminische Kaiserreich kaum passt,
weil es ganz anderen geschichtlichen Voraussetzungen
unterliegt.
Das Parlament: Ein eigenes Thema ist
Schillers Sprache. Sein großes Gedicht "Die Glocke" scheint
sich ja besonders für die Satire zu eignen. Kann diese Sprache
eigentlich noch jüngere Menschen ansprechen und
überzeugen? Wie muss man mit dieser Sprache und damit
überhaupt mit dem Dichter umgehen, um ihn für die
Aktualität zu gewinnen oder ihn interessant zu
machen?
Peter-André Alt: Es gibt mehrere
Felder, auf denen das möglich ist. Am direktesten
zugänglich ist zunächst einmal die Lyrik, die junge Leser
durchaus ansprechen kann. Ich stelle das gerade bei meinem
jüngsten Sohn fest, der in der Schule Schiller liest. Er lernt
"Die Bürgschaft" auswendig, - aber nicht, weil ich
darüber geschrieben habe, sondern weil ihn der Rhythmus von
Schillers Sprache begeistert. Das zweite Feld ist das Theater, das
hier eine ganz zentrale Funktion hätte, und das dritte
wäre der Bereich der Prosa. Schiller ist ein brillianter
Prosaautor. Er versteht es, auch komplexe begriffliche
Zusammenhänger und abstrakte Kontexte so darzustellen, dass
sie anschaulich und fassbar werden.
Man muss sich dabei lösen von der
Festlegung auf die Sentenzen, die früher einmal im "Lexikon
der geflügelten Worte" gesammelt wurden. Man sollte Schillers
Texte befreien aus der eisigen Erstarrung, in die sie solche
Sammlungen versetzt haben. Man muss sie auflösen und in die
Zusammenhänge zurückführen, aus denen sie
hervorgegangen sind. Dann wird Schiller als Sprachmeister, als
Autor mit einer unerhörten rhetorischen Dynamik, wieder
fesseln.
Das Parlament: Ich erinnere mich an
eine WDR-Lesung des "Abfalls der Niederlande" über ein ganzes
Wochenende. Das war außerordentlich interessant. Man hatte den
Eindruck, man hört Schiller mitunter besser als man ihn lesen
kann.
Peter-André Alt: Richtig.
Schiller ist zugänglich über das Medium der
Mündlichkeit. Bei eigenen Vorträgen spüre ich die
Wirkung, die Schiller-Zitate bei den Zuhörern hinterlassen. Am
Ende vernimmt man oft die Frage: Woher kommt das eigentlich? Wo
kann ich das nachschlagen? Das wirkt ja überwältigend!
Man muss Schiller in der Tat hören; und über das
Hören darf man ihn dann intellektuell auf sich wirken
lassen.
Das Parlament: Einer unserer Autoren
in dieser Ausgabe ist Deutschlehrer an einem Gymnasium. Er
unterrichtet in Förderkursen der Oberstufe. Er sagte, der
Unterricht über Schiller sei zu Beginn wie ein
Fremdsprachenunterricht. Man steige ein wie in eine fremde Sprache;
man müsse Schiller erst einmal "übersetzen", danach laufe
es oft ganz hervorragend.
Peter-André Alt: Diese Erfahrung
macht man auch an der Universität. Vielleicht sind die Wege
hier kürzer, aber nicht so viel kürzer. Die Studierenden
bringen wenig Schillerkenntnisse mit, und die Barrieren, die man
überschreiten muss, um ins 18. Jahrhundert zu treten, sind
nicht unerheblich. Andererseits ist die Bereitschaft, diese
Überquerung zu wagen, sehr groß. Was fremd ist, kann man
sich neu erschließen.
Das Parlament: Warum versagt
eigentlich unser Theater vor Schiller? Er ist doch der dramatische
Dichter in der deutschen Sprache, zumindest im 18./19. Jahrhundert.
Warum versagen die Bühnen oder bringen nur schwierige und oft
unbefriedigende Aufführungen zustande?
Peter-André Alt: Schiller ist
sehr wohl in den Spielplänen präsent. Die Frage ist nur,
ob ihn die Inszenierungen wirklich nahe bringen. Und ob wir einen
Schiller sehen können, der auch zur Lektüre seiner Texte
anregt. Gerhard Stadelmaier von der "Frankfurter Allgemeinen
Zeitung" hat zurecht gesagt: Es gibt kaum noch deutsche
Schauspieler, die Schiller sprechen können.
Da liegt sicherlich ein Problem. Die
Ausbildung der Schauspieler setzt heute sehr viel stärker als
früher auf die physische Aktion als auf die Stimmerziehung;
eine körperverliebte und sprachferne Regie unterstützt
diese Tendenz, statt die Balance zwischen beiden Bereichen zu
wahren. Doch es gibt interessante Schilleraufführungen,
beispielsweise Andrea Breths Inszenierung des "Don Carlos" am
Wiener Burgtheater.
Angesichts der Notwendigkeit, Schillers
Theatralität im Wechselspiel von Rhetorik und performance zu
demonstrieren, ist es ein Skandal, dass die von Peter Stein
geplante "Wallenstein"-Aufführung nicht realisierbar zu sein
scheint. Er hat ein Konzept, er hat auch Geldgeber und was
geschieht? Peter Stein muss nach Frankfurt fahren, um dort in einer
Matinee auszugsweise aus Schillers Text zu lesen, statt ihn
inszenieren zu dürfen. Dass auch in der Hauptstadt kein
Theater-raum zur Verfügung steht, um das faszinierende Projekt
einer ungekürzten "Wallenstein"-Aufführung Wirklichkeit
werden zu lassen, ist zutiefst bedauerlich.
Das Parlament: Haben wir nicht mehr
die Intendanten, die dafür ein Gespür haben? Oder sind
sie mehr auf moderne Themen und moderne Autoren fixiert, dass ihnen
anderes gar nichts mehr sagt?
Peter-André Alt: Man sollte
dieses kritische Votum nicht grundsätzlich verallgemeinern. Es
gibt unter den ganz jungen Regisseuren solche, die neue Wege gehen.
Und das heißt: Wege, die erneut einen analytischen Zugriff auf
klassische Texte ermöglichen, der bei den meisten aktuellen
Inszenierungen fehlt. Denn das ist ja das Entscheidende, dass man
sich zunächst intellektuell auf ein Drama einlässt, so
wie das früher in der Berliner Schaubühne der Fall war,
um dann auch einen physisch-theatralischen Zugang zu finden. Das
Repräsentieren der Rolle im Raum der Bühne ist immer auch
ein körperlicher Akt. Aber es muss der geistige Zugang als
Fundament da sein, sonst wird man Schiller verfehlen und sich auf
plattes Land begeben.
Das Parlament: Immer wieder wird das
Thema "Schiller und Goethe" angesprochen. Sicher ist es ganz
schwierig, in wenigen Sätzen dazu etwas Präzises zu
sagen. Dennoch, - worin liegen die Unterschiede und welches sind
die vielleicht viel größeren Gemeinsamkeiten?
Peter-André Alt: Goethe ist
sicherlich der Autor, der die komplexeren und ambivalenteren
Charaktere bietet. Er ist womöglich auch für Zeiten, in
denen man sich mit der eigenen Seele beschäftigt, der
attraktivere Autor - der Unausschöpfbarere. Er erweist sich
als Künstler, der nicht auf Begriffe zu bringen ist. Schiller
dagegen bleibt berechenbarer, aufgeklärter.
Goethe ist sicherlich der gewichtigere
Erzähler. Schiller dagegen besaß ein Theatertemperament,
über das Goethe, wie er selbst wusste und stets hervorhob,
nicht verfügte. Schiller ist der deutschsprachige
Geschichtsdramatiker schlechthin und der Vertreter eines Typs des
politischen Dramas, wie er im 19. Jahrhundert leider nicht mehr
fortgeführt wurde.
Die Gemeinsamkeit Goethes und Schillers liegt
im Versuch, die Idee einer ästhetischen Erziehung des
Publikums durch Theater und Zeitschriften zu einem verbindenden
Projekt zu machen. Man muss aber sehen, dass die Zusammenarbeit
beiden die sie trennenden Gegensätze durchaus präsent
gemacht hat. Am Anfang waren diese Gegensätze Gründe,
nicht zu kooperieren, später bildeten sie ein produktives
Moment dieser singulären Arbeitsfreundschaft.
Das Parlament: Jetzt beginnt, oder
besser, jetzt sind wir schon fast mittendrin im viel zitierten
Schillerjahr. Was erwarten sie sich eigentlich von all diesen
Bemühungen?
Peter-André Alt: Auf zwei Ebenen
wünsche ich mir eine über das Jubiläumsjahr
hinausgehende Präsenz Schillers. Einmal im Bereich der
Schulen. Schiller war für einige Zeit in den Lehrplänen
kaum gegenwärtig, aber das scheint sich zu ändern. Zum
zweiten wünsche ich mir, dass das Theater die Vielfalt von
Schillers ¼uvre entdeckt.
Sicher sind "Kabale und Liebe" und "Maria
Stuart" fesselnde Stücke, aber es gibt keinen Grund, sich
immer wieder auf sie allein zu konzentrieren. In diesen Punkten
hoffe ich, dass der Jubiläumstrubel, der im publizistischen
Bereich auch manche Profanität hervorgebracht hat, dauerhaft
und substantiell wirkt.
Im Übrigen bin ich guter Hoffnung, denn
nach dem ersten Schillerjubiläum kommt stets ein zweites
Schillerjubiläum. In vier Jahren haben wir wieder ein
Gedenkjahr, - dann eines, das eher Anlass zum Feiern bietet, denn
es wird uns an den 250. Geburtstag des Autors erinnern. Grund genug
also, Schiller nicht aus den Augen zu verlieren.
Das Parlament: Herr Professor Alt,
herzlichen Dank für dieses Gespräch.
Das Interview führte Dirk Klose
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