Hartmut Hausmann
Kontrolle der Finanzen bleibt Stein des
Anstoßes
EU-Parlament entlastet den Haushalt der
Europäischen Kommission
Das Europäische Parlament hat der Brüsseler Kommission
ohne größere Beanstandungen die Entlastung für den
Haushalt 2003 erteilt. Bei diesem für die Europaabgeordneten
wichtigen politischen Verfahren wird auf der Grundlage des
Prüfungsberichts des Europäischen Rechnungshofs die
ordnungsgemäße Verwendung der EU-Gelder bewertet. Dabei
hatte es in früheren Jahren regelmäßig harte
Auseinandersetzungen zwischen Parlament und Kommission wegen
Schlamperei, Verschwendung und nicht aufgedeckter Betrugsfälle
gegeben. Nicht selten wurde die Entlastung ausgesetzt oder mit
Auflagen versehen. 1999, im Jahr der Europawahl, führte das
Verfahren sogar zum Rücktritt der Kommission unter Jacques
Santer. Seit 2001 verlaufen die jährlichen Entlastungsdebatten
wesentlich undramatischer. Dazu haben neben neuen Statuten
innerhalb der Kommission auch deren Bemühungen um mehr
Transparenz gegenüber dem Parlament und dem Rechnungshof
beigetragen. Die Einrichtung einer eigenständigen
EU-Betrugsbekämpfungsbehörde hat die Ausgabentransparenz
zwar verbessert, dennoch wird die Verwendung der europäischen
Gelder weiter scharf beäugt - auch wenn die Luxemburger
Rechnungsprüfer, zu dem Ergebnis kommen, dass die Ausgaben des
getätigten Haushalts "im Wesentlichen rechtmäßig und
ordnungsgemäß waren".
Denn an der Schwachstelle des Finanzmanagements der EU hat sich
wenig geändert: Rund 80 Prozent der EU-Gelder werden von den
25 Mitgliedstaaten selber im Auftrag für die Kommission
ausgegeben. Unbefriedigend ist dabei vor allem, dass die Verwendung
der Gelder von den gleichen Stellen kontrolliert wird, die sie
ausgeben, weil dies von Brüssel aus nicht möglich
wäre. Deshalb fordert das Parlament in seiner
Entschließung, dass die Kommission in den Bereichen der
geteilten Verwaltung der EU-Gelder schnellstmöglichst Mittel
und Wege finden müsse, um die Verantwortlichkeit der
Mitgliedstaaten zu verbessern.
EU-Mittel werden leichter ausgegeben
Denn es sei offensichtlich, dass die nationalen Regierungen mit
EU-Mitteln oft nicht genauso sorgsam umgingen wie mit den eigenen,
für die sie haftbar gemacht werden können. Das Parlament
schlägt daher vor, dass die 25 Finanzminister jedes Jahr vor
der Auszahlung der Gelder durch Brüssel erklären sollten,
dass neben der korrekten Verwendung der Gelder auch
ordnungsgemäße Kontrollsysteme eingesetzt
würden.
Sollten sich die EU-Finanzminister weigern, droht das Parlament
vorsorglich schon einmal Schwierigkeiten bei der neuen
EU-Finanzplanung an. Der britische Berichterstatter Terence Wynn
sprach sich dafür aus, dass das gegenwärtige
Kontrollsystem zu einer "globalen Offenlegungserklärung durch
jedes Mitgliedsland" führen müsse. Unterstützt wird
er dabei von Haushaltskommissar Siim Kallas. Auch er will noch im
Sommer einen entsprechenden neuen Vorschlag für bessere
Kontrollen bis zum Jahr 2005 vorlegen.
Die Entlastung der übrigen EU-Institutionen und
Behörden war jeweils weitgehend Formsache - ebenso wie die des
Parlaments.
In ihrer Entschließung beschäftigten sich die
Abgeordneten nochmals mit der hochbrisanten Frage der Bezüge
der europäischen Abgeordneten. Noch immer sind diese national
unterschiedlich geregelt. Ihre Spanne liegt zwischen 500 bis 12.000
Euro. Die Parlamentarier setzen in dieser Frage auf die
Luxemburgische Ratspräsidentschaft und hoffen auf eine
Einigung über ein einheitliches Abgeordnetenstatut zwischen
allen Mitgliedstaaten. Die Gegner des Parlamentssitzes in
Straßburg nutzten die Abstimmung, um nochmals die Sitzfrage
ins Spiel zu bringen. Mit drei Stimmen Mehrheit verabschiedeten sie
eine Feststellung, wonach dass Parlament über die
kostengünstigste und effizienteste Arbeitsweise entscheiden
muss. Und dass es danach - entgegenen den bestehenden
EU-Verträgen - eigentlich nur einen Ort für das Parlament
geben kann: Brüssel. Hartmut Hausmann
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