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bob
Brücken über dem Abgrund
40 Jahre diplomatische Beziehungen mit
Israel
Auswärtiges. Der Bundestag hat
bekräftigt, dass das Recht der Bürger Israels, in
sicheren Grenzen frei von Angst, Terror und Gewalt leben zu
können, für Deutschland "elementarer Bestandteil" der
Solidarität und Freundschaft mit Israel ist. Ein
entsprechender Antrag (15/5464) wurde einstimmig angenommen. Anlass
war die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden
Ländern vor 40 Jahren. Die Debatte verfolgte auch der
israelische Botschafter in Deutschland, Schimon Stein, auf der
Besuchertribüne.
Das Parlament sah es als eine besondere
Verpflichtung Deutschlands an, sich aktiv für die
Überwindung des Nahost-Konflikts einzusetzen und aktiv die
Wiederbelebung des Friedensprozesses zu unterstützten. Ziel
sei die Existenz zweier souveräner, lebensfähiger und
demokratischer Staaten, Israel und Palästina, verbunden in
gemeinsamer Sicherheit und garantiert durch die internationale
Gemeinschaft.
Regierungskoalition und Oppositionsfraktionen
würdigten "mit großer Dankbarkeit" die Bereitschaft
Israels, Brücken über den vom nationalsozialistischen
Deutschland aufgerissenen Abgrund zu schlagen. Dass sich die
deutsch-israelischen Beziehungen 60 Jahre nach der Shoah und dem
Ende des Zweiten Weltkrieges "freundschaftlich und eng" gestalten,
sei keineswegs selbstverständlich. Der Völkermord an
sechs Millionen europäischen Juden stelle ein in der
Geschichte einzigartiges Verbrechen dar.
Das Parlament wies darauf hin, die von
Deutschland erbrachten materiellen Leistungen "konnten und
können jedoch nie angemessen für das Unrecht
entschädigen, das an dem jüdischen Volk begangen wurde".
Der Bundestag stellte des Weiteren fest, dass die
deutsch-israelischen Beziehungen immer einen besonderen Charakter
haben würden. Aufgrund der historisch-moralischen
Verantwortung Deutschlands für die Shoah werde das
Existenzrecht Israels immer "unverrückbare Grundposition"
deutscher Politik bleiben.
Die Tatsache, dass nach dem Zweiten Weltkrieg
Juden in Deutschland geblieben seien und jüdisches Leben neu
entwickelt hätten, verdiene Hochachtung, so die Fraktionen.
Das Parlament begrüßte es, dass sich in den vergangenen
Jahren eine Vielzahl von lebendigen jüdischen Gemeinden in
Deutschland gebildet hat. Auf der anderen Seite seien
Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit jedoch noch keineswegs
überwunden. Parteien mit rechtsextremem Gedankengut sowie die
fremdenfeindliche Einstellung in Teilen der Bevölkerung
stellten Herausforderungen dar, zu denen neue, wie die
Auseinandersetzung mit Islamisten, die sich explizit zum
Antisemitismus bekennen, hinzuträten.
Niemals werde man dulden, so alle vier
Fraktionen, dass für Juden und ihre Einrichtungen ein
erhebliches Gefahrenrisiko bestehe, dass Synagogen beschmiert oder
Friedhöfe geschändet würden. Antisemitismus und
Fremdenfeindlichkeit müsse mit aller Entschlossenheit und mit
allen Mitteln des demokratischen Rechtsstaates entgegengetreten
werden.
Dem Ziel, das Zusammenwachsen der
Zivilgesellschaften zu fördern, dienten in besonderem
Maße die deutsch-israelischen Jugendbegegnungsprogramme, so
die vier Fraktionen. Nicht zuletzt über die im Jahr 2000
vereinbarte Errichtung von Koordinierungsbüros für den
deutsch-israelischen Jugendaustausch sei es gelungen, das Interesse
junger Menschen an dem jeweils anderen Land zu wecken. Vorurteile
könnten auf diese Weise abgebaut und Freundschaften gestiftet
werden. Das Bundestag will diesen Austausch weiter förden und
ausbauen, so die übereinstimmenden Meinung von SPD, CDU/CSU,
Bündnis 90/Die Grünen und FDP.
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