dpa
Länderkammer legt vorerst Veto ein
Bundesstiftung Baukultur
Mit einem Veto im Bundesrat ist die von der Regierung geplante
Bundesstiftung Baukultur vorläufig auf Eis gelegt.
Bundesbauminister Manfred Stolpe (SPD) zeigte sich am 17. Juni
enttäuscht und äußerte großes
Unverständnis für "die vertane Chance". Auch der
Präsident der Bundesarchitektenkammer (BAK), Professor Arno
Sighart Schmid, übte scharfe Kritik: "Mit seiner Entscheidung
torpediert der Bundesrat die Bemühungen der letzten Jahre,
Baukultur in Deutschland auf allen Ebenen voranzubringen." Die
Länderkammer hatte am am gleichen Tag den
Vermittlungsausschuss angerufen, womit das geplante Gesetz wegen
der angestrebten Bundestagsneuwahl im September in dieser
Legislaturperiode vermutlich gescheitert ist.
Mit dem vom Bundestag am 12. Mai einstimmig verabschiedeten
Gesetzentwurf sollen Architektur und Bauqualität
gefördert werden. Die Länder sehen durch die Initiative
des Bundes ihre Kompetenzen beschnitten. Die Kulturhoheit liege bei
den Ländern, sagte Baden-Württembergs Bundesratsminister
Wolfgang Reinhart (CDU) wie schon bei der Übernahme der
Berliner Akademie der Künste durch den Bund, wogegen
Baden-Württemberg eine Verfassungsklage prüft. Zur
Förderung der Baukultur bedürfe es keiner Bundesstiftung,
meinte Reinhart.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bauministerium,
Achim Großmann (SPD), bestritt, dass mit dem Gesetz in
Zuständigkeiten der Länder eingegriffen werde. Der Bund
habe eine Regelungskompetenz und als öffentlicher Bauherr
Vorbildfunktion. Großmann verwies darauf, dass im Bundestag
auch Union und FDP dem Gesetz zugestimmt hätten. Die
SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Weis wies darauf hin, dass
über das Bundesbauministerium alljährlich
Bauaufträge in Milliardenhöhe vergeben würden. Die
Bauwerke des Bundes, nicht zuletzt in Berlin, seien ein "nationales
Markenzeichen".
Stolpe bedauerte, dass die Stiftung Baukultur in den "Sog" der
aktuellen Ereignisse geraten sei. Die Einwände des Bundesrates
seien unbegründet. Die geplante Stiftung solle sich auf
bundesweite oder internationale Aktivitäten beschränken
und werde eine enge Kooperation mit den auf Länder- und
Gemeindeebene vorhandenen Institutionen und Akteuren suchen. Auf
die Länder wären zudem keinerlei finanzielle Belastungen
entfallen. Die Stiftung sei in fünfjährigen Vorarbeiten
mit vielen Partnern aus der Bau- und Wohnungswirtschaft, vor allem
Architekten, Stadtplanern und Ingenieuren vorbereitet worden.
Der jährliche Finanzbedarf für eine Bundesstiftung
wird auf bis zu 2,5 Millionen Euro geschätzt. Die
Anschubfinanzierung soll weitgehend vom Bund kommen. Langfristig
soll der Finanzbedarf wesentlich durch private Zuwendungen und
Spenden aufgebracht werden. Die Stiftung soll das Bewusstsein
für Belange der Baukultur in der Öffentlichkeit
stärken. Herausgestellt werden soll das Leistungsniveau
deutscher Architekten und Ingenieure im In- und Ausland. Der
Stiftungsrat soll aus 13 Mitgliedern bestehen, darunter vier
Bundestagsabgeordneten und je einem Mitglied aus den Ministerien
für Bau und für Finanzen.
Schmid bezeichnete die jetzige Situation trotz seiner Kritik
auch als Chance, da noch Nachbesserungsbedarf beim Aufbau der
Stiftung bestehe. "Mit der nächsten Bundesregierung werden wir
deshalb unverzüglich das Gespräch suchen."
Zurück zur
Übersicht
|