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Hartmut Hausmann
Trotz Rückgangs Millionenschäden durch
Betrügereien
Bericht des
EP-Haushaltskontrollausschusses
Wenn es noch Kontinuität in Europa gibt, dann bei den
jährlichen Berichten des EU-Parlaments über die der Union
durch Betrügereien verloren gegangenen Finanzmittel. Nach den
am 6. Juni in Straßburg verabschiedeten Zahlen des
Haushaltskontrollausschusses waren es im Jahre 2003 insgesamt 922
Millionen Euro. Diese Summe wurde von den Mitgliedstaaten auf Grund
von festgestellten Unregelmäßigkeiten und
Betrügereien gemeldet. Die meisten Fälle wurden bei den
Strukturfonds und im Agrarbereich bekannt. Gegenüber 2002 mit
1,15 Milliarden Euro ist die Zahl der Betrugsfälle jedoch
zurückgegangen.
Damit hat die EU Anspruch auf insgesamt drei Milliarden Euro aus
dem Jahr 2003 sowie aus früheren Haushaltsjahren, die von den
Mitgliedstaaten wieder zurück überwiesen werden
müssen. Das geht zu Lasten der nationalen Haushalte der
betroffenen Mitgliedstaaten, wenn diese nicht ihrerseits die
fehlgeleiteten Gelder von den Verursachern der Betrügereien
zurückerhalten. Finanzfachleute vermuten, dass die
Dunkelziffer wegen dieser Regresspflichtigkeit noch wesentlich
höher liegt. So beklagt das Parlament denn auch die mangelnde
Berichtsdisziplin der Mitgliedstaaten, die offenbar dem Schutz der
EU-Finanzen keine angemessene Rolle einräumen. Ursache des
Problems ist, das die EU-Staaten im Auftrag der Kommission rund 80
Prozent der EU-Gelder nicht nur ausgeben, sondern auch deren
sachgerechte Verwendung sicherstellen und kontrollieren sollen. An
dieser Bilanz haben auch die Fortschritte, der von der EU
eingesetzten Task Force "Einziehung" wenig ändern können.
Sie stellte dennoch 100 Millionen Euro sicher. So belief sich das
Schadensvolumen aller von der Europäischen
Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF in den letzten fünf
Jahren bearbeiteten Fälle auf 5,34 Milliarden Euro.
Der Österreichische Berichterstatter Herbert Bösch
beklagte, dass der Union nach Schätzungen der Mitgliedsstaaten
allein durch Zigarettenschmuggel 200 Millionen Euro verloren
gingen. Der Grund: Die starke Erhöhungen der Tabaksteuer in
einigen Mitgliedstaaten macht den Schmuggel mit Zigaretten immer
attraktiver. Das Parlament begrüßte daher das
Spezialabkommen zur Bekämpfung des Zigarettenschmuggels, das
zwischen der Kommission zusammen mit Belgien, Finnland, Frankreich,
Deutschland, Griechenland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden,
Portugal und Spanien sowie dem Tabakkonzern Philip Morris
International (PMI) abgeschlossen wurde. Ihm sollen auch die
anderen Mitgliedstaaten beitreten. Es wurde angeregt, dass die
Kommission entsprechende Abkommen auch mit anderen
Zigarettenherstellern anstrebe. Auch Europol sollte in Zukunft
stärker in den Kampf gegen diese Form der international
organisierten Kriminalität eingeschaltet werden.
Die größten Schäden in dem wegen der
Agrarsubventionen sehr anfälligen Bereich der Landwirtschaft
wurden mit Abstand aus Spanien gemeldet. Dahinter folgen Italien
und Frankreich. Während im Landwirtschaftsbereich die
Betrugszahlen mit der eingeleiteten Agrarreform deutlich
zurückgingen, liegt der Schwerpunkt der Betrügereien
jetzt bei den Strukturfondsmaßnahmen. Hier führt
Griechenland die Statistik mit Betrügereien im Wert von knapp
164 Millionen Euro an, wobei 36 der 172 Fälle beim
Kohäsionsfonds auftraten. Bei der Zahl der gemeldeten
Fälle liegt Deutschland mit 766 einsam an der Spitze, jedoch
ist der angerichtete Schaden mit 89 Millionen Euro nur halb so
groß wie bei den Griechen.
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