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Johanna Metz
Zur Person: Josep Borrell
Geboren wurde der Katalane Josep Borrell Fontelles am 24. April
1947 in Pobla de Segur, einem kleinen Pyrenäendorf in der
Lérida. Schon als Kind half er in der Bäckerei seines
Vaters und verkaufte Brot in den umliegenden Gebirgsdörfern.
Dafür verließ er im Alter von zehn Jahren die Grundschule
und lernte fortan zu Hause für das Abitur. In Madrid studierte
Borrell danach Luftfahrt, Flugzeugtechnik und
Wirtschaftswissenschaften, bevor er sein Studium mit Hilfe von
Stipendien auch im Ausland fortsetzte: Zunächst in Paris, dann
an der Universität in Stanford, Kalifornien, wo er seinen
Magister in Energiewirtschaft und Angewandter Mathematik ablegte.
Aus den USA zurückgekehrt, promovierte er in Madrid und
übernahm, jetzt als Doktor der Wirtschaftswissenschaften, an
der Universität Complutense einen Lehrstuhl in
Wirtschaftsanalyse. In dieser Zeit begann sich der Wissenschaftler
auch in der Politik zu engagieren. Seit 1975 Mitglied der
Sozialistischen Arbeiterpartei Spaniens (PSOE), wurde er 1979, im
Alter von 32 Jahren, in den Stadtrat von Madrid gewählt. 1986
errang er einen Sitz im spanischen Parlament. Bald stieg er in die
Regierung auf: Von 1991 bis 1996 galt er als Minister für
Bauwesen, Verkehr und Umwelt als enger Vertrauter von
Ministerpräsident Felipe González. Nachdem die
Sozialisten die Wahlen verloren hatten, lenkte Borrell sein
Augenmerk zunehmend auf die Europapolitik. Im Oktober 1999
übernahm er für fünf Jahre den Vorsitz des
spanischen Parlamentsausschusses für Europaangelegenheiten. Im
Verfassungskonvent vertrat er seit 2002 das spanische Parlament.
Dann feierten die spanischen Sozialisten ein Comeback, von dem auch
Borrell profitierte: Als Spitzenkandidat bei der Europawahl am 13.
Juni 2004 erzielte er mit der Parole "Zurück zu Europa" das
beste Ergebnis der Parteigeschichte. Nur wenige Wochen später
wählten ihn die Europa-Abgeordneten mit großer Mehrheit
zu ihrem Präsidenten. Ein Vorgang, der insbesondere bei den
kleineren Fraktionen für Missstimmung sorgte, hatten sich doch
die beiden stärksten Fraktionen im Europäischen Parlament
zuvor miteinander abgesprochen. Sie vereinbarten, dass Borrell, der
als brillianter Redner gilt und dem langjährige Beobachter
einen "Hang zum Pragmatismus" attestieren, nur die ersten
zweieinhalb Jahre der Legislaturperiode im Amt bleiben soll.
Solange möchte Borrell vor allem eines: Er will in der
außenpolitisch zerstrittenen EU-Volksvertretung für einen
Konsens werben und den Menschen die "europäischen
Vorgänge näher bringen und verständlich machen".
Immer wieder hatte er sich im Vorfeld des Europäischen Gipfels
für eine Fortsetzung des Ratifizierungsverfahrens
ausgesprochen.
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