|
![](../../../layout_images/leer.gif) |
Dubravko Kolendic, dpa
Das Hauptproblem heißt Korruption
Parlamentswahlen in Albanien bringen politischen
Wechsel
Die Parlamentswahl vom 3. Juli in Albanien war von allen
Parteien als der große Test verstanden worden, der zeigen
sollte, dass das Balkanland international gültige Standards
als eigene angenommen hat. "Europa" war die wichtigste Parole im
Wahlkampf, aber gerade dieses "Europa" hat noch vor Bekanntgabe der
endgültigen Wahlergebnisse zahlreiche Mängel im
Wahlprozess aufgezählt.
Beobachter der Organisation für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kritisierten den "unzureichenden
politischen Willen" der Parteien zur Änderung des bestehenden,
für Missbräuche "offenen" Systems. Der Urnengang verlief
"nur teilweise" im Einklang mit internationalen Normen: Die
Wählerlisten waren fehlerhaft, es gab Probleme mit
Identifikationsdokumenten, die notwendig für die Stimmabgabe
waren, und das alles führte zu einer "Konfusion". Die OSZE
verlangte deswegen rasche Gesetzesänderungen, die als
Voraussetzung für die weitere internationale Integration
Albaniens angesehen werden. Vom OSZE-Bericht hänge auch der
Abschluss der sich seit zwei Jahren zäh hinziehenden
Verhandlungen Tiranas mit der EU über ein Stabilisierungs- und
Assoziierungsabkommen ab, sagte ein EU-Diplomat. Deswegen kann ein
solcher Bericht die Wahlsieger nicht erfreuen.
Sali Berisha, Chef der bisher oppositionellen Demokratischen
Partei, hatte noch in der Wahlnacht erklärt, dass die Wahlen
"demokratisch und frei" waren. Auch der große Verlierer,
Sozialistenchef Fatos Nano, stimmte mit dem überein. Denn im
Wahlkampf ging es nicht um Wahlgesetze, sondern vor allem um die
großen Plagen des verarmten Landes: die tief verwurzelte
Korruption, Misswirtschaft und Kriminalität. "Der korrupte
Knochen wurde durch die Wahlen aus der Politik beseitigt",
verkündete Berisha, selbst Arzt und Kardiologe. Damit meinte
er die sozialistischen Minister und hohe Beamte, deren Reichtum aus
Schmiergeldern stammt. Aber es bleibt fraglich, ob sich die seit
dem Fall des Kommunismus entwickelte Verflechtung der politischen
mit der wirtschaftlichen, oft auch kriminellen Macht so leicht
auflösen könnte.
Nach einem Bericht der Weltbank stammen mindes-tens sieben
Prozent aller Einkommen aus Schmiergeldern. Hinzu kommt der
internationale Drogenschmuggel, der hohe Profite den Banden
sichert. Bis zu einem Drittel aller in Europa konsumierten
Rauschgifte werden über Albanien geschleust, behaupten
internationale Polizisten. Die künftige Regierung in Tirana,
die bestimmt Berisha mit dem einen oder anderen Partner, nicht aber
mit Nano, stellen wird, wird in ihrem Kampf gegen diese Übel
weiterhin breite internationale Unterstützung haben. Aber im
Land selbst müssen die demokratischen Institutionen
gestärkt und gefördert werden, sagt ein westlicher
Diplomat.
Berisha, der erste nichtkommunistische Präsident Albaniens,
hat sich seinerseits nicht besonders als solcher Reformator
ausgezeichnet. Während seiner ersten Regierungszeit - 1997 -
brach im Land das Finanzsystem zusammen, Armeearsenale waren
ausgeplündert, Tausende starben in
bürgerkriegs-ähnlichen Unruhen, und erst die Entsendung
von NATO-Truppen beruhigte das Land. "Ich habe die Verantwortung
für meine Fehler übernommen", gab Berisha unlängst
zu.
Zurück zur
Übersicht
|