"Mechanismen der Ausbeutung sind so alt wie die
Welt"
Interview mit Xavier Naidoo von den Söhnen
Mannheims
Das Parlament: Haben Sie sich im Vorfeld von "Live 8" mit
der Situation in Afrika näher beschäftigt?
Naidoo: Meine Familie stammt aus Südafrika, und
daher beschäftige ich mich mein ganzes Leben mit Afrika. Aber
heute lebe ich in Mannheim, und deshalb interessiere ich mich vor
allem für das, was dort los ist. Aber wir hatten heute einen
Sänger aus Simbabwe mit auf der Bühne, der die Situation
natürlich sehr gut kennt.
Das Parlament: Mussten Sie lange überlegen, bevor
Sie zugesagt haben?
Naidoo: Wir haben schon viel darüber diskutiert und
auch gesehen, wer sich hier alles engagiert. Wir haben gestern in
Dresden gespielt und spielen morgen wieder dort. Und dass wir
dazwischen mal eben die 300 Kilometer nach Berlin fahren, zeigt,
dass uns die Sache wichtig ist.
Das Parlament: Reicht so ein Konzert denn als Aktion aus
oder ist es nur ein kleines Zeichen, das ohne Folgen bleiben
wird?
Naidoo: Ich denke, jedem ist bewusst, dass so eine Aktion
wie "Live 8" nicht reicht, da müsste man mindestens jeden Tag
so ein Konzert spielen. Die Mechanismen der Ausbeutung sind schon
so alt wie die Welt, und es gibt viele Kräfte und Mächte,
die alles gern so lassen würden, wie es ist. Aber "Live 8" ist
besser, als gar nichts zu tun.
Das Parlament: Erreichen die politischen Inhalte das
Publikum?
Naidoo: Das Medienaufkommen ist ja recht groß, und
die Menschen auf der ganzen Welt können das Konzert
hören. Es reicht, wenn wir Leute auf die Idee bringen,
darüber nachzudenken, was in Afrika passiert.
Das Parlament: Sind Künstler die besseren
Politiker?
Naidoo: Künstler sind in erster Linie Entertainer,
Unterhalter. Sie sollen die Menschen aus ihrem Alltag
rausreißen. Das sehen wir auch immer wieder als unsere
Hauptaufgabe an: Musiker zu sein. Wir haben nur das Glück,
dass wir von besonders vielen Menschen gehört werden. Wenn
jemand sagt, es gehe ihn nichts an, was in Afrika passiert, dann
ist das ein anderes Denkschema, aber das muss jeder für sich
entscheiden.
Das Interview führte Mirko Heinemann.
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