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Susanne Kailitz
Aufgekehrt...
Das war wohl nichts, Herr Kommissar. Kaum hatte sich
Schauspieler Peter Sodann dazu entschlossen, bei der kommenden
Bundestagswahl für die PDS anzutreten, zog er seine Kandidatur
auch schon wieder zurück. Sein Arbeitgeber, der Mitteldeutsche
Rundfunk, hatte angekündigt, Sodann als Tatort-Kommissar Bruno
Ehrlicher vom Sender zu nehmen, sollte er ein Mandat für den
Bundestag gewinnen - und angesichts dieser Aussichten zog der
Sachse denn doch seinen ursprünglichen Beruf dem
Politikerdasein vor.
Schade eigentlich. Wie weit Schauspieler es in der Politik
bringen können, wurde bereits hinlänglich in den USA
bewiesen - Ronald Reagan schaffte es vom Cowboy-Darsteller zum
Präsidenten und Arnold Schwarzenegger ist jetzt nicht mehr
Terminator, sondern kalifornischer Gouverneur. Besonders umstellen
musste er sich dafür nicht: Das markige "America is back", mit
dem er George W. Bush im Wahlkampf unterstützte, unterschied
sich nur marginal von den Sätzen, die er in seinen Filmen zum
Besten gab.
Das Modell hätte auch für Deutschland gewisse
Vorteile. Endlich wären echte Profis am Werk, wenn wieder
einmal komplizierte Inszenierungen anstünden: Sei es bei
Vertrauensfragen, die, sagen wir mal, nicht ganz ergebnisoffen
sind, oder bei nur halbspontanen Empörungsstürmen bei
Bundesratsabstimmungen. Wären bei solchen Gelegenheiten
richtige Schauspieler vor Ort, würde alles reibungslos
über die Bühne gehen: Es gäbe kein Zaudern und
Zögern mehr, Zornesausbrüche kämen auf Knopfdruck
und auch Tränen wären, so gewünscht, kein Problem.
Endlich würden die Texte fehlerfrei vorgetragen - Verhaspler
wie die von Angela Merkel, die sich in der vergangenen Woche schon
in einer Koalition mit der SPD wähnte, oder der von Franz
Müntefering, der völlig am Drehbuch vorbei eine
Kanzlermehrheit konstatierte, wären dann Geschichte. Mit einem
vernünftigen Skript gäbe es endlich originellere
Zwischenrufe - und wer dennoch nicht auf das lahme "Hört!
Hört!" verzichten könnte, dessen Rolle würde einfach
gestrichen. Sollte wirklich einmal eine Einstellung total daneben
gehen, würde einfach so lange wiederholt, bis alles stimmt.
Eine schöne Vorstellung - aber eben doch nur Utopie. Auf das
erste "Hasta la vista, baby!" im Bundestag werden wir wohl noch
lange warten müssen.
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