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Johanna Metz
Aufgekehrt...
Viel wird in diesen Tagen darüber spekuliert, wer
eigentlich die Vorlage lieferte, für jene so hinreißend
besungene "Angie" aus dem gleichnamigen Song der Rolling Stones.
War mit "Angie" etwa Angela, die Tochter von Stones-Gitarrist Keith
Richards, gemeint? Oder gar Angela Bowie, die Ehefrau von
Popmusiker David Bowie? Mit der soll sich Frontmann Mick Jagger
Anfang der 70er, als der Song entstand, jedenfalls ziemlich gut
verstanden haben. Letztlich weiß es niemand so genau, nur
eines ist sicher: Angela Merkel war es nicht.
Ist aber auch egal, schließlich ist der Song auch 32 Jahre
nach seinem Erscheinen ein echter Heuler - und damit den
CDU-Strategen gut genug, ihn bei jedem Wahlkampfauftritt der
Kanzlerkandidatin zu spielen. Er passt eben irgendwie.
Irgendwie?
"Angie, Angie, wann werden diese dunklen Wolken verschwinden,
Angie, Angie, wohin wird uns das noch führen? Ohne Liebe in
unseren Seelen, ohne Geld in unseren Taschen. Du kannst wirklich
nicht sagen, dass wir zufrieden sind. Angie, Du bist so schön,
aber wäre es nicht Zeit, Abschied zu nehmen? … Die
Träume, an denen wir festhielten, schienen sich alle in Luft
aufzulösen. Lass mich in Dein Ohr flüstern, Angie, Angie,
wohin wird uns das noch führen?"
Das wüssten sicher viele gern. Trotzdem: Solche Offenheit
ist selten in Wahlkampfzeiten. Da die Union in ihrem
Regierungsprogramm aber ausdrücklich für eine Politik der
"Klarheit und Verlässlichkeit" wirbt, scheint sie ihr erstes
Wahlversprechen einfach schon vor dem 18. September eingelöst
zu haben. Respekt!
Und es kommt noch besser: Die Union legt mit einer echten
Liebeserklärung an ihre Kandidatin nach. "Angie, weine nicht,
Deine Küsse schmecken noch so süß. ... Angie, ich
liebe Dich noch immer, Baby. Überall wo ich hinsehe, sehe ich
Deine Augen. Komm, Baby, trockne deine Tränen. Es gibt keine
Frau, die es mit Dir aufnehmen könnte. Angie, Angie, ist es
nicht gut am Leben zu sein?", singt Mick Jagger ein paar Takte
weiter, und die so liebreizend Besungene lächelt dabei
zufrieden von den Podien dieser Republik. Ist ja auch
schön.
Ob Angela Merkel angesichts solcher Liebesschwüre die alte
Stones-Scheibe auch nach Feierabend hin und wieder auflegt? Ganz
unwahrscheinlich ist es nicht. Vielleicht aber haben die
Herausforderin und der Kanzler im Moment noch eine ganz andere
Lieblingsplatte: Die aktuelle Single der amerikanischen Band "Green
Day" zum Beispiel. Titel: "Wake me up when September Ends".
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