Britta Schellenberg
Andreas Mölzer (FPÖ)
Stichwort
Ende der 90er-Jahre galt die Freiheitliche Partei
Österreichs (FPÖ) als erfolgreichste rechtspopulis-
tische Partei Europas. Dann musste sie nicht nur einen
Großteil ihrer Stimmen einbüßen, sie wurde auch von
innerparteilichen Richtungskämpfen und persönlichen
Rivalitäten geschüttelt. Am 4. April diesen Jahres kam es
zu einer prominenten Abspaltung von der Partei: Jörg Haider
und ein Großteil der Führungsriege kehrten der FPÖ
den Rücken. Sie agieren nun im neu gegründeten
Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ).
Damit war der Richtungsstreit entschieden: Die liberalen
Kräfte hatten die Partei endgültig verlassen, die
Deutschnationalen die Oberhand gewonnen. Und mit ihnen: Andreas
Mölzer, der langjährige Chefideologe und einzige
Europaabgeordnete der Partei. Er war einst "Grundsatzreferent" des
früheren Parteiführers Haider, schrieb sogar ein
persönliches Jubel-Buch auf seinen Chef ("Jörg! der
Eisbrecher", 1990). Heute wirft Mölzer ihm vor, die
deutschnationale Sache verraten und den Bezug zum einfachen Mann
auf der Straße verloren zu haben.
Mölzer, Jahrgang 1952, hat sich schon früh im
rechtsextremen Lager einen Namen gemacht. Der Burschenschaftler
begann seine journalistische Karriere 1983 als
"Schriftleitungsmitglied" der rechtsextremen Zeitschrift Aula.
Später wurde er Chefredakteur der FPÖ-Zeitschrift
"Kärntner Nachrichten" und der österreichischen Ausgabe
der deutschen Wochenzeitung "Junge Freiheit" (JF), aus der die
Wochenzeitung "Zur Zeit" (1997) hervorging. Heute ist er deren
Herausgeber. Als Autor und Referent tritt er seit Jahrzehnten
unermüdlich in rechten und rechtsextremen Foren in
Erscheinung, schreibt aber auch für andere Blätter:
Gastkommentare von ihm erscheinen regelmäßig in nahezu
allen politischen Zeitschriften Österreichs.
Es ist Mölzers Anliegen, die völkische Weltanschauung
und rechtsextremes Gedankengut salonfähig zu machen. Dabei
geht es ihm nicht allein um das Zusammenführen des rechten
Lagers in Österreich. Er versteht sich auch als
Brückenbauer zwischen den Rechten Europas. Unlängst hat
er das Buch "Europa im rechten Licht" (2004) herausgegeben, in dem
die Größen der europäischen Rechten schreiben: Hier
finden sich Artikel von Rolf Schlierer (Republikaner), Frank
Vanhecke (Vlaams Blok), Marine Le Pen (Front National) und Mario
Borghezio (Lega Nord).
Die Ambition, die Rechte in Europa wenn nicht zu einen, dann
zumindest zu organisieren und damit handlungsfähiger zu
machen, dürfte Mölzer auch ins europäische Parlament
geführt haben. Er ist nach innerparteilichen Gefechten um
dieses Mandat als einziger FPÖ-Abgeordneter eingezogen. Hier
möchte er sich für ein "europäisches
Rechtsbündnis" stark machen, Zuwanderung nach Europa
verhindern und "für die Rechte der deutschen Alt-
Österreicher in der EU" streiten.
Unverholen propagiert er ein Europa in den Grenzen des "alten
Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" und warnt in
seinen Äußerungen und Beiträgen vor der
"zionistischen Gefahr". Er wettert gegen die "Umvolkung" in Europa
und beklagt die eigene "politische Verfolgung" durch "die" Eliten
sowie die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit der
Türkei.
Mölzer spricht sich für das "unveräußerliche
Prinzip der Volksherrschaft" aus, für den Schutz und die
Unterstützung der Familie als "unersetzbare Keimzelle der
Gesellschaft" und für eine Verstärkung der inneren
Sicherheit. Im Interview mit der National-Zeitung wird er noch
deutlicher: "Der Weg zu einem europäischen Bundesstaat", sagt
er dort, "mit einem ethnisch-kulturellen Schmelztiegel der
Völker, in dem die nationalen Identitäten, die
Völker und Volksgruppen aufgehen" sei eine "Horrorvision".
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