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Ines Gollnick
Ein Koffer voller Fragen
Horst Köhler strebt eine "Partnerschaft mit
Afrika"an
Wie es ganz konkret weitergeht, konnte niemand auf der
Afrika-Konferenz auf dem Petersberg in Königswinter bei Bonn
Anfang November sagen. Bundespräsident Horst Köhler ging
es beim Auftakt seiner Initiative "Partnerschaft mit Afrika", die
er gemeinsam mit der Zeit-Stiftung und unter Beteiligung der
Bundesregierung ins Leben gerufen hat, eher um eine
vertrauensbildende Maßnahme. Er will den Schritt hin zu einer
"echten Partnerschaft" durch einen offenen Dialog auf gleicher
Augenhöhe. Deshalb lud er hochrangige Politiker und eben auch
Vertreter aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft ein.
Es war die Begegnung einer heterogenen Gruppe in einer
Zusammensetzung, die es so noch nicht gegeben hat.
Am Dialog-, nicht am Verhandlungstisch saßen unter anderen
Alpha Oumar Konaré, seit 2003 Vorsitzender der Kommission der
Afrikanischen Union, Thabo Mbeki, Präsident Südafrikas,
Meles Zenawi, Ministerpräsident Äthopiens, Olusegun
Obasanjo, Präsident Nigerias und Präsident der
Afrikanischen Union.
Gesprächspartner waren aber daneben der schwedische
Schriftsteller Henning Mankell, der abwechselnd in Schweden und
Mosambik lebt und in Maputo das Teatro Avenida leitet, der
Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka aus Nigeria, Ingeborg
Schäuble, Vorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe und Ndidi
Nnoli Edozien, nigerianische Politikwissenschaftlerin, die zur Zeit
in Deutschland promoviert. Die Bundesregierung vertraten Uschi Eid,
Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sowie
Kerstin Müller, Staatsministerin im Auswärtigen Amt.
Köhler berichtete von einem "souveränen Umgang mit
Kritik" unter den Gesprächpartnern. "Wir wissen zu wenig
über das, was sich in Afrika tut", so seine Einschätzung.
Er verweist damit etwa auf die Herausforderung, dass es
afrikanische Staaten gibt, die aus rund 200 Völkern bestehen
und zusammengehalten werden müssen. Er wünschte sich
deshalb als konkreten Schritt, mit einem Koffer voller Fragen nach
Afrika zu gehen. Es müsse kein Koffer voller Antworten
sein.
Köhler will das Bewusstsein dafür fördern, dass
alle in Nord und Süd aufeinander angewiesen sind. Er nannte in
diesem Zusammenhang die Migration in Europa und die Krankheits- und
Umweltprobleme als wichtige Politikfelder, die dieses
verdeutlichten. Die Globalisierung brauche Gestaltung und die
Weltgesellschaft müsse sich zunehmend als "Lerngemeinschaft"
verstehen. "Die echte Partnerschaft gibt es noch nicht", hielt
Köhler fest.
Nigerias Präsident Obasanjo lobte die
Gesprächsatmosphäre. Die Initiative sei willkommen. Sie
sei ein Start, aber Lösungen für die Probleme gebe es
noch nicht. Er räumte ein, dass die afrikanischen Staaten
für ihr zukünftiges Schicksal selbst stark verantwortlich
seien. Obasanjo sprach dabei die Bekämpfung der Korruption an
und wünschte sich dabei Unterstützung vom Norden. Unter
anderem drückte Obasanjo den Wunsch aus, von Deutschland mehr
Hilfe auf dem Ausbildungssektor zu bekommen. Deutschland könne
auch eine Speerspitze beim Auf- und Ausbau der Infrastruktur in
afrikanischen Ländern bilden.
Es ist noch viel zu früh, etwas über den Erfolg oder
die wirkliche Substanz dieser "Partnerschaft für Afrika" zu
sagen. Horst Köhler will während seiner gesamten Amtszeit
das Thema auf seiner Agenda behalten und darauf achten, dass
Respekt und ein Nutzen für beide Seiten erwirkt werde. Vor
allem dürfe das Wort Vertrauen nicht missbraucht werden.
Warum es sich lohnt, im Dialog, bei der Unterstützung und
der Auseinandersetzung nicht nachzulassen, hat möglicherweise
ein Erlebnis deutlich gemacht, das Henning Mankell auf der
Konferenz geschildert hat. Ein afrikanischer Junge hatte sich auf
seine nackten Füße Schuhe gemalt. Das Ringen um
Würde und Identität, dass sich in dieser Aktion
ausdrückt, ist die Aufforderung für einen "echten
Dialog", der auch Lösungen für Entwicklung und die
Verringerung der Armut hervorbringen muss.
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