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Sabine Glaubitz und Nicola Wanner,
dpa
Integration durch Negation
Französische Intellektuelle melden sich zu
den Unruhen zu Wort
Mehr als 6.000 ausgebrannte Autos, zerstörte Schulen,
verwüstete Kindergärten und am Rande der Krawalle ein
Toter - lange haben die französischen Intellektuellen dazu
geschwiegen. Vergangene Woche meldete sich der Philosoph André
Glucksmann mit einer provokanten These zu Wort: Die Ausschreitungen
seien keine Folge von Ausgrenzung, sondern Zeichen der Integration
der jugendlichen Randalierer. "Sie integrieren sich gerade dadurch,
dass sie Autos anzünden, sogar dadurch, dass sie Menschen
anzünden", sagte er der "Frankfurter Rundschau". Es gebe eine
typisch französische Integration durch die Negation. "Alle,
alle Parteien in Frankreich, die Unternehmer, die Arbeiter, denken,
dass man durch Gewalt etwas erreicht." Die Jugendlichen
integrierten sich also durch die Art ihres Verhaltens. In
Frankreich herrsche zurzeit eine "nihilistische Atmosphäre",
die bei weitem die Vorstädte überschreite. Neben diesem
französischen Element gebe es ein globales: den Terrorismus.
"Die Jungs in den Vorstädten sagen: ,Heute ist hier Bagdad.'
Sie sehen das im Fernsehen und finden das sehr gut." Treibende
Kraft sei der Hass.
Das sieht der Philosoph und Publizist Bernard-Henri Lévy
ebenso: "Schwarze Energie von reinem Hass. Ein nihilistischer
Strudel von Gewalt, die bedeutungslos, zwecklos ist (...)", schrieb
Lévy in einem Kommentar im "Wall Street Journal". Die Bewegung
werde erst stoppen, wenn sie am Ende ihrer eigenen Trunkenheit
angelangt sei.
Lévy forderte Gespräche, aber diese dürften nicht
"Hass und Misstrauen" ausdrücken, sondern "Gleichheit,
Bürgerrecht, Rücksicht und (...) Respekt." Frankreichs
Rapper, die schon seit Jahren in ihren Liedern die Missstände
in den Ghettos beschrieben und vor dem Ausbruch von Gewalt gewarnt
haben, kritisieren die Ausgrenzung der Jugendlichen: "Man
lässt uns in die Schule und an die Unis gehen, um dann bei der
Müllabfuhr zu arbeiten. Wir sind auch Franzosen", sagte Mac
Krégor von der Gruppe Tandem. Sein Partner Mac Tyer
erklärte: "Die kriegerischen Worte der Regierung helfen nicht,
sondern nur Verständnis und Mitgefühl."
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