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K.Rüdiger Durth
Eltern sollen selbst entscheiden
Thüringer Familienoffensive
Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU), will sein Land in
der grünen Mitte Deutschlands zu einem kinder- und
familienfreundlichen Land machen. Aus seiner Sicht ist schon auf
dem Weg zu diesem Ziel viel erreicht worden, doch man dürfe
dabei nicht stehen bleiben. So will er dafür sorgen, dass die
Betreuungsangebote für Kinder zukunftssicher werden. Auch soll
die Wahlfreiheit für Eltern gestärkt werden. Nicht
zuletzt soll sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter
verbessern. Ehrgeizige Ziele in einer Zeit knapper staatlicher
Finanzen.
Einer der Kernpunkte der Familienoffensive ist die Umstellung
des Landeserziehungsgeldes auf das "Thüringer Erziehungsgeld",
das im dritten Lebensjahr - nach dem zweijährigen
Bundeserziehungsgeld - gezahlt wird. Alle Eltern mit Kindern sollen
im dritten Lebensjahr pro Monat 150 Euro erhalten. Für das
zweite Kind gibt es 200, für das dritte 250 und 300 Euro
für das vierte und jedes weitere Kind. Die Eltern sollen dann
selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in einer
Kindertagesstätte oder von einer Tagesmutter betreuen lassen
wollen - oder es selbst tun.
Diese Wahlfreiheit ist für den Ministerpräsidenten
sehr wichtig, allerdings nicht der Opposition im Thüringer
Landtag, nämlich PDS und SPD. Diese sind überzeugt, in
Kindertagesstätten seien die Kinder besser aufgehoben. Die
damit verbundene Kritik hält Dieter Althaus für
"unerträglich". Denn damit würden die Eltern, von denen
vielleicht fünf oder auch zehn Prozent mit der Erziehung
überfordert seien, unter einen Generalverdacht gestellt.
Deshalb dürfe der Staat nicht alle Eltern bevormunden und
entmündigen.
Rechtsanspruch auf Kindergartenplatz
Harte Worte, die zeigen, wie Familienpolitik immer wieder die
politische Auseinandersetzung anheizen kann. Das gilt auch im Blick
auf die Finanzierung der Kindertagesstätten. Diese soll
umgestellt werden. Im Klartext: Anhand der Zahl der Kinder in einer
Stadt oder Gemeinde will Thüringen danach einen Zuschuss von
100 Euro zahlen. Auch für die Kinder, die keine
Tagesstätte besuchen. Keineswegs würden dadurch zum einen
die Kosten für das Land unkalkulierbar, und zum anderen
würden auch keine höheren Kosten auf die Eltern
zukommen.
Althaus: "Das Statistische Landesamt nennt die Zahl der Kinder
im entsprechenden Alter. Nach diesen Angaben wird gefördert.
Das ist transparent, das ist gerecht und das sichert die hohen
Qualitätsstandards." In Brandenburg oder Sachsen-Anhalt
orientieren sich die Zuschüsse des Landes an der
tatsächlichen Zahl der Kinder einer Kindertagesstätte.
Althaus ist überzeugt von den Vorteilen der von ihm
geforderten Umstellung der Finanzierung: "Wenn die Kinder in
Zukunft so betreut werden, wie das neue Kita-Gesetz das
vorschreibt, gibt es einen besseren Betreuungsschlüssel als
heute. Und wenn Erzieherinnen so bezahlt werden, wie wir es
voraussetzen, erhalten sie eine leis-tungsgerechtere Bezahlung als
heute." Nicht unberücksichtigt dürfe bleiben, dass
gegenwärtig bis zu 30 Prozent mehr Kindergartenplätze
finanziert würden als tatsächlich Kinder im
entsprechenden Alter in einer Gemeinde lebten.
Überkapazitäten würden künftig also nicht mehr
finanziert. Das so eingesparte Geld, versichert der
Ministerpräsident, werde aber nicht zur Konsolidierung des
Landeshaushaltes benutzt, sondern für die Förderung der
Familie verwandt. Gleichzeitig will Thüringen den
Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz bereits ab dem zweiten
Lebensjahr schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die
Kommunen finanziell unterstützt werden, "damit sie auch
für unter zweijährige Kinder ein bedarfsgerechtes
Betreuungsangebot machen können".
Die familienpolitische Offensive der Landesregierung sichert aus
Sicht des Ministerpräsidenten eine erstklassige
Kindertagesstätten-Betreuung. Ferner wird ein Thüringer
Erziehungsgeld gezahlt und mit der Landesstiftung "FamilienSinn"
werden haushaltsunabhängig wichtige familienpolitische
Maßnahmen finanziert. Dazu kommt eine Infrastrukturpauschale
von 1.000 Euro pro neugeborenem Kind (rund 17 Millionen Euro pro
Jahr), Investitionen in Kindertagesstätten und weitere
Maßnahmen für Familien und Kinder. Für Althaus alles
Maßnahmen für die "Zukunftsfähigkeit"
Thüringens.
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