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Johanna Metz
Aufgekehrt ...
Über den Dreck in Deutschlands Flüssen hat man ja
schon einiges gehört: Von
Düngemittelrückständen über Nitrate und
Fäulniserreger bis hin zu giftigen Schwermetallen wie Blei und
Quecksilber wälzt sich mancherorts ein ganzes Periodensystem
der Elemente die Ströme hinunter. Selbst Barsche könnten
in deutschen Flussbetten gut und gern auf Lebenszeit verhüten
angesichts der Konzentration von Anti-Baby-Pillen-Hormonen im
algigen Nass.
So weit, so beunruhigend. Doch jetzt haben Nürnberger
Forscher eine weitere, bislang wenig beachtete Substanz in den
Gewässern des Landes entdeckt, einen ganz besonderen Stoff,
der so manchem Naseweiß unter Ihnen reichlich bekannt
vorkommen dürfte: Kokain, beziehungsweise dessen Abbauprodukt
Benzoylecgonin (BE). Offenbar, so das Nasen-einwandfreie Ergebnis
der Flusswasseranlayse, steht bei vielen Bundesbürgern nicht
nur schnödes Backpulver im Küchenschränkchen,
sondern auch eine gehörige Portion des feinen Edel-Schnees -
weit mehr zumindest als Suchtmediziner je ahnten. Allein bei
Düsseldorf sollen pro Tag die Abbauprodukte von rund 30
Kilogramm Kokain aus den Klärwerken in den Rhein fließen
- was nicht weniger bedeutet, als dass allein an dieser Stelle
jährlich eine Summe von 1,64 Milliarden Euro den Bach
runtergeht.
Die Suchtmediziner können nun ihre bisherigen Daten
über den Kokain-Konsum der Deutschen glattweg ins Klo werfen:
Wären die nämlich richtig, müssten sich angesichts
der BE-Mengen in deutschen Flüssen die 400.000 bekennenden
Kokser des Landes täglich 16 Lines durch den Riecher ziehen -
eine eher unwahrscheinliche Annahme. Viel wahrscheinlicher dagegen
ist, dass mehr Deutsche das weiße Gold bunkern, als sie in
Umfragen zugeben wollen - genauso wie Briten und Italiener
übrigens, denen findige Forscher ebenfalls tief ins
Flusswasser geschaut haben.
Praktisch heißt das: Man sollte in Zukunft aufpassen und
sich nicht allzu oft in aller Öffentlichkeit das Näs-
chen reiben - man könnte in Verdacht geraten, einer von
"denen" zu sein und sich unnötigerweise den Neid der
Mitbürger aufbürden: Den feinen Stoff muss man sich
nämlich erst mal leisten können, schließlich kostet
ein Gramm der Luxus-Droge mehr als ein ganzes Löffelchen
Beluga-Kaviar! Wer so viel Schotter hat, sollte das in diesen
gehartzten Zeiten lieber für sich behalten.
Dennoch: Allzu verschnupft sollte man nicht reagieren, wenn man
den Kollegen plötzlich schnüffelnd auf der Diensttoilette
erwischt - es könnte sein, dass er zumindest dem deutschen
Ökosystem nur Gutes tut: Denn war der Rhein noch vor 30 Jahren
eine stinkende Kloake, in der nur die härtesten Fische
überlebten, finden sich nun, neben bemerkenswert hohen
Kokain-Spuren, inzwischen wieder massenhaft Aale, Brassen und
Forellen in seinen Läufen. Selbst Lachse springen neuerlich am
Fuße der Loreley über die Wogen.
Ein Schelm, wer das für Zufall hält.
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