|
![](../../../layout_images/leer.gif) |
Hartmut Hausmann
Arbeitsprogramm breit unterstützt
Luxemburger Ratspräsidentschaft
Bei der Vorstellung des Arbeitsprogramms der Luxemburger
EU-Präsidentschaft hat Regierungschef Jean-Claude Juncker am
12. Januar im Europäischen Parlament in Straßburg eine
ungewöhnlich breite Zustimmung erhalten. Nicht nur von seinen
Parteikollegen der EVP, sondern auch von Sozialdemokraten,
Grünen und Liberalen, ja selbst von der Vereinigten Linken gab
es lobende Worte. Ausschlaggeben war dabei vor allem, dass er sich
im Zusammenhang mit der EU-Wachstumsstrategie von Lissabon klar
gegen soziales Dumping und für den Erhalt des
europäischen Sozialmodells ausgesprochen hatte. Die immer
wieder als notwendig beschworene Flexibilität werde von vielen
Unternehmen leider einseitig als Abbau von sozialer Grundsicherung
verstanden. Gleichzeitig aber enttäuschte er die Erwartungen
aller, die eine Aufweichung der Stabilitätskriterien bei der
Reform des Stabilitäts- und Wachtstumspakts erhoffen. Doch
betonte er genauso, dass der Wachstumsteil nicht unter den Tisch
fallen dürfe und deshalb stärker auf konjunkturelle
Schwankungen Rücksicht genommen werden müsse.
Größere Sorgen als eine Einigung über diese
Reform, die er schon sehr bald für möglich hält,
macht ihm die Möglichkeit, dass beim Ratifizierungsprozess zur
Europäischen Verfassung durch die Parlamente und Bürger
der 25 EU-Staaten etwas schief laufen könnte. Er räumte
ein, dass die Verfassung zwar nicht perfekt sei, ihr Inhalt stelle
aber die Frucht der Überzeugungen, des Willens und des
Ehrgeizes der europäischen Politiker dar. Sie sei weder nach
links noch rechts ausgerichtet. Auch wenn er sich auf
Schwierigkeiten gefasst macht, zeigte er sich umso erfreuter
über die enorm große Zustimmung zum Vertragtext im
Europäischen Parlament.
Erhebliche Klippen stellen nach Junkers Ansicht die Aufgaben
dar, den Prozess von Lissabon zu beschleunigen und die finanzielle
Ausstattung der EU von 2007 bis 2013 zu sichern sowie den
europäischen Rechtsraum weiter auszugestalten. Als
Grundproblem warf Juncker den Europäern Angst vor wirklichen
Reformen vor. Es sei bezeichnend, dass es zwar unzählige
Leitlinien zur Beschäftigungspolitik gebe, die jedoch im
Dickicht der Bürokratie stecken geblieben seien. Luxemburg
strebt nationale Aktionspläne an, je nach
Leistungsfähigkeit der einzelnen Staaten. Diese sollen mit den
Sozialpartnern abgestimmt werden und dann zusammen mit den
Parlamenten umgesetzt werden, die sie dann auch überwachen
müssten.
Wenig Illusionen macht sich Luxemburgs Premier über die
Kompromissbereitschaft mehrerer Mitgliedstaaten zur Verabschiedung
der neuen finanziellen Vorausschau bis 2013. Er machte aber auch
klar, wenn bis Juni keine Einigung erreicht werde, sei es
unmöglich, zum 1. Januar 2007 die Herausforderungen der
erweiterten EU zu bewältigen. Ein Misserfolg sei allerdings
kein Scheitern des Luxemburger Vorsitzes, sondern ein Scheitern
Europas.
Zurück zur
Übersicht
|