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Ines Gollnick
Der Disziplinierte: Klaus Rose
Parlamentarisches Profil
"Trotz mancher Jahresringe ein sportlicher und - meist -
gutmütiger Typ", so beschreibt Klaus Rose sich selbst
gegenüber "Das Parlament". Seine Leidenschaft für den
Sport ist ihm offenbar gut bekommen. Auch mit 63 Jahren macht der
CSU-Abgeordnete einen fitten Eindruck, so als hätten ihm die
unzähligen Sitzungsmarathons in 28 Jahren als
Bundestagsabgeordneter nichts ausgemacht. Als Jugendlicher stand er
im Handballtor, fuhr Schlittschuh, schwang den Eisstock, immer
geblieben ist seine Fußballleidenschaft. Für die
Sportgemeinschaft des Deutschen Bundestages arbeitete er im
Vorstand und hat dafür die Goldene Ehrennadel erhalten. Er
kickte beim FC Bundestag, führte die Truppe als
Kapitän.
1989 schrieb er für den Band "Sport und Politik" den
Beitrag "Mit dem Fußball um die Welt". Unvergesslich bleibt
ihm der Besuch der Kicker mit Mandat beim Papst, lange bevor
Schuhmacher mit dem Ferrariteam zur Privataudienz in Rom seine
Aufwartung machte.
"Ein Volksvertreter muss in vielen Schichten und Berufsgruppen
des Volkes vertreten sein. Die Politik ist dann eine Berufung,
nicht bloß ein Beruf, den man von oben herab macht. Bei allen
Treffen mit der großen Sportler- oder Soldatenfamilie erlebt
man hautnah Probleme, aber auch menschliche Nähe. Dadurch
macht die Politik Freude“, ließ er Leser und Leserinnen
in einer Kolumne des „Donauboten“ wissen und markiert
damit sein Selbstverständnis.
Rose, promovierter Historiker (Dissertation über
"Herrschaftsbildung und Herrschaftsformen im bayerischen
Ostdonauraum"), legte das Staatsexamen für das Höhere
Lehramt ab, hat parlamentarische Führungsaufgaben nie
gescheut: Stellvertretender Vorsitzender des Haushaltsausschusses,
Vorsitzender des Haushaltskontrollgremiums der deutschen
Nachrichtendienste, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses, um
nur einige zu nennen. Engagiert hat er sich in verschiedenen
Parlamentariergruppen, wo Abgeordnete auf bilateraler Ebene
Kontakte pflegen. Seit 2003 ist er Vorsitzender des
Parlamentarischen Freundeskreises "Berlin-Taipeh". Mitglied der
Bundesregierung war Rose als Parlamentarischer Staatssekretär
beim Bundesminister der Verteidigung von Januar 1997 bis Oktober
1998.
Und wo hat er sich nun am wohlsten gefühlt? "Im
Haushaltsausschuss: erstens wegen der großartigen
kameradschaftlichen Atmosphäre über die Parteigrenzen
hinweg und zweitens wegen der allumfassenden und in die Tiefe
gehenden Informationen", hebt er hervor. "Als langjähriger
stellvertretender Vorsitzender dieses Ausschusses - also als
Vorsitzender der Opposition - war ich in praktisch alle wichtigen
Vorgänge der politischen Entscheidungen der Bundesregierung
einbezogen."
Aktuell ist Rose ganz woanders unterwegs, nämlich im
Auswärtigen Ausschuss. Im Unterausschuss "Vereinte Nationen"
ist er Fraktionssprecher, Bericht-erstatter für das
Auswärtige Amt, für die ostmitteleuropäischen
Länder sowie für China, Taiwan, Korea und die Mongolei.
Als Mitberichterstatter kümmert er sich um andere
Regionalthemen wie Russland oder Ukraine und um NATO-Fragen. Noch
nicht sicher ist sich der Parlamentarier, ob Kofi Annans Reformen
wirken werden. Wenn die anvisierten Reformen der Vereinten Nationen
Wirklichkeit würden, wäre aus Roses Sicht in erster Linie
das Prinzip des Multilateralismus endgültig verankert. "Nur
die Vereinten Nationen haben das Recht zu, auch militärischen,
Entscheidungen, nur hier wird Völkerrecht
fortgeschrieben."
Wer so lange in der Bundespolitik durchhält, vorher im
Landtag und auf kommunaler Ebene mitgearbeitet hat, braucht einen
besonderen Antrieb. "Ich habe mich schon einmal als Homo Politicus
bezeichnet, bin also umfassend politisch interessiert – aber
eben auch privilegiert zum politischen Handeln."
Die Arbeit in der katholischen Jugend - unter anderem bei den
Pfadfindern und bei der Kolpingjugend - oder die Mitgliedschaft bei
verschiedenen Sportvereinen haben Rose für die politische
Laufbahn sensibilisiert. Familiäre Vorbilder taten das
übrige: Der Vater war Stadtrat, der Onkel Pfarrer Theophil
Rose im Kreistag von Vilshofen. Da war für Rose die
Mitgliedschaft in der Jungen Union und der CSU fast
selbstverständlich. Er diente der CSU in verschiedenen
Funktionen, schreibt der Politiker auf seiner Homepage. Was das
"Dienen" meint, präzisiert der Politiker auf Nachfrage: "Ein
demütigeres Wort als ,Parteisoldat'. Aber
selbstverständlich habe ich nicht bloß gedient, sondern
auch geführt." Wer so spricht, braucht vor allem eines:
Disziplin. Dazu passt auch Roses Leitmotiv, auf das er sein Handeln
ausrichtet: "Totale Einsatzbereitschaft, Problemlösung muss
möglich sein." In einer Zeit, wo politischer Aktionismus keine
Seltenheit und Themenhopping Mode geworden ist, wirkt seine
Definition von gut gestalteter Politik wie aus einer anderen Zeit:
"Klare Linien, klare Aussagen, Konzentration auf das Wesentliche,
Glaubwürdigkeit und immer das Ganze im Auge behalten."
Immer spannend bleibt die Frage an einen Altgedienten, wie sich
die parlamentarische Arbeit denn gewandelt hat. Rose erinnert sich:
"Ich begann in einem kleinen Büro, das ich mir mit einer
Mitarbeiterin teilte. Heute sind die Ansprüche neuer
Abgeordneter ganz anders. Auch Telefax, Internet, Fernsehen haben
die Abgeordnetentätigkeit erleichtert und gleichzeitig
erschwert - Stichwort E-Mail-Bombardierung. Früher wurden im
Parlament echte nationale Schicksalsfragen debattiert. Später
kam der Schutz der Schildkröten dazu, aber auch die globale
Verantwortung."
Denkt jemand, der so lange dabei ist, eigentlich noch
darüber nach, welche Bedeutung er dem Dasein und Wirken als
MdB beimisst? Rose hält dazu fest: "Es ist absolut nicht der
Machtfaktor. Ich helfe gerne, erledige viele
Bürgerwünsche, bringe meine Sachkenntnisse ein.
Vielleicht war ich früher stolz, MdB zu sein. Aber dieser
Titel bedeutet auch eine große Last."
Die aktuelle Diskussion über den "gläsernen
Abgeordneten", über mehr Transparenz, was die
Nebentätigkeiten der Parlamentarier betrifft, betrachtet Rose
mit zwiespältigen Gefühlen: "Früher ist alles nicht
so kategorisch, so ,klinisch rein' betrachtet worden. Heute glauben
viele Menschen, die Parlamentarier seien Allgemeingut, das
öffentlich betrachtet werden muss, bis in private und
finanzielle Sphären hinein. Da ich persönlich keinen
,Nebentätigkeiten' nachgehe, sondern ,full time' schufte -
allerdings viel Zeit und Mühe in der fernen Provinz und im
großen Wahlkreis investieren muss - denke ich schon manchmal,
wie leicht manche ,nebenbei' an Geld kommen. Aber Neid? Und deshalb
mehr Transparenz?"
Als Beruf steht Publizist im Abgeordnetenhandbuch
"Kürschner". Er schreibe ohne Honorar, gibt er preis. Manches
Thema ergab sich aus der Parlamentstätigkeit: "Die
Haushälter", "Steuerungsinstrument Haushaltsausschuss" oder
"Der Bayerische Landtag und die Stadt Vilshofen" sind Titel aus
seiner Bibliografie. So etwas macht natürlich keine
Schlagzeilen und ist nicht zu verwechseln mit Publikationen
namhafter Politiker, die auch deshalb ihr Publikum finden, weil
mancher Leser auf die eine oder andere Enthüllung hofft. Als
Historiker Erinnerungswürdiges von Substanz festzuhalten,
passt auch zum Politikstil Roses. Er wollte in 28 Jahren Spuren
hinterlassen.
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