> Dossier > Frauen im Bundestag
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Für Sabine Bätzing begann die Politik schon zu Hause am Küchentisch. Sie möchte nicht die Quotenfrau geben, sondern Kompetenz einbringen.
Wo ihre Motivation für den Einstieg in die Politik lag? Sabine Bätzing, 29-jährige SPD-Abgeordnete, kann den Ort genau beschreiben: "Zu Haus, am Küchentisch." Dort, in einem ausgesprochen konservativen Elternhaus in einer großen katholischen Familie wurde stets intensiv über Politik diskutiert, Onkel und Vettern saßen im Gemeinderat. Aber Sabine Bätzing war mit der Richtung der familiären Debatten nicht immer einverstanden. Und so kam zum Küchentisch als Motivation auch ein wenig Trotz. Mit 16 schnupperte sie nicht etwa bei der Jungen Union rein, sondern besprach mit der Grünen Jugend regenerative Energien und Atomausstieg. Und als sie, inzwischen 18, auch den örtlichen Jusos einmal einen Besuch abstatten wollte, bekam sie von zu Hause eingeschärft: "Unterschreib bloß nichts." Resultat: "Ich bin natürlich sofort in die Partei eingetreten." Das habe zwar für "etwas Knatsch zu Hause" gesorgt, gleichwohl: "Das war 'ne gute Clique".
Bald machte die Familie ihren Frieden mit der politisch anders gefärbten Jungpolitikerin: "Die Bätzings sind bunt geworden." Rund ging es alsdann im Leben der Diplom-Verwaltungswirtin bei der Verbandsgemeindeverwaltung Altenkirchen. Sabine Bätzing nennt es ihre "kleine Ochsentour", sprich: der Marsch durch die Partei und ihre Gliederungen - aber "im Zeitraffer". In der Tat: 1994 Parteieintritt, 1995 Beisitzerin im Ortsvereinsvorstand, 1996 Beisitzerin im SPD-Kreisvorstand, 1998 stellvertretende SPD-Ortsvereinsvorsitzende, 1999 Kreistagsabgeordnete.
Und 2001/2002 kam die denkwürdige Kandidatenkür. Aus zwei Kreisverbänden schälten sich fünf Frauen und drei Männer heraus, die sich in einem offenen Verfahren um die Nachfolge des ausscheidenden Genossen bewarben, sich in vier Konferenzen gemeinsam den Parteifreunden präsentierten und sich dann zur Wahl stellten. Das für viele SPD-Gliederungen Untypische geschah: Zwei weibliche Kandidatinnen blieben übrig - und Sabine Bätzing gewann.
"Frauen müssen gleiche Startchancen haben, um sich beweisen zu können. Deshalb ist die Quote gut. Aber dann gehört auch Kompetenz dazu - und sie dürfen sich nicht entmutigen lassen."
Offenbar hatten die Delegierten darauf spekuliert, mit einer Frau bessere Chancen auf einen eigenen Abgeordneten über die Landesliste zu bekommen, da der Wahlkreis traditionell CDU-dominiert ist. Und sich damit kräftig verspekuliert. Denn so "schlau" waren auch viele andere Wahlversammlungen gewesen und hatten die Quote übererfüllt. Es blieb der letzte Platz. "Nicht gerade das klassische Zeichen für Nachwuchsförderung", schmunzelt Bätzing. Doch die Platzierung bewirkte einen "Ruck" in den 53 Ortsvereinen, ein "jetzt erst recht" als Reaktion mit dem Ergebnis: Am Ende lag Bätzing mit 1.157 Stimmen vorn. Der Wahlkreis war "direkt" geholt.
Einzug in den Bundestag. Als junge Frau etwas Besonderes? "Die jungen männlichen Kollegen hatten dieselben Probleme, machten dieselben Erfahrungen, traten in dieselben Fettnäpfchen." Aber Bätzing erlebte wieder etwas Untypisches. Bei der allerersten Regierungserklärung des gerade gewählten Kanzlers zeigte der SPD-Fraktionsvorsitzende Franz Müntefering Zutrauen in den Nachwuchs und stellte als Rednerin ausgerechnet die jüngste SPD-Abgeordnete auf: Sabine Bätzing. Der Zeitraffer hält also an - in einer ganzen Reihe von Gremien: Enquete-Kommission, Rechtsausschuss, Familienausschuss, Unterausschuss Neue Medien, Bundesstaatskommission. Und überall will Sabine Bätzing "nicht die Quotenfrau geben, sondern Kompetenz bringen".
Frisch verheiratet, sieht sie voraus, dass sich das Thema Familie bald nicht nur politisch, sondern auch privat stellen wird: "Dann werden wir das noch besser strukturieren und sicher auch hinkriegen."
sabine.baetzing@bundestag.de
www.sabine-baetzing.de
Text: Gregor Mayntz
Fotos: Deutscher Bundestag