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Lieber Florett als Säbel

Bild: Norbert Lammert
Norbert Lammert (CDU/CSU).

Norbert Lammert (CDU/CSU)

Er stammt aus der Stadt „tief im Westen, wo die Sonne verstaubt“, wie sein Lieblingssänger Herbert Grönemeyer singt. Norbert Lammert, der neue Bundestagspräsident, ist 1948 in Bochum geboren, und er ist stolz auf seine Heimat. Sein „stärkstes Stück Ruhrgebiet“ ist allerdings – wie es auf seiner Internetseite heißt – nicht seine Geburtsstadt, sondern seine Frau Gertrud, mit der er seit 1971 verheiratet ist und vier Kinder hat.

Sein politisches Interesse wird sehr früh im Elternhaus und in der Schule geweckt. Als 16-Jähriger tritt er der Jungen Union bei, zwei Jahre später der CDU. An die Politik als Beruf denkt er damals aber noch nicht. Vielmehr spielt er in jungen Jahren mit dem Gedanken, Musiker oder Fußballer zu werden. Heute gesteht er, der Politik habe er sich erst stärker zugewendet, als er einsehen musste, dass seine Begeisterung für den Sport und die Kunst „als Grundlage für einen Beruf vermutlich nicht ausreichen würde“.

So beginnt er nach seinem Studium der Sozialwissenschaften und der Promotion eine politische Laufbahn, die den damals 27-Jährigen 1975 zunächst in den Bochumer Stadtrat führt. Der stellvertretende Kreisvorsitz in der Partei und der stellvertretende Landesvorsitz in der Jungen Union kommen hinzu. Sein Geld verdient der junge Familienvater als freiberuflicher Dozent in der Erwachsenen- und Weiterbildung sowie als Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft.

Mit der Wahl in den Bundestag 1980 wird die Politik endgültig zur Hauptsache. Schon nach drei Jahren wird er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. 1989 beruft Helmut Kohl ihn in die Regierung. Als Parlamentarischer Staatssekretär unterstützt er zunächst den Bundesbildungsminister, dann den Wirtschaftsminister und bis zum Ende der Regierung Kohl den Verkehrsminister. Fast vier Jahre lang ist er auch der Koordinator der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt. Parallel dazu übernimmt er eine herausgehobene Verantwortung in der Partei. 1986 wird er Vorsitzender der CDU im Ruhrgebiet und Mitglied des Landesvorstandes, dann auch stellvertretender Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, wo sich viele Parteimitglieder Norbert Lammert als Ministerpräsidenten gut vorstellen können. Doch 1994 unterliegt er in einer Urabstimmung der Parteimitglieder über die Spitzenkandidatur gegen den damaligen Fraktionschef im Landtag, Helmut Linssen.

1998 verliert die CDU/CSU die Bundestagswahl und damit ihre Regierungsämter. Lammert konzentriert sich im Bundestag auf die Arbeit in der CDU-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, deren Vorsitz er seit 1996 innehat. Gleichzeitig vertritt er seine Fraktion nun als kultur- und medienpolitischer Sprecher – ein Aufgabenfeld, das seinen Neigungen besonders entgegenkommt. Nach der Bundestagswahl 2002 nominiert seine Fraktion ihn für das Amt des Vizepräsidenten des Bundestages. Als „Ein-Mann-Kompetenzteam der Union“ charakterisiert ihn eine Zeitung zur Bundestagswahl 2005.

Drei Jahre später steht er an der Spitze des deutschen Parlaments. Wie Norbert Lammert seine politischen Aufgaben angeht, hat er einmal in einem Interview mit einem Vergleich aus der Welt des Sports deutlich gemacht: „Ich bin eher ein Anhänger des Floretts als des Säbels, aber beides sind olympische Sportarten, und ich respektiere, dass es auch viele Anhänger des Säbels gibt.“

Erschienen am 01. Dezember 2005

Mehr zur Person: www.norbert-lammert.de


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