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Schon der Name dieses Ausschusses bringt zum Ausdruck, dass es hier nicht um Almosen geht, dass die Unterstützung von Entwicklungsländern keine Einbahnstraße ist. Die große Linie im Ausschuss hängt mit der Frage zusammen, wie Nord und Süd zu einem gerechten Umgang kommen. Denn nur wenn die Entwicklungsländer auch echte Entwicklungschancen haben, verringern sich zum Beispiel die Ursachen von Gewalt und Flucht.
Als eines der ersten Themen für die Arbeit im Ausschuss zeichnet sich der neue Konsens in der europäischen Entwicklungszusammenarbeit ab. Ziel ist es, die Aktivitäten der einzelnen europäischen Länder besser zu harmonisieren und auch zu Kooperationen zu kommen. Tansania zum Beispiel hat derzeit mit mehr als 20 verschiedenen europäischen Gebernationen Verhandlungen zu führen. Es spricht also vieles dafür, Synergieeffekte in Gang zu setzen und gemeinsam Schwerpunkte zu finden.
Aber auch in anderen Zusammenhängen begleitet der Ausschuss die Entwicklungsarbeit der Regierung. Er kümmert sich dabei insbesondere um die Länder, mit denen gerade Regierungsverhandlungen anstehen. Lebhafte Diskussionen sind etwa zum Thema Entwicklungszusammenarbeit mit China zu erwarten. Wer selbst schon als Gebernation auftritt, über große Währungsreserven verfügt und Astronauten ins All schickt – sollte der noch Entwicklungshilfe bekommen? Oder gibt es hier strategische Interessen, um Kooperation zu unterstreichen, einzuwirken auf mehr Umweltverträglichkeit, auf mehr Nutzung erneuerbarer Energien etwa? Der Ausschuss wird eine Delegation entsenden und das Thema vor den Verhandlungen intensiv beraten, damit er der Regierung gegebenenfalls Wünsche, Anregungen oder Empfehlungen mit auf den Weg geben kann.
Immer wieder geht es auch darum, schnell und gründlich zu analysieren, welche Auswirkungen Umwälzungen in einzelnen Empfängerländern auf die Entwicklungszusammenarbeit haben. Aktuelles Beispiel: Soll es mit der Unterstützung der palästinensischen Autonomie auch nach dem Wahlsieg von Hamas unverändert weitergehen? Oder bedeutet das eine indirekte Finanzierung des Terrors gegen Israel?
Eine herausragende Arbeitsphase ist auch in diesem Ausschuss die Zeit der Haushaltsberatungen. Dabei steht ein Stufenplan im Hintergrund, dem zufolge die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit zunächst auf 0,33 Prozent des Bruttonationaleinkommens gebracht werden soll, bis zum Jahr 2010 auf 0,51 Prozent. Bis 2015 sollen dann die schon seit langem angepeilten 0,7 Prozent erreicht sein. Die Mitglieder werden darüber beraten, wie etwa Entschuldungsprogramme darauf angerechnet werden und ob es auch Wege gibt, Einnahmen aus anderen Quellen zu verstetigen. Ob es etwa Sinn machen würde, wie von einzelnen Ländern praktiziert, Zusatzabgaben etwa auf Flugtickets für die Entwicklungszusammenarbeit einzuführen.
Zugleich ist den Ausschussmitgliedern bewusst, dass Aufklärung und Information nach wie vor zu den größten ständigen Herausforderungen gehören. In Deutschland die Arbeitslosenhilfe kürzen und das Geld in Afrika in ein „Fass ohne Boden“ stecken – diese Einstellung gehört zu den verbreiteten Stereotypen. Deshalb hat der Ausschuss auch mit großer Sympathie die Rekordspendensumme für die Tsunami- Opfer registriert. Selbst nach Weihnachten, wenn das Geld gewöhnlich knapp im eigenen Geldbeutel ist, gaben die Deutschen gern, als sie die Not sahen. Es wird also darauf ankommen, die entwicklungspolitische Bildungsarbeit im Blick zu behalten, mit Schulen zusammenzuarbeiten und so langfristig Verständnis zu wecken.
Erschienen am 7. März 2006« Vorheriger Artikel Nächster Artikel »
E-Mail:
thilo.hoppe@bundestag.de
Der Ausschuss hat 22 Mitglieder, CDU/CSU: 8, SPD: 8, FDP: 2, Die Linke.: 2, Bündnis 90/Die Grünen: 2.
„Uns liegt sehr am Herzen,
herauszufinden, was bei der Umsetzung der Milleniumsziele falsch
läuft. Im Jahr 2000 hatten sich die Staats- und
Regierungschefs unter anderem dazu verpflichtet, die Zahl der Armen
und der Hungernden zu halbieren. Die Zahl der extrem Armen ist
tatsächlich gesunken, die der Hungernden aber auf 852
Millionen gestiegen. Da sind wir vollkommen ab vom
Weg.“
Thilo Hoppe (Bündnis 90/Die
Grünen)