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Hier fühlen sie sich wohl, die Touristen und die Besucher wie auch die Angestellten des Bundestages, die ihre Mittagspause nutzen, um sich auf diesen Stufen niederzulassen. Hier sind die Aussichten immer gut. Dort das Reichstagsgebäude, gegenüber das Paul-Löbe-Haus, da die Spree, drüben das Elisabeth-Lüders-Haus – immobile Prachtstücke alle miteinander. Und fast sieht es aus, als defilierten die Schiffe und Dampfer auf dem Fluss vorbei, nur um dem allem ihre Reverenz zu erweisen.
Hier, auf der großen Freitreppe an den Häusern des Bundestages und an der Spree, machen sich bei Sonnenschein die Menschen breit. Sie packen ihre Vorräte aus und ihre Reiseführer. Sie werfen unbequemes Schuhwerk ab und wackeln mit den Zehen, bis sie wieder fit für den nächsten Marsch sind. Sie schreiben Postkarten nach Hause und fotografieren, was das Zeug hält. Sie stoßen sich gegenseitig in die Rippen, wenn einer vorbeikommt, den sie aus den Nachrichten kennen. Und diese Frau da, ist das nicht gar die heimische Bundestagsabgeordnete?
Sie telefonieren und wühlen in ihren Rucksäcken und Taschen nach der Tüte Gummibärchen, die sie doch vorhin genau für diese Pause gekauft haben. Sie ziehen Jacken und Pullover aus, trinken Kaffee und lassen Sonne an die Haut. Das ist der Moment, da ihnen nichts fehlt. Und genau dafür scheint die Freitreppe gemacht.
Text: Kathrin Gerlof
Fotos: studio kohlmeier
Erschienen am 29. Juni 2005