"Aids fordert in zehn Jahren mehr Tote, als alle Kriege des 20. Jahrhunderts"
Berlin: (hib/WOL) Nach Schätzung von Experten werden in der kommenden Dekade mehr Menschen in Afrika südlich der Sahara an Aids sterben, als in allen Kriegen des 20. Jahrhunderts zusammen. Darauf beziehen sich die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen in ihrer Initiative, die "Aids-Bekämpfung in den Entwicklungsländern zu fördern" ( 14/6320). Im Antrag wird dargelegt, dass ein solches Ausmaß der Epidemie noch bis vor einem Jahrzehnt von keiner Institution vorhergesehen wurde: die aktuelle Dimension der AIDS-Pandemie liegt danach mehr als 50 Prozent über der Prognose des "Global Programme on AIDS" der Weltgesundheitsbehörde (WHO) von 1991. Seit Beginn der Epidemie Anfang der 80-ziger Jahre haben sich den Angaben zufolge bis Ende 2000 über 58 Millionen Menschen mit HI-Virus infiziert, wovon bereits über 22 Millionen verstorben sind. Besonders schwer betroffen seien die Entwicklungsländer, in denen circa 95 Prozent aller Menschen mit HIV/AIDS leben. Regionaler Schwerpunkt der AIDS-Pandemie sei Afrika südlich der Sahara mit 25,3 Millionen Betroffenen, gefolgt von Süd- und Südostasien mit 5,8 Millionen und Lateinamerika mit 1,4 Millionen Infizierten.
Die Regierung wird deshalb in dem Antrag aufgefordert, der Prävention von HIV/AIDS auch weiterhin einen herausragenden Stellenwert in der Entwicklungszusammenarbeit beizumessen, da Aufklärung und Vorsorge derzeit die einzige Zukunftsstrategie zur Bekämpfung der Epidemie darstellen. In bilateralen Verhandlungen und bei der Zusage von Geldern der Entwicklungszusammenarbeit sei die Integration und Implementierung von HIV/AIDS-Prävention und Behandlung im Rahmen der Planung zu berücksichtigen und Regierungen und Eliten in den Entwicklungsländern zur Übernahme von Verantwortung zu bewegen. Bei Ländern, die für einen Schuldenerlass in Frage kommen, sei daraufhin einzuwirken, dass freiwerdende Finanzmittel außer für Armutsbekämpfung, Bildung und allgemeine Basis Gesundheitseinrichtungen für allem für HIV/AIDS-Präventionen insbesondere für die Aufklärung eingesetzt werden. Schließlich solle die Regierung bei Verhandlungen zwischen internationalen Pharmakonzernen und den betroffenen Regierungen von Entwicklungsländern vermitteln, um einen allgemeinen Zugang zu bezahlbaren Medikamenten zu ermöglichen. Insgesamt werden in dem Antrag 17 Empfehlungen zur Bekämpfung von HIV und AIDS vor dem Hintergrund detaillierter Informationen über spezifische Ursachen bei der Verbreitung in den einzelnen Regionen angeführt.