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Enquete-Kommission "Globalisierung der Weltwirtschaft Herausforderungen und Antworten" des 14. Deutschen Bundestages

AU 14/5, Kurzfassung

"Charakter und Ursachen der Globalisierung"
Sachverständiges Mitglied Prof. Dr. Elmar Altvater
vorgestellt in der 3. Sitzung am 3. April 2000

Er weist auf den grundsätzlichen Klärungsbedarf des Globalisierungsbegriffes hin und erläutert vier Erklärungsansätze. Zu unterscheiden sind demnach "Enthusiasten", die der Globalisierung positiv gegenüberstehen und die Vorteile dieses Prozesses betonen; "Skeptiker", die das Gefährdungspotential der Globalisierung, das sich aus der zunehmenden weltweiten Ungleichheit ergäbe, hervorheben; "Leugner", die die Globalisierung mit dem Hinweis, der größte Teil der deutschen Produktion und des deutschen Konsums werde in Deutschland verwendet, als Mythos betrachten und eine vierte Gruppe, die die Auffassung vertritt, die Globalisierung sei im Wesentlichen nichts Neues, da der Prozess der Globalisierung spätestens seit dem 16. Jahrhundert mit den großen Entdeckungen begonnen habe. Prof. Dr. Elmar Altvater gibt einen Langzeitüberblick über die Entwicklungstendenzen der Globalisierung und verweist in diesem Zusammenhang auf Ausführungen des IWF von 1997, in denen er sich auf historische Analysen von Bairoch und Hirst/Thompson stützt. Danach sei bereits vor dem 1. Weltkrieg der globale Austausch zwischen den Industrieländern so intensiv wie erst wieder seit Mitte der 70er Jahre, der zu Deregulierung und flexiblen Wechselkursen geführt habe. In Übereinstimmung mit dem sachverständigen Mitglied, Prof. Dr. Brigitte Young stellt er einen Neubeginn der Globalisierung seit Mitte der 70er Jahre fest; die Kehrseite der Globalisierung ist die Deregulierung von Märkten und der Übergang zu einem System flexibler Wechselkurse. Zeitgleich mit der ökonomischen Globalisierung verliert das Keynesianische Paradigma an Bedeutung für die Formulierung wirtschaftspolitischer Konzepte. Dies hat damit zu tun, dass Keynesianische Wirtschaftspolitik einen souveränen Nationalstaat voraussetzt. Im Zuge der Globalisierung haben freilich die Nationalstaaten einen Teil ihrer wirtschaftspolitischen Souveränität (insbesondere die Zinssouveränität) verloren. Das entscheidende Charakteristikum der Globalisierung sieht Prof. Dr. Elmar Altvater in einer weltweiten Standardisierung, die ihren Ursprung insbesondere in der finanziellen Globalisierung finde. Zu den sich aus der Ökonomie entwickelten Standards zählten u.a. einheitliche Zinssätze, Rechtsbedingungen, rating-agencies und Englisch als lingua franca. Die politische Reaktion auf die Globalisierung schlage sich in einer weltweiten regionalen Blockbildung nieder. Ziel der Blockbildung sei, die negativen Folgen der Globalisierung für die Möglichkeiten der Nationalstaaten, Wirtschaftspolitik zu betreiben, zu kompensieren. Durch makroregionale Blockbildung lässt sich der internationale Handel zwischen den beteiligten Ländern intensivieren und Währungen gegen globale Spekulationswellen besser verteidigen ("Stabilitätsgemeinschaft"). Das sachverständige Mitglied betont die Notwendigkeit einer Analyse, warum der Globalisierungsprozess in der Zwischenkriegszeit unterbrochen wurde und welche ökonomischen, aber auch politischen Konsequenzen sich daraus ergeben haben.

Quelle: http://www.bundestag.de/parlament/kommissionen/archiv14/welt/weltto/weltto103_au1405kurz
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