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241/1999
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Ausschuss für Kultur und Medien

"ZUGANG ZU DEUTSCHER KULTUR IST ÜBER DAS INTERNET NICHT ZU ERREICHEN”

Berlin: (hib/WOL-ku) Man solle sich nicht blindlings, sondern differenziert auf die Möglichkeiten und Grenzen neuer Technologien und neuer Medien einlassen, erklärte Bundesaußenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) am Mittwochnachmittag vor dem Ausschuss für Kultur und Medien.

Angesprochen auf eine These des Auswärtigen Amtes in der Konzeption 2000 zur auswärtigen Kulturpolitik, "die sich durch das Internet ergebenden Vorteile für die Auslandskulturarbeit besser nutzbar” zu machen, erläuterte Fischer, es werde schnell deutlich, dass man das Internet eben nicht dazu nutzen könne, einer Person die deutsche Kultur nahezubringen, wenn sie nicht bereits vorher einen Bezug zur deutschen Sprache und zur deutschen Kultur gewonnen habe.

Internetsprache sei nun einmal englisch und es sei ein Irrglaube, zu erwarten, dass jemand aus einem anderen Sprachbereich via Basic-Englisch versuchen werde, Zugang zur deutschen Kultur zu erreichen.

Bei allem Respekt vor den Möglichkeiten und der ökonomischen Bedeutung des Internet warne er vor einer Überschätzung des Mediums als kultureller Mittler gegenüber Büchern, Zeitschriften, Hörfunk und TV.

Gerade angesichts der Globalisierung, der zunehmenden Durchlässigkeit der Grenzen und der Verbreitung des englischsprachigen Internet würde jedoch Kultur, auch kleinere Kulturen eine wesentliche Rolle bei der Identitätsbildung des Einzelnen in Europa und der Welt spielen.

Gleichzeitig müsse man sich auch damit auseinandersetzen, dass kulturelle Vermittlung stark an die jeweilige Sprache gebunden sei. Für die Menschen vieler anderer Nationen klinge eben Deutsch auch von der Melodie her etwas merkwürdig. "Andere große Nationen im kontinentalen Europa, wie zum Beispiel Frankreich haben da die gleichen Probleme wie wir”.

Der Außenminister informierte die Mitglieder des Ausschusses ausführlich über die Position seines Amtes zur auswärtigen Kulturpolitik als "dritter Säule”. Grundlage seiner Ausführungen waren 24 Thesen einer Konpzeption, in der aus außenpolitischer Sicht auf veränderte inhaltlichen, technologische, globale und finanzielle Entwicklungen und Möglichkeiten eingegangen werde.

Auswärtige Kulturpolitik als integraler Bestandteil deutscher Außenpolitik könne aber nicht besser oder wirksamer sein, als die in Deutschland geschaffene Kultur- und Bildungsarbeit, erklärte Fischer.

Angesprochen auf die Schwerpunktverlagerung und Schließung deutscher Institute und Schulen verwies er darauf, dass Kulturarbeit im Ausland angesichts von Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, nachhaltiger Entwicklung oder der Erhaltung natürlicher Ressourcen nicht wertneutral gesehen werden könne.

Auswärtige Kulturpolitik sei auch normativ begründet, betonte Fischer in Bezug auf das Problem der Schulen im Ausland und sprach damit die Frage der entsandten Kräfte, die Kosten mancher Standorte und die Klärung von Lehramtsvoraussetzungen an.

Die Anregung, vorhandene Etatmittel den jeweiligen Instituten zur eigenständigen Bewirtschaftung des Bildungs- und Kulturangebots zu Verfügung zu stellen, werde man prüfen.

Angesprochen auf seine Position zur Pflege der Deutschen Kultur in Osteuropa, antwortete Fischer, sie sei ihm zu sehr rückwärts gewandt und beziehe sich noch immer entweder auf den Stand vor 1933 oder nach 1945.

Man könne keine Bereitschaft zur Öffnung bei den osteuropäischen Nachbarn erreichen, solange man auf dem Vorkriegsstatus beharre und vor allem auf deutscher Seite nicht bereit sei, sich offen damit auseinanderzusetzen, dass man mit der Vernichtung der Juden gleichzeitig auch den wichtigsten Träger deutschen Kulturgutes in Osteuropa zerstört habe.



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Quelle: http://www.bundestag.de/aktuell/hib/1999/9924101
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