Ausschuss für Bildung und Forschung
Berlin: (hib/BES) Der Parlamentarische Staatssekretär im
Bundesministerium für Bildung und Forschung, Ulrich Kasparick
(SPD), hat die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVG) zur
Juniorprofessur als ein Gerichtsurteil bezeichnet, das der
Wissenschaft nicht gut tut. Nun seien die Juniorprofessoren - so
Kasparick im Ausschuss für Bildung und Forschung am
Mittwochvormittag - in einer ausgesprochen schwierigen Situation.
Das Gremium befasste sich mit den Konsequenzen des BVG-Urteils vom
27. Juli, das die bundesweite Einführung der so genannten
Juniorprofessur für verfassungswidrig erklärt hatte. Der
Bund habe mit der Novellierung des Hochschulrahmengesetzes vom
Februar 2002 seine Gesetzgebungskompetenz überschritten, so
die Karlsruher Richter. Mit der Juniorprofessur wollte die
Bundesregierung die Habilitation als Einstellungsvoraussetzung
für Professoren ersetzen und jungen Wissenschaftlern die
Möglichkeit zu eigenständiger Forschung und Lehre geben.
Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) will nun ein neues
Hochschulrahmengesetz auf den Weg bringen. Kasparick mahnte in
seinem mündlichen Bericht im Ausschuss eine möglichst
schnelle Lösung an, um rasch Rechtssicherheit für
betroffene junge Wissenschaftler herzustellen. Gleichzeitig
kritisierte er die Haltung der Länder. Die "Gefechtslage" sehe
so aus, dass die Fachressorts der Länder sich zwar einig
seien. Eine Verständigung sei jedoch noch nicht möglich,
da der Druck aus den Staatskanzleien dies verhindere. Die
Bundesregierung gehe allerdings davon aus, dass die Staatskanzleien
einlenken werden, weil der Streit nicht auf dem Rücken der
jungen Wissenschaftler ausgetragen werden dürfe. Dabei
hätten bereits zehn Bundesländer die Juniorprofessur
rechtlich verankert. "Wir dürfen keinen Tag verstreichen
lassen", appellierte Kasparick an die Bildungspolitiker im
Ausschuss und bat sie um Unterstützung. Die SPD teilte in der
anschließenden Diskussion die Einschätzung der
Bundesregierung. Das Karlsruher Urteil sei ein herber
Rückschlag für den Wissenschaftsstandort Deutschland.
Daher sei eine schnelle Regelung nötig, um die
Rechtsunsicherheit zu beseitigen. Die unionsgeführten
Länder sollten sich nun an konstruktiven Lösungen
beteiligen. Dem schloss sich die FDP an. Man müsse schnell
eine Regelung finden. Die Grünen verteidigten die
Juniorprofessur als ein Erfolgsmodell. Dagegen sei der Weg der
Habilitation ein Auslaufmodell. Es sei ein Fehler, daran
festzuhalten. Die Union wies auf ihre frühzeitigen Warnungen
wegen der befürchteten Verfassungswidrigkeit der
Juniorprofessur hin. Die Fraktion habe sich immer für beide
Wege - Habilitation und Juniorprofessur - ausgesprochen. Für
die "tatsächlich sehr unangenehme Situation" der bereits
angestellten Juniorprofessoren sei ausschließlich die
Regierung verantwortlich, weil sie ein schlechtes Gesetz auf den
Weg gebracht hätte. Auch für die "Abwicklung des
Scherbenhaufens" kritisierte die Unionsfraktion die Regierung.
Anstatt mit allen Ländern Gespräche zu führen, habe
sich Bundesbildungsministerin Bulmahn lediglich mit den
SPD-geführten Ländern getroffen. Dies führe zur
Spaltung. Die Liberalen betonten, dass sie immer für die
Juniorprofessur waren. Allerdings hätten auch sie die Gefahr
der Klage bei der nun gescheiterten gesetzlichen Regelung von
vornherein gesehen.