Dabei ist Bildung mehr als Rechnen, Lesen und schreiben. In der Schule lernen Kinder, wie sie sich vor Minen und Infektionen schützen können. Sie erleben nach den Traumatisierungen durch Bürgerkriege und Naturkatastrophen ein Stück alltäglicher Normalität und lernen, dass Konflikte nicht durch das Recht des Stärkeren gelöst werden müssen. In Afghanistan etwa hat die UNICEF entscheidenden Anteil daran, dass in diesem Jahr 5,5 Millionen Kinder eine Schule besuchen können - so viele wie noch nie. Experten des Kinderhilfswerkes beraten die Regierung und helfen beim Aufbau des Bildungssystems. In zahlreichen anderen Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika setzt sich UNICEF für das Menschenrecht auf Bildung ein - von der Finanzierung neuer Schulen, dem Aufbau nachhaltiger Strukturen im Bildungswesen bis zur gesellschaftlichen Lobbyarbeit für die Abschaffung von Schulgeld und Schuluniformen, die gerade für die Ärmsten der Armen unüberwindbaren finanzielle Schranken darstellen. Allein in Kenia können deshalb heute 1,5 Millionen Kinder zusätzlich lernen.
Die Hilfe für Kinder in akuten Notsituationen ist ein zweites zentrales UNICEF-Ziel. Im Irak, wo Kinder nach Wasser betteln und nicht um Geld, engagierte sich UNICEF vor und während des Krieges und danach vor allem für die Trinkwasserversorgung. Durchfallerkrankungen durch verseuchtes Wasser in Kombination mit Mangelernährung ist die häufigste Todesursache von Kindern im Irak, wo schon vor dem Krieg jedes siebte Kind seinen fünften Geburtstag nicht erlebte. Ende 2003 wurden täglich elf Millionen Liter Trinkwasser mit Tankwagen verteilt. Nach Naturkatastrophen wie dem Erdbeben im iranischen Bam ist die UNICEF innerhalb von 48 Stunden vor Ort um Hilfe zu leisten.
Medizinische Infrastruktur aufbauen
Ein drittes Handlungsfeld von UNICEF ist der Aufbau medizinischer Infrastruktur in den so genannten Entwicklungsländern. Dazu gehört die Impfung von Kindern, der Bau von Krankenhäusern und einfachen Krankenstationen, die Unterrichtung von Müttern zur Vermeidung von Seuchen und Infektionen und der Kampf gegen die Ausbreitung von AIDS. Auch auf diesem Feld ist UNICEF von der Nothilfe in den Krisengebieten Afrikas bis hin zur systematischen Beratungsarbeit mit Regierungen und einheimischen Non-Government-Organisationen aktiv.
Zur Philosophie von UNICEF gehört es, dass man nicht danach fragt, ob die Hilfe mittelbar auch denjenigen zugute kommt, die für das Elend der Kinder - beispielsweise im Irak - verantwortlich sind. Oft geht es einfach darum, so schnell wie möglich das Leben von so vielen Kindern wie möglich zu retten. Um dies auch finanziell leisten zu können, ist eine intensive Öffentlichkeitsarbeit auch in Deutschland notwendig. So standen die vielen Kriegskinder in den oft vergessenen Krisengebieten in Angola, Kongo und Tschetschenien im Mittelpunkt der UNICEF-Weihnachtsaktion 2003.
Das Deutsche Komitee der UNICEF ist seit seiner Gründung vor 51 Jahren in Köln zu Hause. Die Einnahmen in Deutschland erreichten im vergangenen Jahr einen historischen Höchststand von 87 Millionen Euro. Davon wurden 64 Millionen Euro über Spenden eingenommen und 21 Millionen Euro aus dem Verkauf von Grußkarten. Knapp 71 Millionen Euro konnten für Projekte in 43 Staaten in Afrika, Asien und Lateinamerika zur Verfügung gestellt werden.
Dass die Deutschen knapp hinter Japan an der Spitze der Spendenfreudigkeiten liegen, ist sicherlich auch auf die Arbeit der 130 UNICEF-Gruppen in Deutschland zurückzuführen. Mit Blick auf ihre Arbeit sagte der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau: "Es gibt Stunden, in denen man sagt: Es hat keinen Zweck. Ich möchte Ihnen sagen: Ja, es hat Zweck, aus 8.000 UNICEF-Ehrenamtlichen 16.000 zu machen."