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Juli 02/1998
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Unglück von Eschede vorbehaltlos aufklären

(ve) Vor "pauschalierenden Konsequenzen" für die Eisen- bahn nach dem ICE-Unglück von Eschede hat Bundesver- kehrsminister Matthias Wissmann gewarnt. Der Minister erklärte am 17. Juni im Verkehrsausschuß, die Bahn sei nach wie vor eines der sichersten Verkehrsmittel, das auch im 21. Jahrhundert - einschließlich der Hochgeschwindig- keitszüge - eine wesentliche Rolle spielen müsse. Wissmann teilte in der Sitzung weiter mit, man werde alles für eine vorbehaltlose Aufklärung der Unfallursache tun. Dies sei man den Toten und ihren Hinterbliebenen sowie den Verletzten schuldig. Es würden aber noch einige Monate vergehen, bis die Ursache des Unfalles endgültig aufgeklärt sei. Bis dahin sei von weiterführenden Spekulationen abzuraten.
Über weitere, mittelfristig wirksame Maßnahmen, so Wissmann, müsse entschieden werden, wenn die laufenden Untersuchungen abgeschlossen seien und ein endgültiger Untersuchungsbericht vorliege. Vertreter des Eisenbahnbundesamtes (EBA) teilten in der Ausschußsitzung mit, ein Anschlag auf den ICE sei nach derzeitiger Erkenntnis auszuschließen. Eine Hakenkralle, die an der Strecke vor dem Bahnhof Eschede aufgefunden worden sei, stehe in keinem sachlichen Zusammenhang zu dem Ereignis.
Auslösende Ursache bleibe somit der Bruch eines Radreifens am ersten Mittelwagen des ICE-Zuges. Wie der zuständige Mitarbeiter des EBA, Diplom-Ingenieur Hans-Heinrich Grauf, dazu weiter mitteilte, brach dieser Radreifen etwa sechs Kilometer vor der Unfallstelle, löste sich nach etwa 200 bis 300 Metern von der Radscheibe, wurde aufgebogen und verkeilte sich anschließend im Drehgestell.
Der Zug sei dann trotz des fehlenden Radreifens über eine Strecke von rund 5,5 Kilometern stabil gefahren, ohne zu entgleisen. Erst nachdem sich der Radreifen im Bahnhof Eschede im Teil einer Weiche verhakt habe, sei eine Kettenreaktion ausgelöst worden, die dann den Zug zum Entgleisen gebracht habe.Vertreter aller Fraktionen unterstützten im Ausschuß die Position des Ministers, bei allen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Unglück müsse Sicherheit die oberste Devise sein. Die SPD regte zusätzlich an, es müsse eventuell darüber nachgedacht werden, das EBA personell und materiell so zu verstärken, daß es jederzeit seinen gesetzlich festgelegten Aufgaben nachgehen könne. Auf den Prüfstand gehöre aber auch die Sicherheitsphilosophie des gesamten ICE-Systems.
Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1998/bp9802/9802055a
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