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November 10/1999
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Aktuelles

Gedenken an Philipp Scheidemann

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat am 9. November an historischer Stätte im Reichstagsgebäude eine Gedenktafel für Philipp Scheidemann eingeweiht. Von einem Balkonfenster im ersten Stock hatte der Sozialdemokrat am 9. November 1918 um 14 Uhr die Republik ausgerufen. "Der Kaiser hat abgedankt. Er und seine Freunde sind verschwunden. Über sie alle hat das Volk gesiegt. Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe das Neue. Es lebe die Deutsche Republik!", rief er der jubelnden Menge zu.

Wolfgang Thierse und die beiden Vizepräsidenten Anke Fuchs und Hermann Otto Solms enthüllen die Gedenktafel für Philipp Scheidemann.
Wolfgang Thierse und die beiden Vizepräsidenten Anke Fuchs und Hermann Otto Solms enthüllen die Gedenktafel für Philipp Scheidemann.

In seinen Memoiren beschrieb der neben Friedrich Ebert führende Kopf im Rat der Volksbeauftragten - der in der Revolution entstandenen provisorischen Regierung -, wie es dazu kam. Parteifreunde stöberten Scheidemann im Restaurant des Reichstages auf, um ihn zu einer Rede zu drängen. Karl Liebknecht wolle die Sowjetrepublik ausrufen. "Nein. Nein, nur nicht das noch in Deutschland nach dem anderen Elend. Schon stand ich am Fenster. Viele Tausende von Armen reckten sich, um Hüte und Mützen zu schwenken", berichtete Scheidemann.

Kaum sei er nach den wenigen Sätzen ins Reichstagsrestaurant zurückgekehrt, habe ihn Ebert angeschrien. "Ist das wahr? Du hast kein Recht, die Republik auszurufen. Was aus Deutschland wird, ob Republik oder was sonst, das entscheidet die Konstituante." Zwei Stunden später rief Liebknecht vom Balkon des kaiserlichen Schlosses, das die Spartakisten in Beschlag genommen hatten, die "Freie Sozialistische Republik Deutschland" aus.

Scheidemann war vom Anfang der Republik Zielscheibe rechtsextremer Angriffe, obwohl er 1919 wegen seiner Ablehnung des Friedensvertrages von Versailles als Chef der ersten republikanischen Reichsregierung zurücktrat. 1922 entging der zum Oberbürgermeister von Kassel gewählte Politiker nur knapp einem Anschlag. Im Juli 1933 musste Scheidemann emigrieren. Er starb 1939 kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Kopenhagen.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1999/bp9910/9910094b
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