Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 47 / 21.11.2005
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Susanne Kailitz

Aufgekehrt ...


Auf den ersten Blick ist es eine gute Nachricht: Unter allen Lebenszielen hat bei den Deutschen die Bildung die höchste Priorität. Das ergab eine Studie, die vom Allianz-Versicherungskonzern in Auftrag gegeben wurde. Während die Spanier es am wichtigsten finden, gesund zu bleiben, strebt man im Land der Dichter und Denker nach Wissen.

Doch allzu schlau zu sein, ist kein Garant fürs Glück. Glaubt man der Magdeburger Sozialwissenschaftlerin Christiane Dienel, bleiben viele Akademikerinnen nicht deshalb kinderlos, weil sie Beruf und Familie so schlecht miteinander vereinbaren können. Nein, der Grund ist schlicht der, dass es an Männern mangelt, die den gebildeten Frauen das Wasser reichen können - oder wollen. Denn, so das Ergebnis einer Studie aus Michigan, Männer orientieren sich bei der Partnerinnenwahl lieber "nach unten". Will heißen: Der Manager ehelicht seine Sekretärin, der Chefarzt wendet sich der Krankenschwester zu - doch von ebenbürtigen Frauen halten die Herren sich fern. Weitere Studien aus Großbritannien belegen das sogar mit Zahlen: Während mit jeder Steigerung des Intelligenzquotienten um 16 Punkte die Heiratschancen eines Mannes um 35 Prozent steigen, sinken die einer Frau um 40 Prozent.

Einen Ausweg aus dem Dilemma bieten die Studien unterdessen nicht. Wohl nur für wenige Frauen kommt der Weg in Frage, den diverse Prinzessinnen eingeschlagen haben: Die japanische Prinzessin Sayako, eine studierte Ornithologin, hat gerade ihren Job aufgegeben, um künftig nur noch Hausfrau zu sein und auch die niederländische Prinzessin Maxima schmiss ihren Job als Investmentbankerin, um sich fortan um den royalen Gatten zu kümmern. Doch welche gut ausgebildete Akademikerin will schon den ganzen Tag zwischen Waschmaschine und Herd verbringen, nur um den Auserwählten abends nicht mit hochgeistigen Schilderungen eines anspruchsvollen Arbeitstages zu überfordern?

Abhilfe schafft da wohl nur die Verlagerung der Partnersuche ins Ausland. Anders als die Deutschen setzen etwa die Franzosen nicht primär auf Bildung, sondern sehen es laut Allianz-Studie als oberstes Lebensziel, Kinder zu bekommen. Vielleicht nehmen sie dafür ja sogar das Manko einer intelligenten Frau in Kauf. Einen Versuch ist es wert.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2005.