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Givat Haviva
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Rede von Bundestagsvizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner zur Ausstellungseröffnung

Sehr geehrter Herr Darawshe (Pressesprecher Givat Haviva Israel),
sehr geehrter Herr Elsohn (Vertreter Givat Haviva in Europa),
liebe Dagmar Schmidt, MdB (Vorsitzende Givat Haviva Deutschl.),
verehrte Frau Rokalek,
liebe Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

Bundestagspräsident Thierse hat mich gebeten, ihn bei dieser Ausstellungseröffnung zu vertreten. Herr Thierse ist heute vormittag nicht in Berlin, sondern in Mainz, wo er einen dringenden medienpolitischen Termin wahrnehmen muss.

Diese Vertretung habe ich gerne übernommen, denn das Thema, um das es hier geht, ist auch mir ein wichtiges Anliegen.

Ich freue mich außerordentlich, dass wir in diesem Monat das jüdisch-arabische Friedenszentrum Givat Haviva bei uns zu Gast haben.

Dieses Zusammentreffen von Givat Haviva und dem Deutschen Bundestag ist kein zufälliges Ereignis, sondern ein ausdrücklicher Wunsch aller Fraktionen unseres Parlaments, dem ja im Übrigen auch die Vorsitzende der Partnerorganisation "Givat Haviva Deutschland", Frau Dagmar Schmidt, angehört. Die Bundestagsfraktionen unterstützen die Arbeit von Givat Haviva, der größten und ältesten Institution in Israel, die sich für die jüdisch-arabische Annäherung und Verständigung einsetzt – mit dem Ziel der Aussöhnung beider Völker.

Friedensarbeit, Erziehung zu Demokratie und Toleranz, Förderung von kulturellem und religiösem Pluralismus – wie leicht lässt sich benennen, was Menschen in aller Welt mit dem Namen Givat Haviva seit über 40 Jahren verbinden!

Ungleich schwieriger ist es, diese Ziele vor Ort umzusetzen. Seit Monaten prägen Gewalt, Hass, Entfremdung wieder den Alltag in Israel und Palästina.

Die grausame Spirale von Gewalt, Gegengewalt und wieder neuer Gewalt dreht sich weiter und droht die Hoffnungen auf eine friedliche Konfliktbewältigung zu begraben.

Je mehr Opfer zu beklagen sind, um so mehr verfallen viele Menschen dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Ohnmacht, Verzweiflung. Auf beiden Seiten wächst die Unfähigkeit zum Frieden, die Unfähigkeit zum Dialog. Dies jedenfalls vermitteln uns nicht nur die Fernsehbilder Abend für Abend.

Die Arbeit von Givat Haviva setzt sich dieser Nachrichtenlage und jenem verhängnisvollen Zeitgeist entgegen, der in Kriegen und Krisen so schnell die Oberhand gewinnt und doch nur das Klima aus Hass und Gewalt weiter nährt.

Ich finde es ermutigend zu wissen, dass Givat Haviva auch in dieser, für beide Völker so schwierigen Zeit nicht aufgibt, sich der Mehrheitsstimmung zu beugen.

Statt dessen begeben sich in Givat Haviva Juden und Araber – Lehrer, Künstler, Jugendliche, Schüler, Eltern – gemeinsam auf die Suche nach vernünftigen Auswegen aus der verfahrenen Situation.

Sie gehen aufeinander zu und wollen nicht ihre Hoffnung begraben, dass es doch noch so etwas wie Gerechtigkeit für beide Völker gibt. Aber sie hoffen nicht nur auf Frieden, nein: Sie haben auch den Mut, aus dieser verhängnisvollen Spirale der Gewalt und der verpassten Chancen herauszutreten und Brücken zu bauen über jene Abgründe aus Misstrauen und Hass hinweg, die beide Völker schon so lange trennen.

Der Spagat, den Juden und Araber in Givat Haviva täglich neu probieren, ist Vertrauensarbeit von unten, ist Abbau von Vorurteilen, ist Einüben von Dialogfähigkeit.

Vertrauen zwischen Völkern kann man nicht verordnen. Wir alle wissen aber auch: Ohne ein Mindestmaß an Vertrauen kann es einen dauerhaften Frieden nicht geben.

Wie der Krieg, so beginnt auch der Friede in den Köpfen der Menschen. Und jemand muss den Anfang wagen.

Givat Haviva wagt diesen Anfang – immer wieder neu, mit Ausdauer und Optimismus: Die Saat dieser Friedensarbeit muss und wird eines Tages Früchte tragen.

Hier im Deutschen Dom stellt Givat Haviva drei – wie ich finde – eindrucksvolle Projekte seiner Erziehungsarbeit zum Frieden vor.

Alle drei Projekte ermutigten die daran beteiligten Akteure, ob Juden oder Araber, zum Persepektivenwechsel, ermutigten sie zum Sehen mit den Augen des Anderen in gewaltgeprägter Umgebung.

Jedes dieser Projekte erbringt den lebendigen Beweis, dass friedliche Annäherung und gewaltfreie Zusammenarbeit zwischen beiden Völkern möglich sind. Nicht selbstverständlich, nicht problemlos, aber möglich.

Das Friedenszentrum Givat Haviva leistet Friedensarbeit von unten, Tag für Tag.

Dieses Engagement ist vorbildlich, verdient Respekt und Hochachtung, aber vor allem öffentliche Unterstützung und Solidarität. Der Deutsche Bundestag möchte dazu mit dieser Ausstellung einen Beitrag leisten.

Ich wünsche uns allen einen interessanten Rundgang durch diese Ausstellung und im Anschluss daran die Möglichkeit zu offenen und guten Gesprächen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Quelle: http://www.bundestag.de/ausstellung/parl_hist/givat/givat_kastner
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