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Oktober 09/2000
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Parlamentarierkolloquium "Paris-Berlin"

In Hannover wurde im Rahmen der Expo 2000 vom 22. bis 23. September erstmals das deutsch-französische Parlamentarierkolloquium "Paris-Berlin" veranstaltet. Das Kolloquium wurde durch den Vizepräsidenten der Assemblée Nationale, Yves Cochet, und durch die stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Französischen Parlamentariergruppe im Bundestag, Monika Griefahn, MdB, eröffnet. Neben Parlamentariern und Regierungsvertretern aus beiden Staaten nahmen Sachverständige und Vertreter der Wirtschaft an der Diskussion teil. Es kam zu einer lebhaften Debatte über die besten Wege, fossile Energieträger durch erneuerbare Energiequellen zu ersetzen.

Der Leiter der französischen Delegation, Yves Cochet, und Monika Griefahn.
Der Leiter der französischen Delegation, Yves Cochet, und Monika Griefahn.

Hinsichtlich der möglichen Lösungsansätze angesichts sich erschöpfender traditioneller Energieträger und ihrer Emissionsproblematik wurden durchaus gegensätzliche Standpunkte der Vertreter der beiden Länder deutlich. Hintergrund hierfür sind unter anderem die unterschiedlichen Rohstoffressourcen in beiden Staaten und ihre Reaktion auf die Abhängigkeit von fossilen Energien, die zu einer unterschiedlichen Entwicklung in der Nachkriegszeit führte. Während man in Deutschland auf Kohle setzen konnte, baute man in Frankreich auf die Atomkraft und sicherte so eine günstige Energieversorgung und reduzierte die Abhängigkeit von Energieimporten.

"Frankreich wird auch weiterhin auf die Atomenergie setzen", machten die französischen Teilnehmer deutlich. Allerdings räumten Vertreter des französischen Energiekonzerns EDF ein, vor Überkapazitäten zu stehen und in den nächsten 20 Jahren kein neues Atomkraftwerk bauen zu wollen. Im Ergebnis könnte es dann in Frankreich auch zu Stilllegungen von Kraftwerken kommen, wenn sie ihre Altersgrenze erreicht hätten. Deutschland dagegen habe sich das Ziel gesetzt, im Zeitraum der kommenden 50 Jahre rund die Hälfte des Energiebedarfs aus regenerativen Energien zu beziehen, erläuterten die deutschen Teilnehmer. Photovoltaik und Windenergie stünden an der Spitze der künftigen Energiequellen. Ferner sollten die Einsparpotenziale intensiv ausgenutzt werden.

Einigkeit bestand darüber, dass Deutschland und Frankreich als treibende Kräfte in der EU künftig eine enge Kooperation anstreben sollten. Die aktuelle Benzinpreiskrise in beiden Ländern wurde als Chance gewertet, um in drei Bereichen konkrete Vorschläge zu erarbeiten: Steigerung der Energieeffizienz, Verbesserung der Transportkonzepte sowie die Schaffung von alternativen, erneuerbaren Energiequellen.

Diese drei Maßnahmenbereiche sollten maßgeblich durch die Politik gefördert werden. Darüber hinaus sah man es auch als Aufgabe der Politik an, die Bevölkerung weiter aufzuklären und ein höheres Bewusstsein für die Endlichkeit unserer derzeitigen Energiequellen zu schaffen.

Das Treffen war nach Meinung der Abgeordneten eine erfolgreiche Neuauflage des traditionsreichen Parlamentarierkolloquiums "Charlemagne", das seit 1986 in Aachen veranstaltet wurde. Monika Griefahn erklärte: "Die Aussprache auch zu diesem kontroversen Thema ist wichtig und notwendig, da nur so das gemeinsame deutsch-französische Handeln in Europa vorangebracht werden kann." Der sozialistische Abgeordnete Jean Marie Bockel, Vorsitzender der Französisch-Deutschen Freundschaftsgruppe der Assemblée Nationale, kündigte an, das Kolloquium werde nächstes Jahr in Frankreich stattfinden. Dann könne es um die unterschiedlichen Sozialsysteme oder um die Biotechnologie gehen.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2000/bp0009/0009083a
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