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Oktober 10/2000
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Der Buchtipp

Von der geheimen Macht der Kommission

Karel van Miert: Markt, Macht, Wettbewerb. Meine Erfahrungen als Kommissar in Brüssel, Stuttgart/München 2000, Deutsche Verlags-Anstalt, 49,80 DM.
Karel van Miert: Markt, Macht, Wettbewerb. Meine Erfahrungen als Kommissar in Brüssel, Stuttgart/München 2000, Deutsche Verlags-Anstalt, 49,80 DM.

Wer eine quälend langweilige Abhandlung eines prominenten EU-Bürokraten erwartet haben sollte, der wird bei der Lektüre von Karel van Mierts Erinnerungen angenehm enttäuscht. Dem Belgier ist trotz der teilweise komplizierten Materie eine verständliche und spannende Schilderung der Herausforderungen gelungen, die ihn und seine Mitarbeiter über Jahre hinweg beschäftigten. Deutlich wird dabei vor allem, über welch große und in weiten Bevölkerungskreisen kaum bekannte Macht die Europäische Kommission verfügt, wenn es etwa um die Kontrolle von Firmenzusammenschlüssen oder staatlichen Beihilfen an Unternehmen geht. Der Autor verschafft seinen Lesern einen Blick hinter die Kulissen europäischer Politik und konfrontiert sie dabei mit zahlreichen spektakulären Fällen, die für Schlagzeilen sorgten.

Dabei scheut van Miert auch nicht vor pointierten Urteilen zurück, etwa beim Missbrauch staatlicher Beihilfen für ostdeutsche Werften durch die Bremer Vulkan ("einer der größten Skandale der deutschen Nachkriegs-Industriegeschichte") oder bei den heute wieder im Rampenlicht stehenden Umständen der Übernahme der ostdeutschen Minol durch den französischen Elf-Acquitaine-Konzern ("eine Vergangenheit, die zum Himmel stinkt"). Ebenso interessant wie aufschlussreich auch die Passagen zur gescheiterten Bertelsmann-Kirch-Fusion im Bereich des digitalen Fernsehens. Sie soll auf dem Höhepunkt des Tauziehens zwischen den beteiligten Unternehmen und der Kommission van Miert zufolge in der offenen Drohung des damaligen Bundeskanzlers und Kirch-Freundes Helmut Kohl "Das bedeutet Krieg" an die Adresse von EU-Kommissionspräsident Jacques Santer gegipfelt haben. Nicht nur wegen solcher Aperçus: ein Buch, das sich zu lesen lohnt.

Bernard Bode

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2000/bp0010/0010061a
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