Bildwortmarke des Deutschen Bundestages . - Schriftzug und Bundestagsadler
English    | Français   
 |  Sitemap  |  Kontakt  |  Fragen/FAQ  |  Druckversion
 
Startseite > Blickpunkt Bundestag > Blickpunkt Bundestag - Jahresübersicht 2002 > Deutscher Bundestag - Blickpunkt 01/2002 >
01/2002
[ zurück ]   [ Übersicht ]   [ weiter ]

Suchbild

Cullens Reichstag

Der amerikanische Historiker Michael S. Cullen, einer der besten Kenner der Geschichte des Reichstagsgebäudes, schreibt uns zu unserem letzten Suchbild:

Der amerikanische Historiker Michael S. Cullen.

Die meisten Besucher können mit bloßem Auge nicht erkennen, welche Figuren und Symbole hoch oben über dem Westportal das Giebelfeld des Reichstagsgebäudes schmücken. Es handelt sich um ein Werk des damals hoch angesehenen Bildhauers Fritz Schaper (1841- 1919), der entgegen den Wünschen des Architekten Paul Wallot von der Ausschmückungskommission des Reichstags mit der Gestaltung betraut wurde.

Die Mitte des Feldes zeigt das sechs Meter hohe Reichswappen unter einem Baldachin, über dem die Reichskrone sitzt. Links ein bärtiger Mann mit Amboss, rechts vor allem deutlich erkennbar eine Büste von Kaiser Wilhelm I., an der gerade ein Bildhauer – vielleicht Schaper selbst? – mit Hammer und Meißel arbeitet.

Als die Skulpturen am 27. Juli 1893 vollendet und die Gerüste an der Westseite des Neubaus vollkommen verschwunden waren, war kaum jemand mit dem Ergebnis zufrieden. Schaper selbst meinte, er sei "bedrückt" gewesen – die Figuren erschienen ihm "zu klein ... im Verhältnis zur mächtigen Architektur". Von Wallot ist keine Meinung überliefert, aber der erste Historiker des Reichstagsgebäudes, Maximilian Rapsilber, urteilte drastisch: "Die große Skulpturen-Gruppe im Giebelfelde macht einen peinlichen Eindruck, hier hat sich ein fremdes Element eingedrängt. Bekanntlich hatte die Reichstagsbaukommission diese Arbeit Professor Schaper übertragen, der bei seinen klassizistischen Anschauungen den rein germanischen Geist, der dem Wallotschen Werk aufgeprägt ist, nicht verstanden hat oder verstehen konnte."

Die Kunstgeschichte ist mit diesem Werk von Schaper gnädiger umgegangen. Heute betrachten wir das Giebelfeld als recht geglückt, vor allem als ein Zeichen einer Zeit, die so weit vergangen scheint, dass uns jedes Zeugnis willkommen ist.

Suchbild12/2001

Das Foto auf Seite 88 der Ausgabe 12/2001 zeigt die Fassade über dem Westeingang des Reichstagsgebäudes. Eine Reise nach Berlin hat Herr Siegfried Busch aus St. Blasien gewonnen.

 


 

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2002/bp0201/0201090c
Seitenanfang
Druckversion