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Dezember 7/2003
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Wann war’s – wer war’s?

Gewinnen Sie eine Reise nach Berlin!

Der amerikanische Historiker Michael S. Cullen erinnert in jeder Ausgabe an eine Episode der Reichstagsgeschichte. Wir stellen am Ende des Artikels eine Frage. Die Antwort schicken Sie als Fax, E-Mail oder per Postkarte an: Media Consulta Deutschland GmbH, Wassergasse 3, 10179 Berlin, Fax: (030) 65 000-190, E-Mail: blickpunkt@media-consulta.com. Einsendeschluss: 12. Januar 2004. Unter den richtigen Einsendungen werden fünf Preise verlost. Der Hauptgewinn ist eine Reise für zwei Personen nach Berlin. Die Lösung unseres Rätsels in Heft 6/03 lautet: Das Reichstagsgebäude wurde 1894 fertig gestellt. Eine Reise nach Berlin hat Brigitte Heberlein aus Ebermannstadt gewonnen.

Die leeren Flächen im Reichstagsplenum

Michael S. Cullen
Michael S. Cullen.

An der Stirnwand des Plenarsaals, wo heute im Bundestagsplenum der Adler hängt, gab es im alten Reichstag bloß drei leere Flächen. Eigentlich sollten dort drei große Historienbilder hängen. Zweimal schon hatte sich die zuständige Kommission auf die Motive verständigt. Doch die Umsetzung scheiterte an persönlichen Animositäten und politischen Bedenken.

Ursprünglich war für den 1894 eröffneten Reichstag als zentrales Motiv die Proklamation von Wilhelm I. zum deutschen Kaiser 1871 vorgesehen. Ausführen sollte die Gemälde der prominente Historienmaler Anton von Werner. Er war dafür sicherlich der geeignetste Künstler. Schließlich war er auf Einladung des Kaisers selbst Gast der Feier im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles gewesen und hatte 1877 zum 80. Geburtstag Wilhelms I. bereits ein großes Ölgemälde „Die Proklamation des Deutschen Kaiserreiches“ fertig gestellt. Außerdem hatte er als Hofmaler ein enges Verhältnis zum alten wie auch zum jungen Kaiser Wilhelm II., der den Thron 1888 bestiegen hatte.

Allerdings hatten sich seitdem die Zeiten geändert. Wilhelm II. hatte 1890 den verdienstvollen langjährigen Reichskanzler Otto von Bismarck aus dem Amt geworfen, und offizielle Würdigungen des in Ungnade gefallenen Architekten des Deutschen Reichs waren nicht mehr angesagt. Mit einem großen Abbild der Kaiserproklamation im Plenum des Reichstages wäre aber eine solche Würdigung Bismarcks nicht zu vermeiden gewesen. Denn der „Eiserne Kanzler“ war neben Wilhelm I. die zentrale Figur der Feierstunde im Schloss von Versailles, und von Werner legte Wert auf die Detailtreue seiner Gemälde. Er führte den Auftrag nicht aus. Über die Hintergründe spekulierte damals die liberale Tageszeitung „Post“: „Es erschien nicht opportun, in den Reichstagssitzungssaal Bilder aufzunehmen, auf welchen der erste Reichskanzler als unvermeidliche Hauptfigur ... figuriert haben würde.“

Kaiserproklamation (A. von Werner)
Kaiserproklamation (A. von Werner).

Also beschloss der Reichstag 1903 neue Motive. Nun sollte die Feier nach dem Sieg über Frankreich im Jahre 1870 in Sedan das mittlere Feld im Plenarsaal schmücken. Aus einem Wettbewerb für die Ausführung der Bilder ging der hoch angesehene Münchner Maler Angelo Jank als Sieger hervor.

Im Herbst 1908 waren die Bilder fertig und wurden zunächst probehalber an den vorgesehenen Stellen angebracht. Und sogleich erhob sich aus allen Fraktionen heftige Kritik. Der spätere Reichskanzler und Außenminister Gustav Stresemann, damals der jüngste Abgeordnete, wollte im Plenarsaal keine Schlachtszene, sondern eine Darstellung des Paulskirchenparlaments. Ein anderer Abgeordneter nahm Anstoß daran, dass das Sedanbild „historisch inkorrekt“ sei, weil es „von der Siegesstimmung an diesem Tage nicht das geringste“ zeige. „Die Figur des alten Kaisers wie der Kreis seiner Paladine ist nicht von jener inneren Hoheit getragen, die nach außen sich widerspiegeln muß.“ Und zu guter Letzt wurde durch eine Zeitung der Eindruck erweckt, auf dem Gemälde trete das kaiserliche Pferd die französische Trikolore in den Staub, so dass Frankreich jedes Recht hätte, sich beleidigt zu fühlen.

Anfang 1909 wurden die Bilder in den Saal des Hauptausschusses gehängt, wo sie noch in den 30er Jahren zu sehen waren. Seit Kriegsende sind sie verschollen.

Die Preisfrage lautet: Wie hieß 1908 der jüngste Reichstagsabgeordnete?

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2003/bp0307/0307016
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