Schon im vergangenen Herbst, lange bevor das Schillerjahr begann, waren die ersten Schillerbiografien auf dem Markt. Während es vor sechs Jahren zu Goethes 250.Geburtstag in aller Welt goethelte und faustelte, schillert es heutzutage bei uns allüberall. "Der Spiegel", "Die Zeit", "Die Welt" und andere Zeitungen und Zeitschriften haben dem Dichter schon lange vor seinem 200. Todestag am 9. Mai 2005 mit großen Artikeln und vielen Spalten ihre Reverenz erwiesen. Die einen beginnen mit der Frage: Warum sollen wir einen Dichter, der schon so lange tot ist, überhaupt noch lesen? Andere wiederum meinen, dass wir heutige Kulturbanausen seinem Geist gar nicht mehr gewachsen seien, und die Dritten fühlen sich sogar schon schillergeschädigt und wenden sich anderen Jubilaren und Jubiläen zu.
Gleichwohl sind mittlerweile zahlreiche Bücher für alle Lebenslagen und für jedes Lebensalter erschienen, zum Beispiel "Schiller für Gestreßte", "Schiller für Zeitgenossen", "Schiller für Kinder", "Schnellkurs Schiller", "Schiller für Eilige", außerdem Publikationen über "Schiller und die Frauen", Schiller-Lesebücher, Schiller-Handbücher, Werkausgaben in verschiedenen Variationen sowie Abhandlungen für Leser, die mit dem Dichter bestens vertraut sind und ihr Wissen über ihn lediglich überprüfen, erweitern oder sogar in Frage stellen lassen möchten, schließlich Einführungen für jene, die den Dichter überhaupt erst einmal kennen lernen wollen.
Beginnen wir mit den Publikationen von Peter-André Alt. Vor einigen Jahren veröffentlichte der Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Würzburg eine wegweisende zweibändige Schillerbiografie, für die er in diesem Jahr den Marbacher Schillerpreis erhält. Nun hat er zum jetzigen Schillerjahr eine kleine kompakte Einführung in Schillers Leben und Werk vorgelegt, wobei er vieles, was an Schiller wichtig war und noch ist, prägnant auf den Punkt bringt und auf wenig Raum eine Fülle von Informationen bietet - in einem allerdings manchmal etwas sperrigen Stil. Alt verfolgt die einzelnen Stationen in Schillers Leben und befasst sich mit seiner Lyrik und seinen Dramen in längeren sachkundigen Kapiteln. In einzelnen Abschnitten würdigt er den Publizisten und Erzähler, den Wegbereiter des modernen Kriminalromans sowie den Historiker Friedrich Schiller.
Sigrid Damm, ausgewiesene Kennerin der Weimarer Klassik, richtet ihre Neugier dagegen auf den Menschen und das Leben von Friedrich Schiller. Nicht seine Werke sind daher Gegenstand ihres Buches, sondern die Umstände und Bedingungen ihrer Entstehung. Ausführlich geht sie auf Schillers Existenzbedingungen, um nicht zu sagen, Existenznöte ein, auf seine oft verzweifelte finanzielle Lage. Schulden, Vorschüsse, Sonderzuwendungen, Darlehen all die Jahre hindurch werden streng gemustert und genau aufgerechnet, manchmal gar zu genau. Auch die gesundheitlichen Zusammenbrüche, Fieberanfälle, Schnupfen, Wetterfühligkeit, Unpässlichkeiten, Trinkkuren, verschiedene Krankenlager sowie Depressionen und Schreibkrisen werden penibel registriert; Krankheiten und Todesfällen in der Familie wird viel Raum eingeräumt. Jede kleine Veränderung wird detailliert beschrieben: Umzüge, Richtfest, die Gestaltung des Gartens im Herbst 1797, den Schiller wenige Monate zuvor erworben hatte.
Der durch Bücher und Essays über Goethe und Grabbe bekannt gewordene Schriftsteller und Regisseur Jörg Aufenanger wendet sich mit seiner Schiller-Biografie offenkundig an Leser, die den Dichter allenfalls dem Namen nach kennen. Während Damm sich oft in Vermutungen ergeht und manches nur diskret andeutet, wird von Aufenanger alles der Reihe nach chronologisch erzählt und mitunter breit ausgemalt. Obgleich einiges an der Oberfläche bleibt, liest sich die Biografie insgesamt durchaus spannend und fesselnd. Von Schillers Schulden und finanziellen Nöten ist in diesem Band ebenfalls häufig die Rede. Natürlich schenkt Aufenanger auch Schillers Freundschaft mit Goethe große Aufmerksamkeit und bringt den Gegensatz zwischen den beiden sich zunächst "beäugenden Raubkatzen" wie folgt auf den Punkt: Schiller schöpft aus der Idee einer Welt, Goethe aus ihrer Beobachtung. Für Goethe war Leben Dichtung und Dichtung das Leben, für Schiller war Dichtung Arbeit und verhinderte Leben.
Aufenanger, der sich gelegentlich eines burschikosen, fast schnoddrigen Tonfalls bedient ("Das lässt sein Herz hüpfen", "Schiller lief wie ein Hund hinter der Schönheit her") bezeichnet die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller als "Glücksfall in der deutschen Literatur". Dennoch betrachtet er diesen "Glücksfall" mit leiser Skepsis und behauptet, für Goethe sei der tote Schiller der bessere Schiller gewesen. Aufenanger schildert nicht nur anschaulich Schillers Leben mit all seinen Höhen und Tiefen; er fügt auch Zitate und Gedichte ein und gibt - und das wiederum macht diese Biografie für jene, die Friedrich Schiller erst einmal kennen lernen möchten, so lesenswert - den Inhalt der Schillerschen Dramen detailliert wieder und kommentiert sie kurz.
Die reich bebilderte Schiller-Biografie von Marie Haller-Nevermann besticht durch souveräne Darstellung, durch neue aktuelle Perspektiven sowie durch eine reizvolle und originelle Gliederung des Stoffes. Denn zwischen den einzelnen Kapiteln, in denen die promovierte Germanistin und Romanistin die Stationen von Schillers Leben Revue passieren lässt, sind verschiedene Porträts eingefügt: über Schiller als Dichterarzt und scharfsinnigen Psychologen, über seine Freundschaften, über Schiller als Theaterdichter und Publizisten und über "Schiller und die Musik". Dadurch ergeben sich bisweilen Wiederholungen und Überschneidungen, die jedoch kaum ins Gewicht fallen.
Der Reiz des von Axel Gellhaus und Norbert Oellers herausgegebenen Schillerbuches - es entstand in Zusammenarbeit mit der Deutschen Schillergesellschaft - liegt sowohl in seinem Bilderreichtum als auch darin, dass hier das Leben des Dichters nicht durchgängig erzählt, sondern dass man am Leitfaden wichtiger Daten und Stationen in 38 Szenen durch Schillers Leben geführt wird und so ein lebensnahes und aktuelles Schillerbild erhält, fernab von allen Verklärungen, wie sie im 19.Jahrhundert üblich waren. Hinzu kommt, dass die unterschiedlichen essayistischen Darstellungen und Sichtweisen verschiedener Verfasser für Buntheit und Abwechslung sorgen.
Die Zuverlässigkeit der mitgeteilten Informationen ist insofern gewährleistet, dass alle, die an diesem Band mitgewirkt haben, wissenschaftlich ausgewiesene Schiller-Experten sind. Ansprechend wirkt der Band nicht zuletzt durch seine zahlreichen, in schwarz-weiß gehaltenen Abbildungen, bei denen die zu Lebzeiten Schillers entstandenen Illustrationen, Gemälde, Stiche, Radierungen mit aktuellen Fotographien geschickt kombiniert wurden. In ihrer Gesamtheit strahlen sie viel Atmosphäre aus. Hilfreich sind ferner kleine Anmerkungen in den Randspalten auf den Seiten, womit lästiges Suchen und Hin- und Herblättern entfällt.
Immer wieder stößt man, neben scharfsinnigen Analysen, Berichten von Uraufführungen und Zitaten aus früheren Schiller-Biografien, auf amüsante Episoden und kleine Alltagsgeschichten aus Schillers Leben. Der prächtig ausgestattete Band, der 1999 zum ersten Mal erschien und jetzt in einer unveränderten verbilligten Sonderausgabe neu aufgelegt wurde, ist, alles in allem, eine Bereicherung für Schillerfreunde und und solche, die es werden wollen.
Wer Rüdiger Safranskis Biografien über E. T. A. Hoffmann, Arthur Schopenhauer, Martin Heidegger und Friedrich Nietzsche kennt sowie seine philosophischen Essays über "die Wahrheit" und "das Böse", erwartet auch von seinem Schillerbuch ein großes Leseabenteuer. Diese Erwartung - das sei hier gleich vorweg geschickt - wird nicht enttäuscht. Faktenreich, prägnant und verständlich beschreibt Safranski Schillers Leben und lotet das Umfeld seines Protagonisten präzise aus, wobei er seine Darstellungen immer wieder durch komplexe philosophische Gedankengänge und geistreiche Exkurse ergänzt, die ebenfalls flüssig und nie langatmig oder gar langweilig zu lesen sind.
Alle großen Persönlichkeiten, denen Schiller im Laufe seines Lebens begegnet ist, werden hier ausführlich vorgestellt und gewürdigt: Herder, Novalis, Hölderlin, Schelling, die Brüder Schlegel, Hegel, Tieck, Brentano, Wieland, Rousseau, Klopstock, nicht zu vergessen Goethe und viele andere.
Letztlich habe Schiller, so Safranski, eine ganze Epoche in Schwung gebracht. Sogar Goethe habe sich von seinem Enthusiasmus anstecken lassen. Vor allem sei Schiller ein großer Anreger der Philosophie und an epochalen Ereignissen zwischen Kant und Hegel beteiligt gewesen. Er wirkte mit bei der Erfindung des Idealismus und wurde zusammen mit Goethe zum Zentralgestirn des deutschen Geisteslebens. Wie das alles kam, erzählt Safranski genau, mit langem Atem und überaus packend. Mitunter gerät er fast ins Schwärmen, aber jenseits aller früheren Beweihräucherei und Harmonisierungssucht. Mit Schiller gelangt man, so Safranski, "in das unvergessliche goldene Zeitalter des deutschen Geistes. Es sind Wunderjahre, die einem helfen, den Sinn für die wirklich wichtigen, für die geistvollen Dinge des Lebens zu bewahren."
Einhellige Zustimmung dürfte auch Norbert Oellers' Schillerbuch mit dem Untertitel "Elend der Geschichte, Glanz der Kunst" finden. Auf knapp 100 Seiten schildert er Schillers Leben und nimmt dann nacheinander seine Dramen, Lyrik, Erzählliteratur sowie seine historischen und philosophischen Schriften unter die Lupe. Er beschreibt die einzelnen Werke, analysiert und interpretiert sie, so dass erkennbar wird, welcher Platz ihnen im Kontext gegenwärtiger Kunst- und Lebensanschauungen zukommt. Oellers nimmt den keineswegs antiquierten Klassiker, der sich als "Workaholic" aufgebraucht hat, als Zeitgenossen durchaus ernst.
Nicht von ungefähr haben sich "Die Räuber", stellt er fest, bis zum heutigen Tag behauptet. Spielt doch das Stück in einer gottfernen Welt, in einer Welt der Ungerechtigkeit und Gewaltsamkeit, der schreienden Gegensätze und Beliebigkeiten, mithin in einer Welt, die eine vertrackte Ähnlichkeit mit der unsrigen hat. Auch "Kabale und Liebe" passt in jede Zeit, da die Abrechnung mit den ungerecht Herrschenden, mit den schlimmen gesellschaftlichen Verhältnissen nie zu den Akten gelegt werden kann. Wallenstein wiederum erscheint bei Schiller als Gefangener seiner selbst und als willfähriges Opfer seiner Feinde. Für den Dichter war dieses Drama wohl auch die Tragödie des ernsten Lebens, die von der heiteren Kunst nicht aufgehoben, aber für Augenblicke überstrahlt wird. In "Jungfrau von Orleans" geht es wie im "Wallenstein" und in "Maria Stuart" um Menschen und um die sie vernichtende Geschichte, um Grund und Folge von Menschlichkeit, die schuldig macht. Der Autor weist darauf hin, dass im "Demetrius" dem einzelnen, der in Verhältnisse gedrängt wurde, die ihn zum Werkzeug seines eigenen Untergangs machten, so wenig zu helfen sei wie einem Gemeinwesen, das zum Spielball von nicht berechenbaren, also auch nicht zu verhindernden Zufällen wird.
Der Geschichtspessimismus, dem Schiller in seinen letzten Jahren immer mehr verfiel, hat auch seine späten lyrischen Werke geprägt. Damit steht der Dichter für Oellers "am Eingang zur Moderne, die nicht nur den Glauben an Gott verloren hat, sondern auch die Autonomie des Individuums gegenüber den kontingenten Geschichtsmächten zerfallen sieht".
Gleichwohl empfiehlt Schiller zu guter Letzt die Kunst als Rettungsmittel und glaubt, dass es um die Sittlichkeit ohne das Schöne schlecht bestellt sei. Erst im Reich des Spiels und des Scheins werde der Mensch von allem Zwang befreit. Selbst mit dem "Wallenstein" habe Schiller, so Oellers, ein heiteres Kunstwerk geschaffen, "das zur ästhetischen Erziehung gebraucht werden könnte, wenn der Ernst des Lebens nicht immer dazu führte, die Geschenke der Musen und Grazien gering zu achten".
Aus jeder Zeile dieses Buches spürt man: hier schreibt jemand, der sich intensiv mit Schiller auseinander gesetzt und dabei immer wieder seine eigenen Einsichten durchdacht und vertieft hat und nun kompetent und souverän aus einem Schatzkästchen schöpft, gewiss zur nicht geringen Freude und Begeisterung all jener, "denen Schiller mehr ist als ein bloßer Name".
In den bisher vorgestellten Schiller-Biografien wird Schillers Beziehung zu Charlotte und Karoline Lengefeld und das Schwesternpaar fair und verständnisvoll gezeichnet. Eva Gesine Baur indes hat sich die Aufgabe gestellt, Charlotte Schiller geborene Lengefeld von dem Schattendasein einer perfekten Ehefrau zu befreien, zu dem sie, selbst durch ihre eigene Schwester Caroline, bis heute verurteilt worden sei.
Die Autorin hat sich dabei so engagiert ihrer Aufgabe unterworfen, dass man im Laufe der Lektüre den Eindruck gewinnt, Schiller sei als Ehemann ein wahres Ekelpaket gewesen, rücksichtslos, egoistisch, selbstgerecht, seine Schwägerin Caroline ein cleveres, intrigantes Flittchen und leichtsinniges Luder. Lotte wird dagegen als introvertiert, aber entschieden in ihrer Meinung charakterisiert, als angepasst, aber bereit zum Widerspruch, als arglos, aber keineswegs einfältig, als wissensdurstig, aber auch voller Zweifel, und als keineswegs gefällige und schon gar nicht als gefallsüchtige Person, sondern als "eine kritische und selbstkritische Eigenbrötlerin".
Am Ende fragt man sich, ob Eva Gesine Baur, wie sie es vorgehabt hat, Charlotte Schiller wirklich gerecht geworden ist, und man ist gewillt, die Frage zu bejahen. Aber im Hinblick auf Schiller und Caroline darf man gelinde Zweifel hegen. Doch diesen beiden gerecht zu werden, das hat die Autorin wohl auch nicht im Sinn gehabt.
Charlotte Marlo Werner wiederum widmet ihr Buch all jenen Frauen, die Schillers "leidenschaftliches Wesen dämpften oder steigerten, anregten oder langweilten, reizten oder beruhigten". Kein Wunder, dass man in diesem Buch mehr über die Frauen und deren Leben erfährt, die in Schillers Dasein eine, wenn auch noch so kleine Rolle gespielt haben, als über den Dichter selbst. Abgesehen davon, dass Schillers Frauen im Mittelpunkt stehen und nicht so sehr der Dichter selbst, muss man doch konstatieren: es ist gut recherchiert und mühelos zu lesen - wie ein guter Unterhaltungsroman, nicht mehr und nicht weniger.
Nicht sonderlich aufregend ist auch der konventionell erzählte Band von Jörg Aufenanger über "Schiller und die zwei Schwestern". Manche Szenen wirken allerdings etwas verkitscht und wecken den Anschein, als sei der Autor selbst dabei gewesen, zum Beispiel als Caroline bei Schillers erstem Besuch "dem Dichter tief in die Augen" schaut, während Charlotte gar nicht wagt, ihn anzusehen.
Die Germanistin Monika Carbe folgt dagegen nicht den Lebensspuren des Dichters. Vielmehr schildert sie lebendig und eindringlich, wie Schiller unmittelbar nach seinem Tod zum Mythos wurde und wie sein Bild als angeblicher Nationaldichter die Bedeutung Goethes lange überragt hat. Selbst ein Eduard Mörike spannte Schiller für die patriotischen Ziele seiner Zeit ein. Auf nationalen Feiern des 19.Jahrhunderts war er ebenso präsent wie im Ersten Weltkrieg. Er wurde verklärt - woran seine Nachkommen nicht ganz unschuldig waren -, dann wieder entmythisiert, politisch vereinnahmt, zur Filmfigur oder zum Theaterhelden erkoren und zum Genie und zum Verkünder des "Wahren, Guten und Schönen" erhoben.
Da blieb es nicht aus, dass der Dichter auf der Gegenseite zum Antihelden und zum Gegenstand vieler Parodien geriet. Nicht selten bediente man sich wie aus einem Bauchladen der Zitate aus seinen Dramen und Balladen, sowohl im Reichstag, im Salon, beim Kolonialwarenhändler und beim Schneider. In den Schulen hingegen fühlte sich eine Generation nach der anderen durch das Zwangsmemorieren Schillerscher Balladen arg geknebelt. Daneben holten sich die Anhänger unterschiedlicher politischer Richtungen bei Schiller Schützenhilfe, vor allem wenn es um die Begriffe wie "Freiheit" und "Nation" ging. Sogar die Nazis bedienten sich seiner, um ihr Regime kulturell aufzuwerten, auch die Vertreter des dialektischen Materialismus im Osten, während im Westen nach dem Krieg sein Bild im Bewusstsein der Allgemeinheit allmählich erstarrte.
Heute, nach dem Fall der Mauer, ist Schiller ein beliebter Forschungsgegenstand an den Universitäten. Auch verzichtet kaum eine Bühne auf eine Aufführung seiner Stücke. Im allgemeinen Publikum indes gibt es kaum noch einen Widerhall. Problematisch sei die Lektüre seiner Texte im Original, meint die Autorin, insbesondere für jüngere Leser. Sie verstünden die Schillerschen Werke wahrscheinlich weniger gut als Goethes Gedichte oder Thomas Manns Erzählungen. Erfreulich sei jedoch, dass wir heute über ein entschlacktes Schiller-Bild verfügten, jenseits aller Heroisierung und Deutschtümelei.
Die Autorin lässt den Wandel des Schillerbildes fast im Plauderton Revue passieren, räumt mit mancherlei Legenden auf, wie etwa mit dem Gerücht, dass Schiller ein Armeleute-Begräbnis erhalten habe, und leitet mühelos von einem Thema zum anderen über, wobei sie immer wieder Szenen aus Schillers Leben einblendet. Zudem erzählt sie so plastisch und fesselnd, dass es ein Vergnügen ist, ihr zu folgen. Leider wurde bei diesem Buch auf ein Register verzichtet.
Schiller selbst
Aber man sollte nicht nur Bücher über den Dichter Friedrich Schiller lesen, sondern ihn auch selbst zu Wort kommen lassen, zumal uns der Zugang zu seinen Werken durch kommentierte Gesamtausgaben, die zu seinem 200. Todestag neu herausgegeben wurden, verhältnismäßig leicht gemacht wird. Da gibt es die umfassende und gut kommentierte Klassiker-Verlagsausgabe zum doch recht ansehnlichen Jubiläumspreis von 680 Euro, die zehnbändige "Berliner Ausgabe" des Aufbau-Verlags, der freilich die Briefe fehlen, sowie die bewährte und aktualisierte Hanser-Ausgabe, die zwar dreieinhalbtausend Seiten weniger enthält als die Berliner Ausgabe, die aber trotzdem, abgesehen von den Briefen, sämtliche Werke sowie ausgezeichnete Kommentare bietet, und die im Deutschen Taschenbuchverlag seitenidentisch zum halben Preis zu haben ist, und, nicht zu vergessen, die 1943 begonnene und selbst zu Schillers Todestag noch nicht abgeschlossene voluminöse Nationalausgabe für versierte Kenner und gewiefte Experten.
Bibliografie:
Peter-André Alt: Schiller. Leben, Werk, Zeit.
Verlag C. H. Beck, München 2000. Zwei Bände (Sonderausgabe), 1424 S., 24,90 Euro.
Peter-André Alt: Schiller.
Verlag C. H. Beck , München 2004. 128 S., 7,90 Euro.
Jörg Aufenanger: Friedrich Schiller.
Verlag Artemis & Winkler, Düsseldorf 2004. 328 S., 24,90 Euro.
Jörg Aufenanger: Schiller und die zwei Schwestern.
Deutscher Taschenbuchverlag, München 2005. 200 S., 12,50 Euro.
Eva Gesine Baur: "Mein Geschöpf musst Du sein." Das Leben
der Charlotte Schiller.
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2004. 430 S., 24,95 Euro.
Monika Carbe: Schiller. Vom Wandel eines Dichterbildes.
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005. 208 S., 24,90 Euro.
Sigrid Damm: Das Leben des Friedrich Schiller. Eine Wanderung.
Insel Verlag, Frankfurt/M. 2004. 500 S., 24,90 Euro.
Christiana Engelmann/Claudia Kaiser:
Möglichst Schiller. Ein Lesebuch.
Deutscher Taschenbuchverlag, München 2004. 376 S., 7,50 Euro.
Axel Gellhaus/Norbert Oellers (Hrsg.):
Schiller. Bilder und Texte zu seinem Leben.
Böhlau Verlag, Köln 2004. 406 S., 29,90 Euro.
Marie Haller-Nevermann: Friedrich Schiller. Ich kann nicht Fürstendiener sein. Eine Biographie.
Aufbau-Verlag, Berlin 2004, 576 S., 24,90 Euro.
" ... und mich - mich ruft das Flügeltier".
Schiller für Kinder.
Ausgewählt von Peter Härtling, illustriert von H.Traxler. Insel Verlag, Frankfurt/M. 2004. 93 S., 14,80 Euro.
Ehrenfried Kluckert: Schnellkurs Schiller.
DuMont Verlag, Köln 2004. 171 S., 14,90 Euro.
Torsten Körner: Schiller für Eilige.
Aufbau-Verlag, Berlin 2003. 152 S., 7,95 Euro.
Matthias Luserke (Hrsg): Schiller-Handbuch.
Metzler-Verlag, Stuttgart 2005. 400 S., 49,95 Euro.
Manfred Mai (Hrsg): "Dein Glück ist heute gut gelaunt". Schiller für Zeitgenossen.
Humoristische Bilder von Friedrich Schiller.
Sanssouci im Hanser-Verlag, München 2004.
80 S., 6,90 Euro.
Gerd Reitz: Hab' ich nicht geliebet und gelebet? Schiller und die Frauen.
Sutton-Verlag, Erfurt 2005.127 S., 19,90 Euro.
Ursula Michels-Wenz (Hrsg): Schiller für Gestreßte. Gedanken und Verse aus seinem Werk.
Insel Verlag, Frankfurt /M. 2005. 147 S., 7,- Euro.
Norbert Oellers: Schiller. Elend der Geschichte, Glanz der Kunst.
Reclam, Stuttgart 2005. 520 S., 19,90 Euro.
Rüdiger Safranski: Schiller oder
Die Erfindung des Deutschen Idealismus.
Carl Hanser Verlag, München 2004. 560 S., 25,90 Euro.
Charlotte M. Werner: Friedrich Schiller und seine Leidenschaften.
Droste Verlag, Düsseldorf 2004. 240 S., 16,95 Euro.
Schiller: Sämtliche Werke in zehn Bänden.
Berliner Ausgabe.
Hrsg. von H.-G.Thalheim u.a. Aufbau-Verlag, Berlin 2004. 9472 S., 320,- Euro.
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke.
Hrsg.: Peter André Alt, Albert Meier und Wolfgang Riedel unter Mitarbeit von Irmgard Müller und Jörg Robert. Carl Hanser-Verlag, München 2004. Fünf Bände.
5800 S., Leinen, 150,- Euro.
Und: Deutscher Taschenbuchverlag, München 2004. 49,- Euro.
Friedrich Schiller:
Werke und Briefe. Zwölf Bände.
Hrsg.: Otto Dann, Heinz Gerd Ingenkamp, Rolf-Peter Janz, Gerhard Kluge, Herbert Kraft, Georg Kurscheidt, Matthias Luserke, Norbert Oellers, Mirjam Springer und Frithjof Stock.
Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 2004. 14.550 S., 680,- Euro (Jubiläumspreis).
Schillers Werke. Nationalausgabe.
Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik und des Schiller-Nationalmuseums in 43 Bänden, bisher etwa 28.668 S., 3.245,05 Euro.
Im Metzler Verlag, Stuttgart-Weimar.