Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 47 / 21.11.2005
Zur Druckversion .
Marianne Wollenweber

Wohlstand und Arbeit sind für alle zur Genüge da

Franz Alts Visionen einer ökologischen Marktwirtschaft

Die Zukunft scheint düster zu sein. Mit den Aktien großer Unternehmen steigt oft auch die Zahl der in die Arbeitslosigkeit Entlassenen; kaum noch jemandem gelingt es, die Menschen aus ihrer pessimistischen Grundstimmung zu reißen. Trotzdem oder gerade deshalb lässt sich der bekannte Umweltjournalist Franz Alt nicht von seinen positiven Visionen für das 21. Jahrhundert abbringen, das so wenig vielversprechend begonnen hat.

Alt wird seit Jahren nicht müde, die Grundbedingungen für ein neues, ökologisches Wirtschaftswunder zu skizzieren. Seine neuen und bekannten Gedanken zum Ausstieg aus unserer derzeitigen, ressourcenintensiven Wirtschafts- und Lebensweise sind jetzt in einem handlichen Taschenbuch zusammengefasst.

Der Autor konzentriert sich auf die wichtigsten Themenfelder für eine zukunftsfähige Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft: Arbeit, Energieversorgung, Mobilität und Agrarwirtschaft. Dabei scheut der Christdemokrat auch nicht vor unpopulären Vorschlägen zurück. Schon mit einer Verkürzung der Arbeitszeit um drei Stunden pro Woche könnten eine Million Arbeitsplätze geschaffen werden, meint er.

Wichtig ist dem Autor auch die Ökologisierung der Arbeit. Allein durch eine Wende in der Energieerzeugung und -versorgung seien noch einmal mehr als eine Million Arbeitsplätze zu schaffen. Zumindest dieser Wunsch des Autors wurde inzwischen schon fast von der Wirklichkeit überrollt. Laut Mitteilung des Bundesumweltministeriums waren in Deutschland im Jahr 2002 fast 1,5 Millionen Menschen im Umweltschutz beschäftigt. Allein bei den erneuerbaren Energien stieg die Anzahl der Beschäftigten im Vergleich zu 1998 um 50.000, nicht zuletzt durch den massiven Ausbau der Solarenergie, für den sich Alt seit Jahren stark macht.

Allerdings mutet Franz Alt seinen Lesern auch einiges zu, wenn er sich beispielsweise über die angebliche "Todesstrafe auf den Straßen" auslässt. Zudem erscheint seine Vision vom Auto als dem Dinosaurier unter den Verkehrsmitteln, der zum wenig genutzten "Lückenbüßer" für Defizite beim öffentlichen Verkehr mutieren soll, vor dem Hintergrund der Entwicklung der Verkehrsströme ziemlich unrealistisch. In vielen Regionen kann der öffentliche Verkehr die geforderte Mobilität der Menschen einfach nicht garantieren.

"Alle Macht den Verbrauchern" heißt es plakativ im vierten Kapitel, in dem Alt ein Zurück zu einer ursprünglich ökologischen Agrarwirtschaft mit gesunden Lebensmitteln fordert. Die hoch subventionierte europäische Landwirtschaftspolitik sei gescheitert; nur der Öko-Landbau könne die Verwüstung unseres Planeten aufhalten, die Bodenerosion stoppen und die Bodenfruchtbarkeit vermehren. Aber kann eine ökologische Landwirtschaft in Zukunft auch die Ernährung der Weltbevölkerung sichern, wie der Autor betont? Dieser These können sich auch viele kritische Umweltwissenschaftler, zum Beispiel des Washingtoner World-Watch-Instituts, mit Blick auf das immense Wachstum der Weltbevölkerung nicht anschließen.

Im letzten Kapitel bekennt sich der Autor zu einer radikalen ökologischen Ethik. Die Schöpfung sei so ausgelegt, dass sie ausreichend Güter zur Befriedigung der Bedürfnisse aller Lebewesen biete. Die ökologische Phantasielosigkeit, die ein Hemmschuh für den Wirtschaftsstandort Deutschland und für die Reduzierung der Massenarbeitslosigkeit geworden sei, müsse endlich überwunden werden. Am Ende der Anstrengung winkten Arbeit und Wohlstand für alle.

Ob sich Franz Alts Wegweiser aus der Krise verwirklichen lässt? Die Fortsetzung seiner Gedanken kann sich jeder im Internet ansehen: auf der Homepage des Autors unter www.sonnenseite.de.


Franz Alt

Das ökologische Wirtschaftswunder.

Arbeit und Wohlstand für alle.

Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2005; 167 S., 7,50 Euro


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2005.