Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 43 / 24.10.2005
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Johanna Metz

Susanne Kastner

Die Bundestagsvizepräsidenten im Porträt

Eine fröhliche, zupackende Frau, die mit ihrem Charme auf schwierige Aufgaben zugeht und das Herz am rechten Fleck hat" - so beschrieb einst Fraktionskollege Ludwig Stiegler die SPD-Abgeordnete und Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner. Ihre erneute Wahl ins Präsidium des Deutschen Bundestages zeigt, dass offenbar auch Kollegen anderer Parteien die engagierte 58-Jährige schätzen: Nur 61 Abgeordnete stimmten bei der Wahl am 18. Oktober mit Nein, 42 enthielten sich, insgesamt aber wollten 496 Abgeordnete - über 82 Prozent -, dass Susanne Kastner Vizepräsidentin bleibt.

Das hat wohl auch mit ihrer langjährigen parlamentarischen Erfahrung zu tun: Die Religionspädagogin und Mutter dreier Kinder ist seit 1972 Mitglied der SPD, seit Mai 1989 gehört sie der SPD-Bundestagsfraktion an. Kastner, die sich dem rechten "Seeheimer Kreis" zurechnet, war zunächst Mitglied des Geschäftsführenden Fraktionsvorstandes, dann tourismuspolitische Sprecherin und von 1989 bis 2002 schließlich Parlamentarische Geschäftsführerin - die parlamentarischen Abläufe und Fallstricke sind ihr also bestens vertraut.

Dass die im fränkischen Karlstadt am Main geborene Kastner ihr politisches Engagement ausgerechnet in die SPD geführt hat, ist nicht selbstverständlich: Ihr Vater, den sie auf ihrer Internetseite als ihr "größtes Vorbild" bezeichnet, war immerhin Mitglied der CSU - vier seiner fünf Kinder hingegen fühlten sich der Sozialdemokratie verbunden. Die häufigen politischen Auseinandersetzungen in der Familie haben Susanne Kastner offenbar geprägt: Sie gilt heute als eine Frau, die vermitteln und moderieren, aber ihren Standpunkt auch verteidigen kann. Sie selbst sagt: "Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich bei Dingen, von denen ich überzeugt bin, sehr hartnäckig sein kann."

Es gibt Themen, die ihr besonders am Herz liegen: Zum einen will sie Kindern und Jugendlichen die Politik nahe bringen, bei ihnen Interesse für politische Zusammenhänge wecken. Zum anderen gilt ihr Engagement der Not in Rumänien. Nicht erst als Vorsitzende der Deutsch-Rumänischen Parlamentariergruppe im Bundestag sammelt Susanne Kastner Hilfsgüter und begleitet Hilfskonvois durch das südosteuropäische Land. Inzwischen hat sie sogar eine eigene Hilfsorganisation und ein Patenschaftsprogramm gegründet.

Viel Arbeit - und doch sieht man Susanne Kastner auf Fotos meist unbeschwert lachen. Sie hat Spaß an dem, was sie macht. Und ist sich auch für zukünftige Aufgaben sicher: "Mit meinem Wesen sind eventuelle Schwierigkeiten zu beheben."


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2005.