VII. Das geteilte Deutschland
Die Bundesrepublik Deutschland
3. Die Stabilisierung der parlamentarischen Demokratie
Bei den Wahlen zum ersten Bundestag siegen CDU und CSU mit zusammen 31 Prozent der Zweitstimmen vor der SPD, die 29 Prozent erreicht. In der Außenpolitik setzt sich nach zähem Ringen unter Führung von Bundeskanzler Konrad Adenauer, dem Chef einer Regierungskoalition aus CDU/CSU, FDP und Deutscher Partei, das Konzept einer entschiedenen Westorientierung durch, das 1955 zur Aufnahme der Bundesrepublik in die westliche Staatengemeinschaft führt. Mit ihrem Beitritt zur NATO, den die Sowjetunion im selben Jahr mit dem Abschluss des auch die DDR einbeziehenden Warschauer Paktes beantwortet, ist die Einbindung Deutschlands in zwei konträre Machtblöcke besiegelt.
|
|||||||||
Leuchtreklame an der Frankfurter Hauptwache, 1954 |
Die durch den späteren Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard bereits im Frankfurter Wirtschaftsrat eingeleitete Politik der sozialen Marktwirtschaft hat in den ersten Jahren der Bundesrepublik ihre eigentliche Bewährungsprobe zu bestehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten setzt ein spürbarer wirtschaftlicher Aufschwung ein, dessen Früchte bald allen Bevölkerungsschichten in Form eines ständig steigenden materiellen Wohlstands und eines dicht geknüpften Netzes sozialer Sicherungen zu Gute kommen. Die anhaltende wirtschaftliche Konjunktur und das Fehlen unüberbrückbarer sozialer Spannungen bescheren der westdeutschen Nachkriegsdemokratie jene innere Stabilität, an der es der Weimarer Republik so sehr gemangelt hat.
Der erste schwerwiegende Konjunktureinbruch bedeutet allerdings für die regierende Koalition aus CDU/CSU und FDP das Ende. Als die vier Bundesminister der Freien Demokraten am 27. Oktober 1966 aufgrund strittiger Haushaltsfragen ihren Rücktritt bekannt geben, erklärt Erhard als Nachfolger Adenauers im Kanzleramt, dass die Bildung einer neuen Regierung an seiner Person nicht scheitern solle. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten werden inzwischen als derart gravierend eingestuft, dass sich die Überzeugung durchsetzt, sie seien nur durch eine Große Koalition zu meistern. Am 26. November 1966 einigt sich eine Verhandlungskommission von Union und SPD auf die Bildung einer gemeinsamen Regierung unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und Vizekanzler Willy Brandt.