Thomas Irmer
Was machen die Bühnen bloß mit Friedrich
Schiller?
Zum 9. Mai: Ein Jubiläumsrückblick auf ein halbes
Jahrhundert in deutschen Theatern
"Bevor das Publikum für seine Bühne gebildet ist,
dürfte wohl schwerlich die Bühne ihr Publikum bilden."
Das schreibt der "Räuber"-Autor 1782, damals in aller Munde,
über "das gegenwärtige teutsche Theater". Mit Blick auf
aktuelle Schiller-Inszenierungen hat der Satz heute einen
merkwürdig verschobenen Sinn. Unlängst hat Gerhard
Stadelmaier in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" angesichts
zweier Inszenierungen der "Jungfrau von Orleans" in Stuttgart und
Dresden seine Kritik am gegenwärtigen Umgang mit Schiller auf
den Bühnen damit übertrieben, dass er nicht einmal die
Namen der Regisseure (Tania Lanik und Martin Meltke) nannte.
Schiller sei nur noch Spielanlass, aber sein Werk auf der
Bühne kaum noch zu erkennen, und erst recht nicht dessen
Ideen. ...
Wilhelm Bleek
Liberale des Vormärz in Briefen
Eine große Edition zum politischen Denken in
Deutschland
Man spricht im Zusammenhang mit den Bemühungen des
deutschen Bürgertums in den Jahren 1848/49, für
Deutschland eine freiheitliche Verfassung und die nationale Einheit
zu erreichen, oft von einer "gescheiterten Revolution". Das stimmt
nur bedingt, denn die Anliegen und Ideen dieser ...
Johanna Metz
Einseitiges Gedenken
Kein "Zentrum gegen Vertreibungen"
Etwa elf Millionen Deutsche wurden nach dem Zweiten Weltkrieg
aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien, aus dem Sudetenland, aus
Ungarn, Rumänien oder Jugoslawien vertrieben. Über zwei
Millionen starben, Unzählige wurden Opfer von Raub oder
Vergewaltigung. Immer mehr Werke wie die Erzählung "Im
Krebsgang" von Günter Grass, das Buch von Jörg Friedrich
über den alliierten Luftkrieg, der autobiografische Roman "Am
Beispiel meines Bruders" von Uwe Timm oder die "Spiegel"-Serie zu
Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten, zeigen, dass
es kein Tabu mehr ist, die Traumata der Deutschen nach 1945
darzustellen. ...
Hans-Martin Schönherr-Mann
Stärkung moralischer Urteilskraft
Philosophie nach Auschwitz
Die Forderung, "dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die
allererste an Erziehung", so Theodor Adorno 1966. Muss man sich
wundern, dass Adornos Postulat keinen nachhaltigen Eingang in die
ethische Debatte gefunden hat? Wie soll man moralisch auf Auschwitz
antworten außer mit ...
Hans-Adolf Jacobsen
Schaffen es die beiden Völker?
Aussöhnung Deutschen - Polen
Die gegenwärtigen Beziehungen Deutschlands und Polens sind
trotz vertraglicher Vereinbarungen und vieler offizieller
Erklärungen hochrangiger Politiker noch keineswegs als
wirklich erfolgversprechend für den nachhaltigen Ausbau der
bilateralen "Interessengemeinschaft" (Skubiszewski) zu ...
Klaus Dreher
Verwunderung über die "Krauts"
Kriegsreporter im besiegten Deutschland 1945
Osmar White gehörte zu den Kriegsberichterstattern, die
sich in allen Krisengebieten tummelten. Er war dabei, als die
Japaner im Zweiten Weltkrieg die zu Australien gehörende Insel
Neuguinea besetzten, berichtete darüber für britische
Zeitungen des Murdoch-Konzerns und schrieb, nachdem er verwundet
...
Manfred Funke
Außenpolitik als Spiegel innerstaatlicher
Verhältnisse
Internationale Politik und Kalter Krieg
Alle Politik der Gegenwart ist zugleich Geschichte in Aktion.
Darin gerät die Betrachtung über Chancen, Grenzen und
Bedingungen von Entscheidungshandlungen zumeist zum Rekurs auf die
Werturteile in unserer Weltwahrnehmung und auf die möglichst
synchron zu leistende Überprüfung ihrer Ableitungen
für ...