Christian Wagner
Eine funktionierende Anarchie
Die Indische Union und ihr politisches System
Das politische System Indiens entspricht auf den ersten Blick
kaum den westlichen Vorstellungen von Demokratie. Auf der einen
Seite prägen politische Dynastien, weit verbreitete Armut,
Korruption und ein hohes Maß an Gewalt zwischen Religions-
und Kastengruppen das Bild des Landes. Auf der anderen Seite haben
seit der Unabhängigkeit 1947 bislang 14 Parlamentswahlen mit
einer durchschnittlichen Wahlbeteiligung von 60 Prozent
stattgefunden. ...
Bernard Imhasly
Demokratie als Basis für Stabilität - und
Unruhe
In den ärmsten Regionen finden gewaltbereite
Gruppierungen regen Zulauf
Der Titel eines Buchs von Nobelpreisträger Vidiadhar S.
Naipaul lautet „Indien – eine Million
Aufstände“. Drei Faktoren begründen die Richtigkeit
dieser Aussage: Indien ist ein großes Land, es ist ein armes
Land, und es ist ein demokratisches Land. Die ...
"Wir scheren uns einen Dreck um unser politisches Erbe"
Im Gespräch: der Schriftsteller und Drehbuchautor
Kiran Nagarkar
Er gehört zu den wichtigsten Vertretern der indischen
Gegenwartsliteratur und ist auch in Deutschland kein Unbekannter:
Kiran Nagarkar. Sein neuer Roman "Gottes kleiner Krieger" erscheint
pünktlich zur Frankfurter Buchmesse, deren Gastland in diesem
Jahr Indien ist. Nagarkars Heimatland "ist wie ein Schwamm. Es
nimmt verschiedene Kulturen auf, absorbiert sie und macht sie sich
zu Eigen", beschreibt der Schriftsteller die größte
Demokratie der Welt. ...
Manuela Kessler
Die indischen Kennedys
Seit der Unabhängigkeit dominiert der
Nehru-Gandhi-Clan die Politik
Rahul Gandhi, der Stammhalter jener Familie, die das
südasiatische Land zwei Drittel der Zeit seit der
Unabhängigkeit 1947 regierte, hat die erste
Bewährungsprobe als Politiker bestanden. Es war ein Test der
speziellen Art - und er sprach Bände über die politische
Kultur in der so genannten größten Demokratie der Welt.
Sonia Gandhi, die Vorsitzende der regierenden Kongresspartei,
schickte den 36-jährigen Sohn an ihrer statt in den Wahlkampf.
Die mächtigste Frau des Landes musste im Mai nämlich zur
Nachwahl ins Unterhaus antreten, nachdem sie - von der Opposition
wegen Ämterhäufung angegriffen - sämtliche Mandate
niedergelegt hatte. ...
Bert Schulz
Der Architekt der Reformen
Der Premier: Manmohan Singh
Es kommt nicht allzu häufig vor, dass ein Politiker die
Früchte seiner eigenen Arbeit ernten kann - vor allem, wenn es
sich nicht um Wahlkampfgeschenke handelt, sondern um tiefgreifende
und teilweise schmerzvolle Reformen. Manmohan Singh war dies
vergönnt: Der heutige Premierminister ...
Sophie Mühlmann
Drache und Tiger auf Tuchfühlung
Politisch ziehen Indien und China oft an einem
Strang
Drache und Tiger sind keine Feinde. Sie sind beide machtvoll und
hungrig, doch sind sie keine direkten Gegner - nicht in der
Fabelwelt und ebenso wenig auf der internationalen Bühne.
China und Indien - mit den plakativen Symbolen Drache und Tiger -
werden zwar oft als Antagonisten bezeichnet, als Konkurrenten um
die Vormachtstellung in Asien, als Nebenbuhler um das bessere
Verhältnis zu Amerika und erbitterte Wettstreiter um vorderste
Plätze unter den Wirtschaftsmächten. Doch haben sie die
längste Zeit ihrer Geschichte neben- und nicht gegeneinander
existiert; sie haben sich gegenseitig beflügelt, manchmal
angestachelt, doch nur selten bekämpft. Die zwei Staaten sind
eher Rivalen als Widersacher. Und zurzeit ziehen die beiden
bevölkerungsreichsten Länder der Erde pragmatisch am
selben Strang. ...
Subrata K. Mitra
Die Hindu-Bombe
Auf dem Weg in den Club der Atommächte
Die Atomtests von 1998 haben Indien technisch gesehen in den
Kreis der Atommächte gesetzt. Indiens Zugehörigkeit zum
Club der Fünf - den USA, China, Frankreich, England und
Russland -, deren offizieller Status als Atommächte und Zugang
zu spaltbarem Material durch Verträge ...
Bernard Imhasly
Zankapfel Kaschmir
Die Atomstaaten Indien und Pakistan können sich in der
Grenzfrage nicht einigen
Knapp 60 Jahre nach dem ersten Waffengang zwischen Indien und
Pakistan bleiben die verfeindeten Bruderstaaten ineinander
verkrallt. Keines der beiden Länder vermag über den
Schatten der Geschichte zu springen. ...
Bert Schulz
Wahres Märchen vom Stahlkönig
Lakshmi Mittal
Lakshmi Mittals Lebensweg als märchenhaft zu beschreiben,
ist eigentlich untertrieben, und der viel gerühmte
US-amerikanische Traum "vom Tellerwäscher zum Millionär"
klingt gegen seine Karriere eher belanglos. Mittal, vor 56 Jahren
im nordwestindischen Bundesstaat ...
Matthias Kamp
Das indische Wirtschaftswunder
Anfang der 90er-Jahre stand das Land am Rande des Bankrotts
- inzwischen ist es ein Ökonomiegigant
Arun Bharat Ram kann sich derzeit vor Aufträgen nicht
retten. "Wir haben gerade die Kapazitäten in unseren beiden
Fabriken um 100 Prozent erhöht", sagt der Vorsitzende des
Autozulieferers SRF in Gurgaon bei Neu Delhi, "sonst könnten
wir den Ansturm gar nicht bewältigen." ...
Sabine Muscat
Stichwort: Wachstumsbranchen
Indien und Wachstum - wer diese Begriffe zusammen denkt, landet
automatisch bei der Informationstechnologie. Sie war in den
vergangenen Jahren die wichtigste Wachstumsbranche des Landes. Nach
Schätzungen des Branchenverbandes Nasscom wird der Sektor nach
Steigerungen von rund 30 Prozent in den ...
Sabine Muscat
Stichwort: Wirtschaftszonen
China sei die verlängerte Werkbank, Indien der
verlängerte Schreibtisch multinationaler Konzerne - so werden
die Wirtschaftsmodelle der beiden großen Schwellenländer
oft beschrieben. Indien möchte sich mit dieser
Rollenverteilung nicht zufrieden geben. Indische ...
Manuela Kessler
Chindia = Konkurrenz + Neid + Misstrauen
Das Verhältnis zwischen den Wirtschaftsmächten
China und Indien
Kaum jemand weiß, woher er kam. Aus dem blauen Dunst
scheint der Begriff aufgetaucht zu sein, der durch die
Wirtschaftsspalten geistert: Chindia. Es klingt wie eine
Verheißung. Der Neologismus beschwört eine
ökonomische Einheit der asiatischen Riesen herauf, die heute
ein ...
Karsten-Thilo Raab
Hier kann man beim Wachsen zugucken
Bangalore - das Silicon Valley Indiens
Auf den Straßen herrscht Anarchie: Verkehrszeichen und
Fahrbahnspuren verkommen zur Bedeutungslosigkeit. Scheinbar endlos
schlängeln sich Autos, Motorräder und Tuk-Tuks, jene
dreirädrigen Autorikschas, die als Taxi dienen, über die
hoffnungslos überforderten Verkehrsadern, umkurven
Autorikschas und Motorroller die unzähligen Autos und Busse.
Jeder Richtungswechsel wird mit einem lauten Hupen
angekündigt. Mittendrin: freilaufende Kühe. ...
Rainer Hörig
Schmale Wege aus dem täglichen Verkehrschaos
Die indische Infrastruktur ist eigentlich gar
keine
Indien empfängt seine Gäste aus Übersee nur des
Nachts. Die Flüge aus Europa und Amerika landen in den
großen Flughäfen Delhi und Mumbai stets in den
frühen Morgenstunden. Vor den Immigrationsschaltern warten
dann hunderte übermüdete Fluggäste. Das Gepäck
kommt langsam auf ein einziges, quietschendes Förderband, das
oft vor lauter Menschen kaum mehr auszumachen ist. Weil Wartehallen
und Gaststätten fehlen, drängeln sich am Ausgang
Taxifahrer und Abholer um den besten Platz. Wer es schafft, diesem
Chaos zu entrinnen, findet sich - wenn er Pech hat, und das haben
viele - schon bald in einem Verkehrsstau wieder. In Indien muss man
sich ans Warten gewöhnen. ...
Oliver Müller
Der kreative Zerstörer
Im Porträt: Infosys-Chef Nandan Nilekani
In jungen Jahren war Nandan Nilekani Sozialist - heute verkauft
er als Chef des bekanntesten indischen Technologieunternehmens "ein
globales Liefermodell" als revolutionären Ansatz. Nilekani ist
besessen von Geschäftsmodellen - und redet am liebsten von
seinem eigenen: Infosys' ...
Sabine Muscat
Genauso schwierig wie China
Die deutsche Wirtschaft hat Indien als Markt und
Produktionsstätte entdeckt
Die Geschäftsführung der Sick AG in Waldkirch hofft
auf schnellen Erfolg in Indien. Das Gemeinschaftsunternehmen in
Delhi soll noch in diesem Jahr profitabel werden - im zweiten Jahr
nach der Gründung. Als großes Wachstumsland mit
unterentwickelter Logistik ist Indien der ideale Markt für die
Produkte des Unternehmens, die beim Sortieren von Paketen helfen
oder dafür sorgen, dass die richtigen Container auf ein Schiff
verladen werden. ...
Bert Schulz
Jeder dritte Arme lebt in Indien
Entwicklungszusammenarbeit
Im Westen hat sich das Bild von Indien in den vergangenen Jahren
deutlich gewandelt. Schuld daran sind vor allem Zahlen, die
Superlativen gleichkommen: Die Wachstumsrate der Gesamtwirtschaft
etwa, die in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich bei
über sechs Prozent und in einigen Branchen ...
Interview mit Dirk Matter
"Deutsche Firmen sind zu stur"
In Indien wird sehr hart und sehr lange verhandelt - vielen
Deutschen liegt das nicht im Blut
Dirk Matter, Geschäftsführer der Deutsch-Indischen
Handelskammer (DIHK) in Düsseldorf, über die Vorteile des
indischen Marktes, die Unterstützung durch die Politik und
warum viele deutsche Firmen wenig flexibel sind, wenn es darum
geht, ihre Produkte an die Befindlichkeiten des indischen Marktes
anzupassen. "Die Geschäftsmentalitäten sind ganz anders
als in Deutschland. Indien ist in dieser Hinsicht eher orientalisch
geprägt", erklärt Matter die Schwierigkeiten am dortigen
Markt. ...
Jeanette Goddar
Grün war nur die Hoffnung der Bundesregierung
Die deutsche Greencard - nur wenige "ComputerInder" sind
geblieben
Prasanna Tuladhar wollte schon immer mehr sehen als nur die
Gipfel des Himalajas. Als kleiner Junge stapfte er jeden Morgen
tapfer durch die staubigen Straßen von Nepals Hauptstadt
Kathmandu zu seiner weit entfernten Schule und lernte, was das Zeug
hielt. Nach dem Ende seiner Schulzeit kaufte ...
Stichwort: Deutsch-Indische Joint Ventures
Zurzeit existieren etwa 630 deutsch-indische Joint Ventures, von
denen etwa ein Drittel im Bundesstaat Maharashtra mit der Metropole
Bombay angesiedelt sind. Als ebenfalls interessant gelten die
Region um die Hauptstadt Dehli sowie der Bundes-staat Karnataka, wo
sich das indische "Silicon ...
Rainer Hörig
Der Hunger nach Energie
Der Subkontinent ist berüchtigt für ineffiziente
Kohlekraftwerke
Im Himalaja schmelzen die Gletscher, die die großen
Flüsse Südasiens und Südostasiens speisen. Die
Folge: Verheerende Sturmfluten suchen verstärkt Bangladesch
und angrenzende Regionen in Indien heim. In den Trockenzonen des
Subkontinents leiden immer mehr Menschen unter Dürren.
Hitzewellen fordern Jahr für Jahr viele Todesopfer.
Südasien spürt die Folgen des weltweiten Klimawandels. Am
meisten leiden da-runter die Armen, denen die Fluten oder
Dürren oftmals ihren ganzen Besitz rauben. Trotzdem spielt
Umweltschutz in Indien selten eine Rolle, wenn es um Energie geht.
...
Rainer Hörig
Die Natur wird verehrt und dennoch ausgebeutet
Gesetze zum Umweltschutz gibt es, sie reichen aber nicht
aus
Hört auf, ich bin doch nur ne arme Putzfrau! All' mein
Geschirr ist futsch, kauft Ihr mir etwa neue Töpfe?"
Schimpfwörter und Steine regnen auf Polizisten, sie schlagen
mit Tränengas und Bambusknüppeln zurück. Inmitten
des Tumults speit ein Bagger schwarze ...
Tatiana Oranskaia
Tief im Alltag verwurzelt
Die Vielfalt der Religionen in Indien ist ein historisches
Erbe
Religion hat innerhalb der indischen Gesellschaft einen
besonderen Stellenwert. Sie spielt eine entscheidende Rolle bei der
Eheschließung; die Art, sich zu ernähren oder sich zu
kleiden, hängt bis zu einem bestimmten Grad mit der Religion
zusammen. Auch aus dem Straßenbild ist sie nicht wegzudenken:
Ohne die zahllosen Tempel, die Moscheen, die Kirchen, die
Gurudwaras-Tempel der Sikhs, die Gotteshäuser anderer
Religionsgemeinschaften sind weder große Städte noch
kleine Ortschaften vorstellbar - und natürlich nicht ohne die
heiligen Kühe. ...
Tatiana Oranskaia
Stichwort: Religionen in Indien
Neben den vier Glaubensrichtungen indischen Ursprungs: dem
Hinduismus, dem Buddhismus, dem Jainismus und dem Sikhismus, werden
in dem Land der Islam, das Christentum, der Zoroastrismus und das
Judentum praktiziert. Die Inder sind laut dem indischen Zensus von
2001 zu 80,5 Prozent Hindus; 13,4 ...
Christine Möllhoff
Toleranz mit blutigen Ausnahmen
Immer wieder kommt es zu Massakern zwischen Hindus und
Muslimen
Ehsan Jafri galt als überzeugter Verfechter religiöser
Toleranz. Bis heute existieren verschiedene Berichte, wie der
72-jährige frühere Parlamentarier, Mitglied von Indiens
traditionsreicher Kongress-partei, getötet wurde. Manche
sagen, der Mob habe ihn bei lebendigem Leib ...
Melitta Waligora
Unberührbar heißt rechtlos
Das Kastensystem - eine Erfindung der kolonialen
Moderne
Das Kastensystem ist keine alte Tradition, sondern letztlich
eine Erfindung der britischen Kolonialmacht, die damit ihre
Untertanen katalogisieren wollten. Heute dient es
gesellschaftlichen Gruppen als Mittel zur Durchsetzung ihrer
Interessen. ...
Britta Petersen
Reise durch den Selbstmordgürtel
Trotz High-Tech-Boom - Indien ist ein
Agrarland
Jedes Jahr im Sommer richten sich die Blicke der indischen
Bauern sorgenvoll gen Himmel. Im Juni beginnt die Zeit der
Monsun-Regen. Es ist die wichtigste Zeit für die indische
Landwirtschaft. Setzen die Sommerregen rechtzeitig ein? Und bringen
sie die erwünschte Menge an ...
Britta Petersen
Auf der Suche nach der Mittelklasse
Indiens Bevölkerung wächst schnell - die
Regierung sieht darin eine demografische Chance
Nand Bachukamle wohnt mit ihrer Familie in einer
Wellblechhütte am Straßenrand - irgendwo in Indiens
Megametropole Bombay. Der peinlich saubere, etwa fünf
Quadratmeter große Raum beherbergt nachts elf Personen. Ihr
Mann Rajesh Gautam muss auf dem Bürgersteig schlafen, weil
beim besten Willen kein Platz mehr in der Hütte ist. Nand
verdient als Straßenkehrerin 500 Rupien (knapp 9 Euro) im
Monat, ihr Mann 700 Rupien. ...
Varna (Sanskrit: "Farbe", Kaste) ist der wichtigste Begriff
für Kaste im indischen Kastensystem. Die ursprüngliche
Bedeutung von Varna hat sich indirekt erhalten, indem jede der vier
Hauptkas-ten mit einer Farbe assoziiert wird. Mit den Brahmanen
wird die Farbe Weiß in Verbindung gebracht, mit den ...
Dalit ist die Selbstbezeichnung für die als
"Unberührbare" aus dem indischen Kastensystem ausgeschlossenen
Menschen. Der Begriff entwickelte sich aus dem Sanskritwort Dal; er
wird übersetzt mit zerbrochen, zerrissen, zerdrückt,
vertrieben, niedergetreten, zerstört und zur Schau gestellt.
In der ...
Adivasi (Hindi: "Erstbewohner", Ureinwohner) ist die
Selbstbezeichnung der indigenen Bevölkerung in Indien. Die
Adivasi werden oft auch als "tribals" ("Stammesvölker")
bezeichnet, sofern sie traditionell in Kleingesellschaften
organisiert leben. Etwa 70 Millionen Menschen, das entspricht rund
acht ...
Nadja-Christina Schneider
Angst vor Rekolonisierung
Der Zeitungsmarkt öffnet sich nur langsam
Die indische Presse spielte ein zentrale Rolle im antikolonialen
Befreiungskampf. Als 50 Jahre nach der Unabhängigkeit
Übernahmen von Zeitungen durch ausländische Unternehmen
diskutiert wurden, fürchteten Politik und Presse einen "neuen
Kolonialismus". ...
Jan Eggers
Bollywood und der Rest der Welt
Das indische Kino erobert den Westen
Der Industrielle Yash steht abgewandt vom seinem Sohn Rahul und
dessen Braut im hallenartigen Wohnzimmer seines Anwesens. Yashs
Frisur und Bart über dem Kragen seines hochgeschlossenen
schwarzen Sweaters sind wie immer makellos, doch sein Blick ist
hart. Er spricht in den Raum hinein, ohne sich ...
Vi Vien Baldauf
Nicht hübscher - nur alltagstauglicher
Westliche Produkte sind in Indien beliebt, trotzdem
verzichten Jugendliche nicht auf Traditionen
In hohen Tönen dudelt Mahima Sonis Handy. Es ist das Lied
von Indiens zurzeit angesagtestem Pop-Sänger Himesh. Als sie
auf den Bildschirm schaut, geht ein Grinsen über ihr smartes
Gesicht. Flink tippt sie auf dem Bett im Studentenwohnheim sitzend
eine SMS an die Freundin. Schon piepst eine andere Melodie aus dem
Nachbarzimmer. "Hallo Mama!", freut sich ein Mädchen und die
Tür schlägt schallend zu. ...
Christiane Grefe
Alle 17.000 staatlichen Hochschulen sind voll
Studienplätze sind rar und heiß umkämpft,
dabei hat nur jedes fünfte Kind die Grundschule
abgeschlossen
Tötet uns, nicht das Leistungsprinzip!" In diesem
pathetischen Slogan gipfelten im Frühjahr Demonstrationen
junger Medizinstudenten auf Indiens Straßen. Mit Streiks an
den Krankenhäusern unterstrichen sie ihren Protest gegen die
Zentralregierung in Delhi. Bald reihten sich ...
Brigitte Voykowitsch
Kampf ums Überleben statt Emanzipation
Die meisten Inderinnen sind sozial
benachteiligt
Ein Bild von Kalpana Chawla hängt nicht nur in Instituten
für Frauenstudien indischer Universitäten. Auch bei
Posterverkäufern, auf Märkten und an
Straßenrändern gehört ihr Konterfei zum
üblichen Repertoire. Kalpana Chawla, die 1961 im Bundesstaat
Haryana geboren wurde, war schon zu Lebzeiten zu einem Idol
geworden. ...
Brigitte Voykowitsch
Frauen sind Opfer - und Täterinnen
Mädchen werden häufig abgetrieben oder nach der
Geburt getötet
Als Kistamma eine Tochter zur Welt brachte, schlug sich ihre
verzweifelte Schwiegermutter auf die Stirn und fragte, wie sie das
ihren Angehörigen erklären sollte. Ihr Ehemann weigerte
sich, sie im Krankenhaus zu besuchen. Und als sie nach Hause kam,
zeigten die Verwandten keinerlei ...