Pflanzen
Es kommt hin und wieder zu unverhofften Begegnungen mit der
Natur. Oder besser: Gerade, wenn einer die Verszeile „Doch an
Grün fehlt’s im Revier“ in den Sinn kommt, schiebt
sich ein Bambus ins Gesichtsfeld, macht sich bescheiden ein
Buchsbaum breit, grünt es auf großformatiger Kunst, sorgt
eine Palme für Erinnerung an vergangene Urlaube, thront ein
Laubbaum zwischen künstlich angelegter Landschaft, steht eine
Blume auf dem Kantinentisch.
Sparsam, aber wohl durchdacht sind im Reichstagsgebäude und
in den anderen Häusern des Bundestages Pflanzen auf ihre
Plätze verwiesen worden. Sie spielen nicht die erste Geige,
sollen keine Wohnzimmergemütlichkeit herstellen, werden weder
zu Staubfängern degradiert noch zum Kultobjekt erhoben.
Manchmal sind sie exzentrisch, wachsen aus „Der
Bevölkerung“ in einem Innenhof. Werden dafür aus
allen Himmelsrichtungen herangeschafft. Aber das ist die Ausnahme.
In der Regel bleibt das Grün bescheiden, darf aber hin und
wieder Wurzeln schlagen. Eine bombastische Monstera ist nirgendwo
zu finden.
Text: Kathrin Gerlof
Fotos: studio kohlmeier