Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 01-02 / 02.01.2006
Susanne Kailitz

Aufgekehrt ...

Es ist der dramatischste Augenblick, den eine Beziehungskrise zu bieten hat: die Rückgabe der Ringe. Wenn alles gesagt wurde, ist das Ablegen des symbolträchtigen Schmucks ein unübertrefflicher finaler Akt. Keine Geste sagt besser: Es ist vorbei. Endgültig.

Ein solches Drama spielt sich momentan zwischen Gouvernator Arnold Schwarzenegger und seiner Heimatstadt Graz ab. Die österreichische Stadt verübelt es ihrem berühmten Sohn, dass er trotz vieler Bittbriefe und Proteste die Begnadigung des vom Gangster zum Kinderbuchautor gewandelten Stanley Williams ablehnte und den Mann hinrichten ließ - woraufhin der Grazsche Gemeinderat, in dem Sozialdemokraten, Grüne und Kommunisten eine Mehrheit haben, beschloss, den Namenszug der "steirischen Eiche" vom örtlichen Sportstadium zu entfernen. Auf diese Ankündigung reagierte der in seinen Filmen knallharte Terminator dünnhäutig: In einem offiziellen Schreiben ließ Schwarzenegger den Grazer Bürgermeister wissen, er entziehe der Stadt das Recht, seinen Namen für "Graz-Werbezwecke" zu verwenden. Doch damit nicht genug. Im dritten Absatz seines Briefs holt der kalifornische Gouverneur zum finalen Schlag aus: Sein Ehrenring der Stadt, der ihm 1999 überreicht worden war, ist für Schwarzenegger "wertlos geworden" und befinde sich "bereits in der Post". Tja, Graz: Das wars. Auch wenn der Muskelmann betont, er bleibe auch weiterhin "mit ganzem Herzen Grazer, Steirer und Österreicher", dürfte diese Romanze an ihr Ende gekommen sein. Man kennt das ja von anderen Promipaaren: Erst wird verkündet, man bleibe auf alle Fälle befreundet, dann kommt der Rosenkrieg.

Böse Zungen munkeln, es gebe schon neue Partner: Schwarzenegger dürfte sich längst besser mit George W. Bush verstehen, der der Todesstrafe auch nicht abgeneigt ist, als mit den linken Grazer Gemeinderatsmitgliedern, die Arnie sogar die Ehrenbürgerschaft entziehen wollten. Und in Graz will man einen Großsponsor als neuen Stadion-Namensgeber gewinnen, um Geld für die Anlage hereinzuholen. Der Ring, mit dem man die neue Partnerschaft besiegeln könnte, dürfte in den nächsten Tagen ankommen.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2006.