Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union/
Berlin: (hib/AS) Die neuen EU-Mitgliedstaaten sollen dem Schengener
Informationssystem I (SIS I) möglicherweise vorübergehend
beitreten können. Ein entsprechender Vorschlag Portugals, ein
System SIS 1 Plus, werde im Moment geprüft, sagte
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) am
Mittwochvormittag im Europaausschuss des Bundestages. Die Zahl der
an SIS I angeschlossenen Mitgliedstaaten ist derzeit auf 18
Länder begrenzt. Deshalb war vorgesehen, dass die neuen
Mitgliedstaaten erst mit der Einführung der zweiten Version
der nichtöffentlichen Datenbank, SIS II, dem Schengenraum
beitreten sollten. Da sich die Umsetzung von SIS II bereits um
mehrere Monate verzögert hat, warten viele
EU-Mitgliedsländer bisher vergeblich auf einen Beitritt. Ob
eine Entscheidung über SIS I Plus bereits beim nächsten
EU-Gipfel im Dezember fallen werde, sei nicht sicher, erklärte
Schäuble. "Es ist nicht nur eine Frage des
Informationssystems, sondern des Standards der Außengrenzen",
räumte der Bundesinnenminister ein. Die beiden
Koalitionsfraktionen signalisierten ihre Unterstützung
für eine Übergangslösung. Hinsichtlich der deutschen
EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 betonte
Schäuble, dass in Fragen der Migration und Integration bereits
vorhandene Instrumente der Gemeinschaft wie beispielsweise die
Europäische Polizeibehörde Europol und die
Europäische Agentur für die Zusammenarbeit an den
Außengrenzen (FRONTEX) weiter gestärkt werden sollen.
Dabei machte er nochmals deutlich, dass die illegale Migration
unter die Zuständigkeit der EU falle, während für
die legale Migration allein die Mitgliedstaaten verantwortlich
zeichneten. Der Vertreter der Unionsfraktion sprach sich ebenfalls
dafür aus, anstelle neuer Behörden die integrierte
Zusammenarbeit unter den Verwaltungen zu stärken. "Man fragt
sich, wie man bisher mit diesen Aufgaben vorangekommen ist",
erklärte ihr Vertreter. Die SPD fragte den Minister, inwieweit
bei der Arbeit von FRONTEX die europapolitischen Bestimmungen und
Fragen der Menschenrechte berücksichtigt würden.
Gleichzeitig plädierte die Vertreterin der Fraktion bei der
legalen Zuwanderung für ein Quotensystem: "Ein Punktesystem
hat uns ja schon die Zuwanderungskommission von Rita Süssmuth
empfohlen", sagte sie. Von der Opposition merkte die Linksfraktion
an, dass es keine Maßnahmen zur Bekämpfung der Ursachen
von Migration gebe. "Das beunruhigt mich, weil wir die EU zunehmend
in eine Festung umwandeln", betonte ihr Vertreter. Auch die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sprachen sich für
Projekte aus, um die Ursachen von Flucht zu bekämpfen, und
begrüßte entsprechende Initiativen für den
Mittelmeerraum. Die FDP verwies in Fragen des
Informationsaustauschs auf den Prümer Vertrag als
"eigenständiges Vertragswerk". Das zwischenstaatliche
Abkommen, dem sieben EU-Mitglieder angehören, regelt die
Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Terrorismus,
grenzüberschreitender Kriminalität und illegaler
Migration. Schäuble rief abschließend dazu auf,
stärker das europäische Gesamtprojekt zu betrachten und
sagte: "Wenn wir Europa wollen, müssen wir die Menschen davon
überzeugen, dass das nicht mit einem weniger an Sicherheit
verbunden ist."