Neues Leben im Palast der Republik
Unter dem Motto "Volkspalast" soll der durch die Asbestsanierung entkernte Palast der Republik in Berlin drei Monate zum Treffpunkt von Berlinern und Touristen werden - vom 21. August bis 9. November. Tänzer, Schauspieler, Filmemacher und Musiker erwarten im ehemaligen "Palazzo Prozzo" jeden Tag bis zu 1.000 Neugierige. Laut Bundestagsbeschluss sollen im nächsten Frühjahr die Bagger anrücken. Vorher haben die Besucher noch einmal Gelegenheit, den mittlerweile wie einen Rohbau wirkenden Raum zu erkunden.
Ein Teil des Palastes wird für Schlauchbootfahrten mit Wasser geflutet. Skate-Boarder, BMX-Fahrer und Kletterer können den "Volkspalast" sportiv zurückerobern. Chöre aus ganz Deutschland singen in dem modrigen, staubigen Stahlkoloss. Architekten diskutieren unter dem Motto "Fun Palace of the republic" über "Flexibilität von Raum und Strukturen". Wer einfach nur gucken will, der kann sich zu vorgerückter Stunde an der selben Bar einen Drink genehmigen, die früher im Bowling-Center des Palastes stand.
Das Projekt des Vereins "Zwischen Palast Nutzung" provozierte bereits in seiner Planungsphase einen neuen Streit um die Gestaltung des Schlossplatzes, den der Palast im Moment eher verschandelt. "Es gibt keinen Grund, das Gebäude abzureißen", sagt dagegen "Volkspalast"-Initiatorin Amélie Deuflhard. "Lasst ihn einfach stehen bis ihr mit Euren Planungen soweit seid", fordert sie von den Politikern. Anstelle des Palastes soll das Hohenzollern-Stadtschloss mit historischer Fassade wieder errichtet werden, das Walter Ulbricht 1950 abreißen ließ. Derzeit ruhen allerdings die Planungen mangels Geld bei Bund und Land, weshalb nach dem Abriss erst einmal eine Grünfläche entstehen soll.
Kultursenator Thomas Flierl (PDS), unter dessen Schirmherrschaft die Zwischen-Nutzung steht, bezeichnet das Projekt als "urbanes Labor." Die Zwischennutzung solle die Abrissentscheidung politisch nicht in Frage stellen. Einen Abriss vor der Festlegung einer künftigen Nutzung des neuen Gebäudes lehnt er aber ab. Kritik rief auch die Finanzierung des "Volkspalasts" hervor, der vom Hauptstadtkulturfonds und der Bundeskulturstiftung unterstützt wird. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Renate Blank warf Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) Verschwendung von Steuergeldern für "ein Schaufenster der Diktatur" vor. dpa