Seit mehr als 40 Jahren gibt es die Kindernothilfe
Etwas gegen die Armut wollten sie tun. Vom deutschen Wirtschaftswunder etwas abgeben. Am Küchentisch saßen die engagierten Christen aus Duisburg 1959 beisammen. Ihre Idee: Die Kinderpatenschaft. Ein Spender in Deutschland erhält ein Patenkind in der Dritten Welt, das er im Idealfall ein halbes Leben lang begleitet. Es wurde ein Erfolgsrezept - aus den bescheidenen Anfängen entstand die Kindernothilfe, die mit rund 48 Millionen Euro jährlicher Spendeneinnahmen mittlerweile etwa 200.000 Kinder in 27 Ländern unterstützt.
"Im Moment helfen wir besonders Kindern, deren Eltern an AIDS starben", erklärt Pressesprecher Sascha Decker. "Denn wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass viele Länder die Krankheit immer noch tabuisieren, und die Infizierten ausstoßen." In Russland etwa gebe es an Schulen keinen Aufklärungsunterricht: "Man glaubt vielerorts, dass dieses Fach nur zur Sexualität anregt." Der Kindernothilfe sei die Information über Präventionsmaßnahmen daher ein besonders wichtiges Anliegen. Denn ein vergessenes Kondom kann tödlich sein.
Doch auch im Kampf gegen die Kinderarbeit ist das Hilfswerk engagiert. Im Gegensatz zu anderen Organisationen fordern die Duisburger allerdings kein vollständiges Verbot. "Ohne die Mitarbeit der Kinder könnten viele Familien einfach nicht überleben", erklärt die Referentin für Kinderrechte, Barbara Dünnweiler. Stattdessen bemühe sich das Hilfswerk vor Ort um Arbeitsplätze, die den Kindern wenigstens eine Möglichkeit zum Schulbesuch lassen. "Zumindest Schuldknechtschaft, die Arbeit unter Tage und natürlich die Prostitution wollen wir so vermeiden", erklärt Barbara Dünnweiler.
Und natürlich hat das Hilfswerk seine Wurzeln nicht vergessen: Mehr als 122.000 Kinder in Afrika, Asien und Südamerika können sich derzeit über einen Paten aus Deutschland freuen. In insgesamt 30 Städten von Flensburg bis München gibt es sogar "Patentreffs", Unterstützerkreise, in denen Ehrenamtliche neben der monatlichen Spende für die Patenschaft auch selbst Hand anlegen. In Fußgängerzonen stellen sie Infostände auf, in den lokalen Medien wird eifrig Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Denn wie vor mehr als 40 Jahren muss man nicht erst nach Afrika fahren, um etwas für die Dritte Welt zu tun. Ein kurzer Brief nach Duisburg reicht. Benjamin Lassiwe
Der Autor arbeitet als freier Journalist in Berlin.